E-Rezept und digitale Praxis: Ebersbergs Ärzte-Vorstand erklärt, was Patienten wissen müssen

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So sieht die Zukunft aus: Auf einem Bildschirm in einer Apotheke sind Hinweise zum E-Rezept angezeigt. Es wurde zum Jahreswechsel in den Apotheken und Arztpraxen eingeführt. Der Ausdruck gilt nur noch als Notnagel. © Dpa

Die medizinische Versorgung ist im digitalen Wandel. Das bringt einige Änderungen für Patienten mit sich. Ein Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von E-Health.

Landkreis – Das medizinische Zauberwort der Stunde lautet „E-Health“, zu Deutsch „elektronische Gesundheit“. Trotz Technik-Hürden und hoher Kosten gilt die Parole: Die Zukunft der ärztlichen Versorgung vor Ort ist digital. Seit einem Jahr gibt es die elektronische Krankschreibung. Heuer neu: das papierlose Rezept. Kommendes Jahr soll die elektronische Patientenakte für alle kommen. Marc Block, Hausarzt in Zorneding, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Ebersberg, blickt auf Vergangenes, Gegenwärtiges, Künftiges.

E-AU – die digitale Krankschreibung

Seit 1. Januar 2023 ist die elektronische Variante der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung „E-AU“ Pflicht für die Praxen. „Das läuft geschmeidig – für den kassenärztlich versicherten Patienten“, sagt der Kreis-Ärztevorstand. In dem Satz schwingen zwei Einschränkungen mit: Einerseits hätten die Praxen bisweilen mit technischen Problemen zu kämpfen und müssten für die Infrastruktur einiges investieren. Andererseits gelte die Pflicht noch nicht für Privatpatienten. Und es gebe Arbeitgeber, die trotz Pflicht noch nicht empfangsbereit seien.

Der Standard ist laut Block der papierlose Transfer von der Praxis über die Krankenkasse an den Arbeitgeber. Dank telefonischer Krankschreibung die alle Praxen vornehmen können, und dank Video-Sprechstunden, die in manchen Praxen im Landkreis bereits gang und gäbe seien, können Ärzte ihren Patienten die Anfahrt oft ersparen – sofern sie einmal im Quartal das Karterl vorbeibringen. „Die Gesundheitskarte wird immer wichtiger“, sagt Block. Die anfänglichen Probleme mit der E-AU hätten sich stark gebessert. „Das wird bei den E-Rezepten genauso sein“, sagt der Arzt.

E-Rezept: Digitaler Weg zum Medikament

Die große Neuerung für 2024 ist die elektronische Schnittstelle zwischen Praxen und Apotheken: „Von den Patienten bekomme ich nur positive Rückmeldungen“, sagt Ärzte-Sprecher Block über erste Praxiserfahrungen mit dem E-Rezept. Auch Apotheken, die er kontaktiert habe, seien zufrieden.

Der große Vorteil: Die Rezepte können mithilfe der elektronischen Gesundheitskarte übertragen und binnen 27 Tagen in der Apotheke eingelöst werden – umständliche Apps, PINs, TANs, Passwörter und Zusatzgeräte, die gerade Senioren oft verzweifeln lassen, braucht es nicht. Für Smartphone-affine Patienten gibt es eine eigene App namens „E-Rezept“ mit mehr Funktionen, aber auch mehr technischen Hürden. Nur als Notlösung gilt ein ausgedruckter Zettel mit einem QR-Code, den die Apotheke einscannen muss.

Auch beim E-Rezept gelten Ausnahmen: Bislang ist es nur für Kassenpatienten verpflichtend. Und es ersetzt nur die roten Zettel für verordnungspflichtige Medikamente wie Antibiotika oder Blutdrucksenker. Selbstzahlermedikamente wie der klassische Hustensaft oder Hilfsmittel wie Blutzucker-Teststreifen verordnet der Hausarzt weiterhin auf Papier, auch bei Betäubungsmitteln geht es nicht ohne.

Signiert muss auch jedes digitale Rezept werden, mit einer PIN. Warten müssen die Abholer also möglicherweise trotzdem. „Der erste Schritt ist getan“, sagt Hausarzt Block über den neuen Weg zum Medikament, der wohl mit der Zeit auch die Ausnahmen erfassen werde.

Marc Block, Sprecher der Ärzte im Landkreis, in seiner internistischen Praxis in Zorneding. F: sro
Marc Block, Sprecher der Ärzte im Landkreis, in seiner internistischen Praxis in Zorneding. © Stefan Roßmann

E-PA: Die digitale Patientenakte

Die Zukunft gehört wohl der digitalen Patientenakte, die ab 2025 jeder nutzen können, aber nicht müssen soll. „Erstrebenswert, wenn bis dahin die Frage des Datenschutzes geklärt ist“, sagt der Ärztevorstand. „Das Wichtigste ist, dass die Daten sicher sind.“

Diagnosen, Medikation, Behandlungen – alles aus einer Hand und mit dem Patienten als obersten Herrn über seine Daten: So schaut die politische Wunschvorstellung aus, die technisch erst noch in Erfüllung gehen muss. Deshalb will der Ärzte-Vorstand nicht zu verbindlich in die Zukunft blicken. Klar ist: Vom Funktionieren der Technik ist die Praxen-Organisation zunehmend abhängig. Fällt der Strom aus, steht der Laden still.

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