38-Jährige war obdachlos und wohnt jetzt für 19 Dollar pro Monat in Wohnung über Bahnstation

Quantavia Smith, eine 38-jährige Frau aus Los Angeles, hat nach Jahren der Obdachlosigkeit und dem Leben auf der Straße eine neue Perspektive gefunden. Im Juli zog sie in ein Studio-Apartment über einer U-Bahn-Station in East Hollywood.

Die Wohnung ist Teil eines Programms für bezahlbaren Wohnraum. Trotz des niedrigen Mietpreises von nur 19 Dollar pro Monat, umgerechnet rund 16,30 Euro, muss sie 30 Prozent ihres Einkommens für die neue Bleibe aufwenden. 

„Gefühl von Unabhängigkeit“: Wohnen für 19 Dollar in 2000-Dollar-Wohnung

„Es ist mehr ein Gefühl der Erleichterung, ein Gefühl von Unabhängigkeit“, sagte Smith dem US-amerikanischen Magazin „Fortune“. Das Apartment hat einen Marktwert von 2000 Dollar, rund 1720 Euro, und bietet ihr die Möglichkeit, ohne Auto mobil zu sein – ein wichtiger Aspekt in der Autostadt Los Angeles. Ihr Leben dort wird von einem Wohnprojekt der Stadt ermöglicht.

Die Santa Monica und Vermont Apartments, in denen Smith lebt, sind Teil eines Projekts der Los Angeles County Metropolitan Transportation Authority. Ziel ist es, bis 2031 insgesamt 10.000 Wohneinheiten in der Nähe von Verkehrsknotenpunkten zu schaffen. 

Stadtarbeiter bauen Zelte ab und entfernen persönliche Gegenstände während einer Räumung eines großen Obdachlosenlagers in Los Angeles am 31. Juli 2025.
Ein ehemaliges Camp von Obdachlosen in Los Angeles. IMAGO / Middle East Images

Stadt-Projekt soll drei Probleme auf einmal lösen

Laut dem US-Sender ABC sollen diese Projekte nicht nur bezahlbaren Wohnraum bieten, sondern auch vernachlässigte Stadtviertel beleben und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördern. Mehrere andere US-Metropolen haben ähnliche Programme aufgesetzt.

In dem sechsstöckigen Wohnkomplex, der seit Februar 300 neue Bewohner aufgenommen hat, ist die Hälfte der 187 Wohneinheiten für ehemals obdachlose Menschen wie Smith reserviert. Zusätzlich zur Hilfe bei den Mietzahlungen erhält sie Unterstützung durch eine Sozialarbeiterin, berichtet das US-Magazin.

Laternenumzug mit dem Kiezdrachen ab Heinrichplatz in Berlin Kreuzberg gegen Mietwucher, Gentrifizierung und Verdrängung (17.11.2018)
Die horrenden Mietpreise in Deutschland treiben zahlreiche Menschen auf die Straße – und das schon seit Jahren (Archivbild). IMAGO / Travel-Stock-Image

Deutsche geben mehr als ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen aus

Auch wenn die Miete von Quantavia Smith sagenhaft günstig ist, gibt sie im Verhältnis zu ihrem Einkommen mehr für ihr Appartement aus als die Menschen in der Bundesrepublik. Statistiken des Redaktionsnetzwerks Deutschland aus dem Dezember 2024 belegen, dass die Ausgaben eines Durchschnittshaushalts für die Wohnung 25,2 Prozent ihres Einkommens abdecken.

Die wuchernden Mietpreise werden durch die Baukrise zusätzlich verschärft. Von geplanten 400.000 neugebauten Wohnungen im Jahr 2024 wurden nur für 172.000 Baugenehmigungen erteilt.

5 Knackpunkte der Wohnungsnot in Deutschland

  • Steigende Baukosten: Bauherren zahlten 2000 noch 1233 Euro pro Quadratmeter, 2023 waren es bereits 2414 Euro. Baupreise legten von Sommer 2020 bis Sommer 2024 um 44 Prozent zu. Neubau-Mieten liegen bei rund 20 Euro pro Quadratmeter.
  • Zinswende verteuert Kredite: Seit 2022 erhöhen höhere Zinsen die Finanzierungskosten deutlich: Ein 500.000‑Euro‑Kredit zu vier statt einem Prozent bedeutet 28 Prozent höhere Monatsrate oder fast zehn Jahre längere Laufzeit mit 50 Prozent mehr Zinskosten.
  • Regeln und Bürokratie: „Wenn Sie ein Haus bauen, gibt es 20.000 Vorschriften in Deutschland. 1990 gab es 5000“, sagte etwa CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann im vergangenen Jahr. Standards bei Dämmung und Energieeffizienz verteuern direkt, Verfahren kosten Zeit und Geld.
  • Fachkräftemangel am Bau: Weniger Bautätigkeit verschärft den Arbeitskräftemangel, Beschäftigte wandern in andere Branchen ab. Gefordert ist schnellere Anerkennung ausländischer Qualifikationen.
  • Zusätzlicher Druck durch Schutzsuchende: Rund 3,3 Millionen Schutzsuchende lebten Ende 2024 in Deutschland, etwa vier Prozent der Bevölkerung. Sie benötigen ebenfalls Wohnraum und verknappen das Angebot.