Aufregende Frau mit Charme und Intellekt: Klaus Guth erinnert sich an Ruth Maria Kubitschek
Ruth Maria Kubitschek - kürzlich im Alter von 92 Jahren verstorben - hat tiefen Eindruck gemacht. Schauspielkollege Klaus Guth aus Krün erinnert sich an unvergessliche Momente.
Krün – „Höflich, nett, bescheiden, still – eine wunderbare Kollegin“: Wenn sich Klaus Guth (83) an die kürzlich im Alter von 92 Jahren verstorbene Kollegin Ruth Maria Kubitschek erinnert, fallen ihm nur glanzvolle Eigenschaften ein. Den Schauspieler und Synchronsprecher, der mit seiner Frau früher in Wallgau gelebt hat und seit sechs Jahren in Krün wohnt, hat der Tod der Grande Dame aus Film und Fernsehen schwer getroffen.
„Ich war so traurig wie lange nicht. Weil ein mir nahe stehender Mensch gestorben ist“, gesteht Guth.
Wann der gebürtige Mecklenburger mit der markanten Brille und Stimme seine prominente Kollegin letztmals gesehen hat, bringt er gar nicht mehr richtig zusammen. Mindestens 30 Jahre müsse das her sein, vermutet er. Gemeinsam vor der Kamera standen sie nur einmal: Für die Produktion des „Monaco Franze“, jener hinreißenden Serie um den von Helmut Fischer gespielten Ewigen Stenz.

1982 waren alle Folgen abgedreht, danach traf Guth seine Kollegin noch einige Male in München und bei anderen Filmprojekten. „Sie war so aufmerksam, wir haben uns immer blendend verstanden“, schwärmt er noch heute. Auch wenn es keinen telefonischen Kontakt gab und Ruth Maria Kubitschek zuletzt zurückgezogen in der Schweiz lebte, gab es doch eine starke Verbindung. „Und die ist innerlich immer geblieben.“
Einen Satz aus der Monaco-Franze-Folge „Der Friedensengel“ hat sich Guth bis heute gemerkt. „Es hat sich ausgespatzelt“, brummt er in Person von Staatssekretär Dr. Manfred Braun zum Monaco Franze, der seine Frau meist liebevoll „Spatzl“ nennt.
Weil es unter Regisseur Helmut Dietl oft sehr lange Drehpausen bei den Innenaufnahmen gab, verbrachten Guth, Kubitschek und Fischer viel Zeit miteinander. Im Ruheraum legten sie sich öfter aufs Bett und erzählten sich aus ihrem Leben und von ihren Eheproblemen.
Mit dieser Art von Unterhaltung wäre Frau Kubitschek nicht glücklich geworden.
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„Das Warten war nie langweilig, wir haben uns gut unterhalten, haben gelacht und auch mal geweint.“ Dietl soll dabei mitunter zugehört und die Dialoge später listig ins Drehbuch eingebaut haben. „Ruth Maria Kubitschek war nie unzufrieden oder ungeduldig. Das war zum Lernen für uns alle“, beschreibt der 83-Jährige die Verstorbene, die er zeitlebens siezte.
Kennengelernt hatte Guth die Schauspielerin bereits Ende der 1950er Jahre in Schwerin, wo sie ein Theaterengagement hatte. Für den um acht Jahre jüngeren Guth und dessen männliche Kollegen war die erste Begegnung mit Kubitschek beeindruckend: „Eine für Herz und Lende aufregende Frau“, drückt es Guth in der ihm ganz besonderen Weise aus. Ja, Ruth Maria Kubitschek hatte Intellekt und verkörperte gleichzeitig die Femme fatale.
Mitte der 1960er dann kreuzten sich die Wege der beiden wieder, als sie ein Gastspiel in Konstanz hatte. Sie sei überhaupt keine egoistische Frau gewesen – diese Charakterschwäche will Guth dafür bei vielen anderen Kollegen erkannt haben. „Jemand, der gut zuhören kann, der würde sich Ruth Maria Kubitschek als Vorbild wünschen“, verdeutlicht der Isartaler. Er hat sich in manchen Lebenslagen gedacht: „Was würde Frau Kubitschek dazu sagen?“
Erst Anfang der 1980er trafen sich Guth und Kubitschek wieder bei den Dreharbeiten zum Monaco Franze. „Sie war anders als wir alle. Diese Bescheidenheit, das war halt ihre Art.“ Wie Guth so hat auch die verstorbene Schauspielerin seit Jahren nicht mehr in ihren Beruf gearbeitet, sie widmete sich im Alter der Meditation und der Esoterik. Mit dem Einzug vieler aktueller Serien hat Klaus Guth so seine Probleme – wegen der Oberflächlichkeit. Und er ist sich sicher: „Mit dieser Art von Unterhaltung wäre Frau Kubitschek nicht glücklich geworden.“