Mysteriöser Brunnen im Ebersberger Forst gibt seine Geheimnisse nicht preis – noch nicht
Der mysteriöse Brunnen im Ebersberger Forst gibt seine Geheimnisse nicht so leicht preis. Die Lasermessung der Brunnenwände muss wiederholt werden. Die bisher vorliegenden Daten sind nicht verwertbar. Der Grund dafür liegt in der feuchten Tiefe.
Landkreis – Klar ist bisher, dass der Brunnen vermutlich aus der Zeit zwischen 1411 und 1444 stammt. Bei der jüngsten Untersuchung am 16. und 17. Oktober vergangenen Jahres sollte mit einem 3-D-Scanner der Brunnenschacht Stein für Stein dokumentiert werden. Es war eine aufwendige Aktion. Dazu wurde der Brunnen von der Ebersberger Feuerwehr ausgepumpt. 1100 Liter Wasser liefen durch den Schlauch. An einem Dreibein wurde der Scanner in die Tiefe gelassen. Die Ergebnisse waren laut Bernhard Häck vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zunächst vielversprechend.
Zunächst vielversprechend, dann Ernüchterung
Dann die Ernüchterung: Einfach ausgedrückt, hatten sich die Laserstrahlen des Scanners an der Oberfläche des nachsickernden Wassers am Brunnenboden gespiegelt. Die Vermessung muss nochmals durchgeführt werden, mit einem anderen Gerät. Dieses soll, wieder einfach ausgedrückt, die Spiegelung des Wassers „herausrechnen“ können. Heißt laut Häck, dass die Brunnenabdeckung entfernt, das Wasser wieder abgesaugt und auch alle anderen Arbeiten wiederholt werden. Dies könnte bereits Ende Januar oder Anfang Februar geschehen.

Experten vermuten Siedlung am Brunnen
Probleme gibt es auch bei der geomagnetischen Vermessung des umgebenden Geländes. Vermutet wird nahe des Brunnens eine Siedlung. Denn der Brunnen wurde extrem sorgfältig und mit hoher Qualität errichtet. „So etwas baut man nicht für ein kleines Gasthaus“, sagt Häck. Eine Spezialfirma macht sich auf die Suche nach dem verschwundenen Dorf, nach möglichen Resten von Pfostenlöchern, Fundamenten oder Mauern. Rote und gelbe, hüfthohe, daumendicke Stangen wurden zur Orientierung in parallelen Reihen aufgestellt, verbunden mit Bändern. Geophysikerin Kathrin Rieger ging mit einem Bodenscanner durch den Wald. Am Körper durfte kein Metall getragen werden, um das empfindliche Gerät nicht zu stören.
Geomagnetischen Vermessung zeigt Metallzaun an
Metall war dann doch der Grund dafür, dass die erhofften Ergebnisse ausblieben. Denn im Boden lagen Reste von Metallzäunen aus viel späterer Zeit. Weitere Gründe für Störungen waren laut den Experten starke Wurzeln der Bäume und der trockene Kiesboden. Aufschluss könnte eine echte archäologische Grabung geben. Doch das hält Häck derzeit nicht für angebracht. Dazu müssten Bäume gefällt werden. Falls es Reste einer Siedlung gibt, seien diese durch den Wald im Boden gut geschützt und für die Nachwelt erhalten. Baumaßnahmen, die eine Notgrabung notwendig machen könnten, seien an der Stelle nicht geplant. „Zudem wollen wir unseren Nachfolgern ja auch noch etwas Arbeit hinterlassen.“
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Runde Gebilde im Untergrund
Gefunden wurden bei der Untersuchung im Untergrund jedoch zwei runde Gebilde mit einem Durchmesser von acht bis neun Metern. Dabei könnte es sich vielleicht um Grabanlagen handeln, wie es sie auch weiter östlich der Staatsstraße im Forst gibt. Illegale Grabungen von Grabräubern hätten laut Häck jedoch keinen Sinn. „Es gibt keine Grabbeigaben.“
Deichel wird bei Mainz konserviert
In einem Teil des Projektes sind die Experten schon sehr viel weiter. Die aus dem Brunnen geborgene Holzdeichel, quasi ein Rohr zur Wasserförderung, war vorübergehend im Seegrasstadel am Forsthaus Hubertus gelagert. Die Deichel ist derzeit zur Konservierung bei Mainz. Künftig soll das historische Stück im Ebersberg Museum Wald und Umwelt ausgestellt werden, Möglicherweise schon ab diesem Frühjahr.
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