Die Zukunft des Robert Habeck: "Er zieht dann endlich mit Baerbock gleich"

Früher fand man eigentlich jeden Tag irgendeinen Text über ihn im Internet. Manchmal sogar mehrere. 

Robert Habeck räumt Fehler beim Heizgesetz ein. Robert Habeck schlägt Sozialabgaben auf Kapitalerträge vor. Robert Habeck stellt einen Strafantrag, weil ihn ein Internetnutzer als "Schwachkopf" bezeichnet hat.

Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt eine neue Bundesregierung, die Grünen sitzen wieder in der Opposition. Und um Robert Habeck, den Ex-Bundeswirtschaftsminister und -Vizekanzler, ist es vergleichsweise still geworden.

"Habeck hätte wieder als Autor arbeiten müssen, weit entfernt vom Rampenlicht"

Vor ein paar Wochen wurde noch gerätselt, wie es für den Grünen jetzt weitergeht. "Habeck hatte zunächst den Eindruck erweckt, er ziehe sich wie seine ehemalige Co-Vorsitzende und Dauerkonkurrentin Annalena Baerbock vollständig aus der Bundespolitik zurück", sagt Susanne Gaschke zu FOCUS online. 

Die Journalistin hat eine Biografie über den Politiker geschrieben, die 2021 erschienen ist. Sie weiß wie der Grüne, der Philosophie studiert hat, tickt. Vom politischen Parkett in Deutschland zu verschwinden, das "klang nach Bilanz-Ziehen und Verantwortungsübernahme für eine ziemlich schlimme Regierungszeit", sagt Gaschke. 

"Doch anders als Baerbock ist es dem Ex-Wirtschaftsminister offenbar noch nicht gelungen, sich eine interessante Anschlussverwendung zu sichern." Die ehemalige Bundesaußenministerin will Präsidentin der UN-Generalversammlung werden. Sie tritt ohne Gegenkandidaten für die Position an, die Abstimmung am 2. Juni gilt als Formsache.

Habeck hätte "bei Totalrückzug tatsächlich wieder als Autor arbeiten müssen"

Gaschke sagt, Habeck hätte "bei einem Totalrückzug inklusive Aufgabe seines Bundestagsmandats tatsächlich wieder als Autor arbeiten müssen, weit entfernt vom Rampenlicht". 

"Insofern mag es ihn gefreut haben, dass 450.000 seiner Fans eine Online-Petition angeklickt haben, in der er geradezu angefleht wurde, Deutschland sein politisches Talent nicht zu entziehen."

In der Beschreibung ebenjener Petition war zu lesen, dass es gerade in Krisenzeiten "Menschen - und noch wichtiger Führungspersönlichkeiten - wie dich" braucht. Fast schon im Sekundentakt erhöhte sich die Zahl der Unterschriften. Das war Ende Februar. Und zeigt: Wahrscheinlich ist kein Grüner so populär wie Habeck.

Annalena Baerbock und Robert Habeck verlassen die erste Reihe der Grünen. Die Probleme bleiben.
Annalena Baerbock und Robert Habeck verlassen die erste Reihe der Grünen. Die Probleme bleiben. Foto: dpa/Jens Büttner

"Er entschied sich also, das Mandat zu behalten - war allerdings klug genug, kein großes öffentliches Aufhebens mehr darum zu machen", sagt Gaschke. Es ist auch ein generelles Verhalten, das sich bei Habeck seit Wochen beobachten lässt. Über sich selbst schweigt er beharrlich.

Klar ist: Die Bundestagswahl dürfte dem Grünen nachhängen. Seine Partei erreichte 11,6 Prozent der Stimmen, verschlechterte sich also im Vergleich zur Wahl 2021 um 3,1 Prozentpunkte.

Habeck hat es gleich zweimal nicht geschafft, Bundeskanzler zu werden. "2021 hat ihm Baerbock die Spitzenkandidatur für die Grünen weggenommen - und es dann vergeigt. 2025 hat er gegen Typen wie Olaf Scholz und Friedrich Merz verloren", so Gaschke.

"Habeck wird es den Wählern verzeihen - aber es bleibt eine schmerzliche Niederlage"

Die Wähler, so erklärt es die Biografin, waren offenbar weder von der Rolle der Grünen in der Ampel-Regierung noch Habecks persönlicher Leistung so überzeugt, wie sie es hätten sein müssen. "Er wird es ihnen irgendwann verzeihen, aber es bleibt eine schmerzliche Niederlage."

Zusammengefasst: Habeck wollte mehr, als er letztlich erreicht hat. Nun wird er sich im Bereich Außenpolitik engagieren. Grünen-Fraktionschefin Britta Hasselmann sagte dem ZDF im April: "Wir konstituieren gerade die Fraktion, und Robert Habeck wird sich - in Absprache mit uns - künftig im Auswärtigen Ausschuss um das Verhältnis Deutschland-USA kümmern." 

Gerüchte, der Ex-Wirtschaftsminister wolle nur noch bis zur Sommerpause Teil des Bundestags bleiben, dementierte die Pressestelle der Grünen-Fraktion. "Es ist nicht besprochen, dass Robert Habeck sein Mandat vor dem Sommer zurückgibt."

Aktuell ist er jedenfalls eines der 42 Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses, wie man auf der offiziellen Webseite des Bundestags nachlesen kann.

"Habeck zieht dann endlich mit Baerbock gleich"

Außenpolitik ist laut Gaschke die "Prärogative der Regierung". "Mit gesetzgeberischen Initiativen hat der Auswärtige Ausschuss daher nicht viel Arbeit." Seine Abgeordneten können der Journalistin zufolge aber das große internationale Wort schwingen und viel in der Welt herumreisen. 

"Außerdem zieht Habeck dann endlich thematisch mit seiner Dauerkonkurrentin Baerbock gleich, die ihn einmal mit der Bemerkung herabgesetzt hatte, sie selbst komme ja 'eher vom Völkerrecht' her, er vom 'Kühemelken'."

Die Frage, die bleibt, ist: Wird der Grüne in den kommenden Jahren noch eine wichtige Rolle auf dem politischen Parkett spielen? Gaschke sagt: Dass Habeck das möchte, "daran habe ich jedenfalls keinen Zweifel."