Poinger Optimismus in schwierigen Zeiten - Vier neue Bürgermedaillenträger
Für einen fairen Umgang miteinander, für Mitmenschlichkeit und Respekt warb Poings Bürgermeister Thomas Stark beim Neujahrsempfang. Die neuen Bürgermedaillenträger zeigen, wie man miteinander umgehen kann.
Poing – Eines fiel in diesen Tagen, dem ersten Wochenende kirchlicher und kommunaler Neujahrsempfänge in Gemeinden des Landkreises Ebersberg, auf: Nahezu alle Bürgermeister warben in ihren Grußworten oder Ansprachen um mehr Toleranz, mehr Fairness im Umgang miteinander, eine friedliche Streitkultur, um Mitmenschlichkeit und Respekt. So sehr scheinen sie gegenwärtig einigen bedroht zu sein, dass auch Poings Rathauschef Thomas Stark der Hinweis wichtig war, alle sollten ein wenig mehr als bislang aufpassen auf unsere Demokratie und den Frieden in der Welt und auch am Ort.

„Jeder von uns kann dazu beitragen, im Kleinen wie im Großen, in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Schule, im Verein, in der Kommunalpolitik – und besonders auch im Internet und in den sozialen Netzwerken“, so Stark am späten Sonntagnachmittag vor gut 400 Gästen beim Neujahrsempfang der politischen und der beiden großen christlichen Gemeinden in der Aula des Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule. „Meinungsvielfalt“, so Stark, „und eine sachliche Streitkultur gehören genau so zum Wesen einer Demokratie wie ein gepflegter Umgangston und das Aufeinanderzugehen“. In seinen Worten klangen, deutlich vernehmbar, auch Sorgen mit, dass Tugenden des anständigen Umgangs miteinander in diesen Zeiten auf der Strecke bleiben könnten.
Die Bürgermedaillenträger 2024 im Kurzporträt
Seit der Gründung der SG Poing ist Stephanie Brenninger Übungsleiterin und dem Verein seit über 52 Jahren treu. Am Anfang leitete sie das Leichtathletiktraining für Kinder, später gab sie vor allem Aerobic- und Gymnastikkurse für Erwachsene. Bis heute ist sie aktiv und hält zwei Übungsleiterstunden pro Woche plus zweimal ein privates Bewegungstraining. In seiner Laudatio bezeichnete Bürgermeister Thomas Stark Brenninger als „sehr aktive Dame“.
Als „besonders kreative Frau“ stellte Stark Claudia Zörnweg vor. Sie ist seit ihrer Jugend in der katholischen Pfarrei St. Michael aktiv. Zu Beginn als Ministrantin, dann leitete sie Jugendgruppen, heute ist sie Vorsitzende des Pfarrgemeinderates. Zuvor, von 2018 bis 2022, war sie stellvertretende Vorsitzende. Zörnweg organisiert Benefizkonzerte, stellt abstrakte Krippenfiguren aus Treibholz her und bindet auch Onlinekanäle in die Kirchenarbeit ein. Seit etwa acht Jahren unterstützt sie die Firmteams als Gruppenleiterin, zudem organisiert sie Wochenendfreizeiten und Fahrten wie die Ministranten-Wallfahrt.
Tradition und Brauchtum pflegen, entsprechende Veranstaltungen organisieren: Bernhard Finauer hat vor 40 Jahren den Trachtenverein Aubergler mitgegründet und ist seitdem durchgehend dessen Vorsitzender. Bürgermeister Stark lobte ihn als „Motor des Vereins“. Anfangs hatten die Aubergler 28 Mitglieder, inzwischen sind es rund 270 Erwachsene und 50 Kinder und Jugendliche. Die Aubergler treten regelmäßig mit ihren Gruppen bei verschiedenen Veranstaltungen auf und spielen einmal im Jahr Volkstheater.
Auf verschiedene Arten ist Armin Rösl (Stark: „Ein Multitalent mit einem sehr großen Herz“) seit über zehn Jahren ehrenamtlich aktiv. Er sammelt mit unterschiedlichen Aktionen Spenden für soziale Zwecke in Poing (unter anderem für die Tafel) sowie für die Stiftung Regentropfen in Ghana. Als Nikolaus besucht er jedes Jahr zahlreiche Familien sowie Kitas, Schulen und private Straßenfeste. Auch das hierbei eingenommene Geld spendet er 1:1, ebenso wie den Erlös der Ü33-Faschingsparty sowie Einnahmen aus Fahrten mit seinem grünen Tuk-Tuk „Herr Lich“. Außerdem setzt sich Rösl als stellvertretender Vorsitzender und Sprecher der Deutschen DepressionsLiga für die Belange von Menschen mit Depression ein und klärt über diese schwere Erkrankung auf. In Poing hat er die Selbsthilfegruppe Depression gegründet, die er leitet. Außerdem hat er vor zehn Jahren die Privatinitiative „Weltstadtvorstadt mit Herz“ ins Leben gerufen.
Ein gutes Rezept, gegen derartige unerwünschte Entwicklungen anzugehen, seien Menschen, so der Rathauschef, die durch Ehrenämter dazu beitrügen, die Gemeinschaft zu stützen und das Leben am Ort auf vielfältige Weise lebenswerter zu machen. Sie seien nahezu unerlässlich für eine funktionierende Gemeinde.
Weil man das in Poing schon früh erkannte, schuf die politische Gemeinde vor genau 20 Jahren die Bürgermedaille; um damit Menschen auszuzeichnen, die sich im besonderen Maße im Ehrenamt für mehr die Gemeinschaft ins Zeug legten oder es noch immer tun. Heuer fiel die Wahl (geheim entschieden im Gemeinderat Ende vergangenen Jahres) auf Stephanie Brenninger, Claudia Zörnweg, Bernhard Finauer und Armin Rösl.
Nachbarschaftshilfe Poing vor dem Start
Das Auditorium in der Schulaula bot Thomas Stark am Sonntag zudem Gelegenheit, in Kurzform auf besondere Ereignisse des Vorjahres zu schauen und auch schon den Fokus auf 2024 zu richten. Zentrale Stichworte lauteten: Schwimmbad- und Mensabau, Förderprogramme in Verbindung mit dem Oberthema Klimaschutz, Windkraft am Gruber Taxet und der Start der neu gegründeten Nachbarschaftshilfe.
Meine news
(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen Ebersberg-Newsletter.)
Philipp Werner, katholischer Pfarrer, rief in seinem Grußwort zu mehr Optimismus auf. In der Welt gebe es so viele, die trotz riesiger Probleme sagten: „Wir kriegen das wieder hin“. Auch in Poing dürfe man sagen: „Die Zukunft wird gut. Das Beste kommt noch“. Im Kern nicht anders war auch die Botschaft seines Kollegen Michael Simonsen zu verstehen.
Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Ebersberg finden Sie auf Merkur.de/Ebersberg.