Geplante Fusion der Leitstellen in Fürstenfeldbruck und Oberland: Rettungskräfte warnen vor erheblichen Sicherheitsrisiken

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Fusionierung nur mit getrennten Standorten: Die ILS-Mitarbeiter Oberland scheinen nicht grundsätzlich gegen eine Fusion mit der ILS FFB zu sein, den Standort in Weilheim will man aber nicht aufgeben. © Fleischer

Die geplante Zusammenlegung der Integrierten Leitstellen Fürstenfeldbruck und Oberland sorgt für heftige Diskussionen. Mitarbeiter der ILS Oberland warnen vor erheblichen Risiken für die Sicherheit und Effizienz der Rettungskette. Besonderes Augenmerk besteht im Hinblick auf regionales Know-how, technische Inkompatibilitäten und die Herausforderungen einer schnellen Umsetzung.

Landkreis – Die geplante Fusion der Integrierten Leitstellen Fürstenfeldbruck und Oberland (wir berichteten) schlägt hohe Wellen. Die ILS-Mitarbeiter sehen „erhebliche Risiken für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger sowie für die Effizienz der Rettungskette in unserer Region“. Eine derart schnelle Zusammenlegung (innerhalb von nur 14 Monaten) könnte zu verzögerter Hilfe, Kommunikationsproblemen und einer insgesamt verminderten Leistungsfähigkeit führen. Ihr dringender Appell: diese Fusion einer gründlichen Prüfung zu unterziehen und sich für eine wirklich zukunftsorientierte Lösung einzusetzen.

Alexander Roth spricht im Namen der Mitarbeiter der ILS Oberland: „Mit großer Sorge betrachten wir die Pläne zu einer überstürzten Fusion der Integrierten Leitstellen Fürstenfeldbruck und Oberland und damit die potenziell negativen Auswirkungen auf die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, sowie der Effizienz unserer Rettungskräfte in den betroffenen Landkreisen.“ Die Region Oberland zeichne sich durch ihre einzigartige geografische Lage aus. Die Berge,Täler, Seen, Wildflüsse und die dichte Bewaldung stellten besondere Herausforderungen für die Rettungskräfte dar, so der ILS Oberland-Sprecher.

Verlust von regionalem Know-how

Die Mitarbeiter der ILS Fürstenfeldbruck hätten beispielsweise kaum Erfahrung mit Einsätzen im unwegsamen Gelände, Bergwaldbränden oder Berg- und Skiwachteinsätzen. In der ILS Oberland dagegen verfüge man über ein tiefgehendes Wissen über diese Region, sei vertraut mit den örtlichen Einsatzkonzepten und somit in der Lage, schnell und effizient auf unterschiedlichste Einsatzlagen zu reagieren. Die über Jahre gewachsene Zusammenarbeit mit örtlichen Einsatzkräften, Katastrophenschutzbehörden, Krankenhäusern, Polizeidienststellen und weiteren regionalen Institutionen würde durch eine Fusion gefährdet.

Gefährdung der Einsatzbereitschaft

Roth: „Bewährte Einsatzkonzepte, wie sie sich beispielsweise bei den Ereignissen in Burgrain (Zugunglück) und Bad Bayersoien/Benediktbeuern (Hagelkatastrophe) herausgebildet haben, müssten in einem solchen Fall vollständig überarbeitet werden.“ Die unterschiedlichen technischen Systeme, Arbeitsweisen und Einsatzkonzepte der beiden Leitstellen müssten in kürzester Zeit harmonisiert werden, was zu Fehlern und Verzögerungen führen könnte.

Roth befürchtet auch, dass die langen Anfahrtswege nach Maisach (FFB) dazu führen, dass Mitarbeiter kündigen. „Eine Verlegung der Leitstelle würde zumindest teilweise zu einem Verlust dieses wertvollen Know-hows führen und die hohe Effizienz in kritischen Situationen gefährden.“

Touristen

nicht bedacht?

Alle bisherigen Überlegungen des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung ZRF Oberland beschränkten sich laut ILS-Mitarbeiter ausschließlich auf die Einwohnerzahlen der drei Landkreise Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen im Gebiet der ILS Oberland, insgesamt 380.000 Einwohner, und vernachlässigten dabei die erhebliche Anzahl von rund 3,6 Millionen Übernachtungsgästen insgesamt sowie beispielsweise 7,4 Millionen Tagesgästen allein im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen oder 4,2 Millionen Tagesgäste im Markt Garmisch-Partenkirchen.

Unzureichende

Planung

Außerdem: Der vorgelegte Zeitplan der Zusammenlegung sieht Roth als unrealistisch an; die Risiken würden offensichtlich unterschätzt. „Die Leitstellen Amberg und Weiden beispielsweise planen ihre Fusion bis zur Inbetriebnahme der neuen, gemeinsamen ILS über mindestens fünf Jahre.“ Es fehle an einer detaillierten Analyse der möglichen Folgen der Fusion und an konkreten Lösungsvorschlägen für auftretende Probleme.

Technische

Inkompatibilitäten

Zudem gebe es technische Herausforderungen. In der ILS FFB seien nur Siemens Brandmeldeanlagen integriert. Die Anbindung der 142 Bosch Brandmeldeanlagen der ILS Oberland müssten dann alle einzeln neu umgestellt werden. Etwa 8.700 Tetra-Funkgeräte und Pager müssten für die ILS FFB und bayernweit umprogrammiert werden Roth erklärt: „Es müsste, zumindest für eine Übergangszeit, eine doppelte Alarmierungstechnik installiert werden da die Systeme der ILS Oberland und der ILS FFB aktuell nicht voll umfänglich kompatibel sind.“ Personal müsste umfangreich geschult werden.

Fusion teurer als neuer Standort in Weilheim

Und last but not least: die Kosten. Auf der Pressekonferenz letzte Woche sagte Landrätin Andrea Jochner-Weiß: „Billiger als ein Bauvorhaben vor Ort kommt die Fusion dem Landkreis jedoch nicht. Über eine Verbandsumlage müssen sich die Oberland-Landkreise über dreißig Jahre an der 50-Millionen-Euro-Investition in Maisach beteiligen.“ Roth kontert: „Dagegen stehen die einmaligen Investitionskosten für den weiteren Betrieb in Weilheim, was nur wenige Millionen über die nächsten zehn Jahre bedeuten würde und die Arbeitsstelle am Standort Weilheim erhalten würde.

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