Istanbul: Zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen eingeliefert

Nach dem Tod einer Hamburger Mutter und ihrer zwei Kinder in Istanbul kommen weitere Details ans Licht. Das Hotel, in dem die Familie wohnte, wurde laut neusten Ermittlungen am 11. November mit Pestiziden besprüht. Dabei seien zunächst keine negativen Auswirkungen festgestellt worden. Wie "Cumhuriyet" jetzt berichtet, wurde das Hotel mittlerweile evakuiert und die dort noch befindlichen Gäste wurden in anderen Hotels untergebracht. Die Ermittler untersuchten Gegenstände in der Lobby und nahmen später einige der gesammelten Gegenstände zur Laboruntersuchung mit.

Die Polizei nahm zudem am Samstag drei weitere Verdächtige fest. Dabei handelt es sich "Cumhuriyet" zufolge um den Hotelbesitzer, den Sohn des Besitzers einer Schädlingsbekämpfungsfirma und einen Beamten, der die Sprühaktion durchgeführt hatte. 

Der Hotelbesitzer sei zudem bereits zweifach vorbestraft wegen „vorsätzlicher Körperverletzung“ und „unbezahlter Leistungen“. Auch der Sohn des Besitzers der Schädlingsbekämpfungsfirma habe drei Vorstrafen wegen „fahrlässiger Körperverletzung“, „Betrugs“ und „gefährlicher Freilassung eines Tieres“. Der Beamte hingegen habe laut "Cumhuriyet" keine Vorstrafen.

Zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen im Krankenhaus 

Außerdem wurde bekannt, dass zwei weitere Touristen mit Vergiftungserscheinungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Es soll sich dabei um einen Italiener und einen Marokkaner handeln. Sie übernachteten demnach in demselben Hotel in der Istanbuler Altstadt wie die Familie aus Deutschland. Die beiden klagten Anadolu zufolge über Übelkeit und Erbrechen, sie befinden sich demnach aber nicht in Lebensgefahr

"Wir bieten außer abgefülltem Hamidiye-Wasser keine weiteren Dienstleistungen oder Produkte an. Alle unsere Hotels werden regelmäßig desinfiziert", sagt Hotelmanager Orhan Oğlak gegenüber "Cumhuriyet" und fügt hinzu: "Wir haben nur abgefülltes Wasser. Wir haben die zuständigen Behörden informiert."

Vater auf Intensivstation - Warten auf Laborergebnisse

Die Mutter und ihre Kinder im Alter von drei und sechs Jahren waren mutmaßlich an einer Lebensmittelvergiftung gestorben. Genaueren Aufschluss sollen Laborergebnisse geben, die noch ausstehen. Inzwischen wurden die drei Hamburger in einem Ort der westtürkischen Provinz Afyonkarahisar beerdigt, wie Anadolu berichtete. An der Trauerfeier nahmen demnach Verwandte der Familie und Lokalpolitiker teil. Die Familie hat türkische Wurzeln. Der Vater der Familie wird auf einer Intensivstation in Istanbul weiter behandelt.

Ein Onkel des Vaters sagte Anadolu auf der Beerdigung in Afyonkarahisar, er sei zutiefst betroffen und forderte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden: „Wer auch immer das getan hat, muss bestraft werden“, sagte er. 

Als Todesursache wird weiterhin eine Lebensmittelvergiftung vermutet. Noch werde aber auf Laborergebnisse gewartet, so die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Ein erster Autopsiebericht habe kaum nennenswerte Hinweise geliefert. 

Vier Festnahmen

Am Freitag waren bereits vier Verdächtige festgenommen worden. Laut dem Staatssender TRT geht es um Verkäufer von Süßigkeiten, gefüllten Muscheln und einem Gericht aus Kalbsdärmen (Kokorec). Ihnen werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, berichtete Anadolu. Demnach sind alle Verdächtigen wegen anderer Delikte vorbestraft.