„Großer Wunsch in Erfüllung gegangen“ – Trachtenverein freut sich über erste eigene Chronik
Der Volkstrachtenverein „Ettaler Manndl“ wird in diesem Jahr 125 Jahre alt. Zum großem Jubiläum gabs nun ein besonders Geschenk: Eine eigene Chronik.
Ettal/Graswang – Genau genommen hat der Volkstrachtenverein „Ettaler Manndl“ seinen Geburtstag schon hinter sich. Am 26. März 2024 jährte sich die Gründung zum 125. Mal. Das dazugehörige Fest steht aber noch aus. Ende des Monats (27. bis 30. Juni) feiern die Trachtler mit einem großen Bierzelt in Graswang. Kurz zuvor bekamen die Mitglieder noch etwas, das ihnen bislang fehlte: eine eigene Chronik.
Wenn es um Ortsgeschichte geht, führt in Ettal kein Weg an Martin Heigl vorbei. Der Gemeinde-Archivar und Hobby-Historiker hat die Vergangenheit des Ammertals im Landkreis Garmisch-Partenkirchen intensiv erforscht. Mehrere Bücher und Chroniken hat er mitverfasst. „Wir wollten unbedingt, dass jemand unsere Geschichte festhält“, sagt Maximilian Schwarz, Zweiter Vorsitzender des VTV Ettal-Graswang.
Wir wollten unbedingt, dass jemand unsere Geschichte festhält.
Eigene Chronik für Trachtenverein Ettal-Graswang – Auch die Bürgermeisterin half fleißig mit
Das hat Heigl nun getan – auf 150 Seiten. Ein halbes Jahr saß er an seinem Werk. Unterstützung bekam er dabei auch von Bürgermeisterin Vanessa Voit (FWG). Im ersten Abschnitt der Chronik widmet sie sich der Tracht, ihrer Bedeutung in Ettal und dem Graswangtal sowie der Frage, wieso die Wittelsbacher Herrscher eine wichtige Rolle spielten. Als studierte Volkskundlerin kann sie hier spannende Einblicke geben. Das macht auch Martin Heigl im Hauptteil. Darin arbeitet er die komplette Vereinsgeschichte auf.
Angefangen mit der Geburtsstunde im Jahr 1899. Der Initiator war Konstantin Reichenbach, ein Münchner, den es aus beruflichen Gründen ins Klosterdorf verschlagen hatte. Mit sieben Mitstreitern gründete er im alten Klosterbräustübl den VTV „Ettaler Manndl“, der schnell Anklang fand. Am Jahresende waren bereits 35 Mitglieder beigetreten. „Für diese Zeit ein enormer Zuwachs“, sagt Heigl. Bei der Recherche halfen dem Autor die alten Kassenbücher. Darin las er auch, dass die erste Vereinsfahne von 1901 den Trachtlern 945 Mark kostete. Um das zu stemmen, steuerte jedes Mitglied drei Mark „Fahnengebühr“ bei.

Nach 123 Jahren geht die alte Vereinsfahne in den Ruhestand – zum Jubiläum gibts eine Neue
Die Investition lohnte sich. Ganze 123 Jahre war die Fahne im Einsatz. Einige Male wurde sie restauriert. Pünktlich zum Jubiläum hat sich der Verein um Vorstand Leonhard Lutz nun ein neues Exemplar sticken lassen. Das werden die Trachtler am Festsonntag (30. Juni) präsentieren. Drei Tage zuvor (27. Juni) starten die Feierlichkeiten bereits mit einem Auftritt der „Brettl-Spitzen“. Die Anschaffung der neuen Fahne ist das letzte Ereignis, das Heigl in seiner Chronik aufgreift. In den 125 Jahren zuvor erzählt er zahlreiche Anekdoten.
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Auch, dass sich Trachten- und Musikverein lange weniger gut verstanden. „Die Graswanger sind früher zum Trachtenverein gegangen, die Ettaler zur Musik“, sagt Heigl. Viele Reibereien, auch wegen der Höhe der Musiker-Gagen, fanden 1977 ihren Höhepunkt. Damals veranstalteten die Musiker jährlich ein Gartenfest an der Ettaler Mühle. Die Bühne bauten sie am Vorabend auf und gingen ahnungslos zu Bett. Am nächsten Morgen trauten sie ihren Augen nicht: Die Bühne war weg. 13 Graswanger Trachtler hatten sie spätabends noch abgebaut. Die Musikanten schrieben in ihrer Chronik: „Diese Tat wird Folgen haben.“
Hier gibts das neue Werk
Die Chronik des VTV „Ettaler Manndl“ ist ab sofort bei der Drechslerei Eduard Heigl, Werdenfelser Straße 30 in Ettal, erhältlich. Preis: 25 Euro.
Reiberein zwischen Musikanten und Trachtlern haben sich mittlerweile gelegt
Mit neuen Vorständen legten sich die Streitereien. In der Musikkapelle sind mittlerweile viele Graswanger und die Trachtler bekommen auch Unterstützung aus Ettal. Ende Juni feiern nun alle zusammen. Auch um seine Bühne muss sich niemand mehr Sorgen machen. (tsch)