Trotz hoher Schulden sollen nächstes Jahr 18,1 Millionen Euro in die Kreisjugendhilfe fließen

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Zum Wohl der Kinder und Jugendlichen: Der Landkreis Weilheim-Schongau plant laut Entwurf des Jugendamtes 2025 hohe Ausgaben. © PantherMedia B76858785/rubchikovaa

Trotz hoher Schulden sollen nächstes Jahr 18,1 Millionen Euro in die Kreisjugendhilfe fließen – Kreistag muss noch zustimmen.

Landkreis WM-SOG – Noch ist der Haushalt 2025 des Landkreises Weilheim-Schongau nicht verabschiedet. Wegen der schlechten finanziellen Lage mit wahrscheinlich 98 Millionen Euro Schulden zum Jahresende und hohen Kosten für Personal, Krankenhaus, Sozialhilfe, ÖPNV und Jugendhilfe wird der Rotstift angesetzt. Bei der Jugendhilfe soll jedoch nicht gekürzt werden. Der Haushaltsansatz liegt um etwa 570.000 Euro höher als 2024. Die Zahlen sind von höheren Personalkosten, allgemeiner Teuerung, Fachkräftemangel und der Asylthematik geprägt.

Auf 53 Seiten stellte die stellvertretende Jugendamtsleiterin Christiane Gerum den Haushaltsentwurf im Jugendhilfeausschuss vor, der diesem im Anschluss einstimmig zustimmte. Das letzte Wort hat nun der Kreistag.

Große Posten in der Kostenaufstellung sind die Zuschüsse für den Kreisjugendring (333.000 Euro), die im Vergleich zum Kostenansatz in diesem Jahr leicht steigen, Kosten für die Jugendsozialarbeit an Schulen (mit 215.000 Euro gleichbleibend) und für Jugendzentren (125.000 Euro erstmalig). Vorab hatte das Gremium den neuen Förderrichtlinien für Jugendzentren zugestimmt und diese dem Kreistag zum Beschluss empfohlen. Festgelegt wurde darin eine jährliche Finanzspritze des Landkreises von bis zu 25.000 Euro für maximal eine Vollzeitkraft pro kreisangehörige Gemeinde.

Eine hohe Summe von 770.000 Euro ist für verhältnismäßig „wenige Fälle“ eingeplant, in denen Mütter mit ihren Kindern gemeinsam in stationären Einrichtungen betreut werden, so Gerum. In den Verbleib von Kindern bei ihren alleinerziehenden Eltern zu investieren „rentiert sich immer“, so Gerums Erfahrung, auch wenn diese Maßnahme aufgrund des Betreuungsaufwands teuer sei. Mit acht bis neun Fällen plant man im kommenden Jahr.

720.000 (plus 35.000 Euro) beträgt voraussichtlich die Kostenübernahme für Kinderbetreuung in Krippen, Kindergärten und Horten. Die Erhöhung begründet Gerum mit steigenden Zahlen bei der Unterbringung, weil junge Eltern beziehungsweise Alleinerziehende früh in die Erwerbstätig zurückkehren, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Es würden mehr Kinder unter drei Jahren betreut, was aufwendig und kostenintensiv sei.

Schwer ins Gewicht fallen auch die 720.000 Euro (gleichbleibend) für Erziehungsbeistandsschaften, ambulante Hilfen, durch die jung e Menschen im Familienverband bleiben und Eltern bei der Erziehung unterstützt werden. Die Kosten für ambulante Betreuung junger Asylbewerber, oft nach Heimbesuchen, zählen dazu. Zusätzliche 1,1 Millionen Euro (gleichbleibend) verschlingt die sozialpädagogische Hilfe durch Ehe-, Familien- und Jugendberatung mit dem gleichen Ziel.

Heimunterbringung ist teuer

Mit 210.000 Euro (voraussichtlich gleichbleibend zum Ansatz, jedoch zu 2023 um 47.000 Euro höher) beziffert Gerum die voraussichtlichen Kosten für Integrationsplätze in Horten, unter anderem wegen gestiegener Personalkosten. 60.000 Euro mehr, insgesamt 930.000 Euro, wird der Landkreis voraussichtlich für Vollzeitpflege von Kindern bei Pflegeeltern ausgeben. Das liegt an den gestiegenen Pflegegeldern und den hohen Kosten für Erstausstattungshilfen und Pflegestellenbegleitung.

Auch die Kosten für Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen steigen unter anderem wegen höherer Personalkosten und einem Mehrbedarf an betreuungsintensiveren Plätzen. In den Posten sind auch Kosten für die Betreuung von ausländischen Familien mit anerkanntem Flüchtlingsstatus integriert. Es wird zwar auf der Einnahmen-Seite mit einer rund 120.000 Euro höheren Erstattung durch Gemeinden gerechnet, trotzdem belaufen sich die Ausgaben voraussichtlich auf 3,7 Millionen Euro.

Wegen steigenden Bedarfs 800.000 Euro (2024 voraussichtlich 700.000 Euro) verschlingt die Heimunterbringung von jungen Volljährigen in stationären Einrichtungen, darunter ehemalige minderjährige unbegleitete Ausländer.

An Bedeutung gewinnt künftig die Schulbegleitung von Kindern und Jugendlichen mit seelischen Behinderungen als ambulante Form der Eingliederung in den Klassenverband. 750.000 Euro (2024 voraussichtlich 500.000 Euro) sind eingeplant und im Finanzplan 2028 sind es voraussichtlich 868.000 Euro. Mit 2,8 Millionen Euro wurden die Ausgaben für die Eingliederung von seelisch behinderten Kindern und Jugendlichen etwa mit Essstörungen, suizidalen Tendenzen oder Depressionen in heilpädagogischen und therapeutischen Einrichtungen eingepreist. 529.000 Euro wurden für das Defizit der Erziehungsberatungsstelle, die von der katholischen Jugendfürsorge Augsburg betrieben wird, berücksichtigt.

Im Vergleich zum Ansatz 2024 mit 14,7 Millionen Euro plant der Landkreis nächstes Jahr 15,3 Millionen Euro an Jugendhilfe-Investitionen: Die Gesamtausgaben belaufen sich laut Entwurf auf 18,1 Millionen und die Einnahmen (von Gemeinden, Land, Eltern) auf 2,8 Millionen Euro.

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