Tag der Bundeswehr: Pazifisten wettern gegen „Propaganda-Show“
Ein Volksfest sollte der „Tag der Bundeswehr“ in Mittenwald werden. Nicht für alle: Denn wie erst jetzt publik wurde, hatte sich neben dem Verteidigungsminister auch die Deutsche Friedensgesellschaft (DFG) angekündigt. Doch dann folgte aus bekannten Gründen die Absage.
Mittenwald/München – Hätte der Tag der Bundeswehr am kommenden Sonntag in Mittenwald nicht wegen der Hochwasser-Katastrophe abgeblasen werden müssen, dann hätte es bei der Militär-Veranstaltung auch lästige Nebengeräusche gegeben – und zwar von der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner“, kurz DFG-VK. Dieses über 130 Jahre alte pazifistische und antimilitaristische Bündnis zählt in Bayern rund 500 Gleichgesinnte.
Nachdem der „Tag der Bundeswehr“ zumindest in Mittenwald aus nachvollziehbaren Gründen vorerst Geschichte bleibt, hat nun auch die DFG mangels Plattform nachgezogen. In einer Presse-Mitteilung begrüßt die Deutsche Friedensgesellschaft die Verwendung der Soldaten „für sinnvolle und nützliche Aufgaben“. Bayerns DFG-Sprecher Thomas Rödl findet: „Damit sind die Steuergelder der Bürgerinnen und Bürger besser investiert, als für die geplante Propaganda-Show, die nur dazu beitragen soll, den Krieg zu verharmlosen, und die Kriegstüchtigkeit der Menschen zu befördern.“
Wir sind harmlose und zum Teil ältere Leute, die nicht vorhaben, Krawall zu machen.
Hätte es morgen den „Tag der Bundeswehr“ gegeben, dann stünden am Muli-Denkmal unmittelbar an der Zufahrt zur Edelweiß-Kaserne zehn friedensbewegte Aktivisten, verteilten dort Flugblätter und hätten mit Besuchern ins Gespräch kommen wollen. Auch wenn der Konvoi gepanzerter Limousinen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) vorbeigeschossen wäre, hätte man laut Rödl das Gespräch gesucht, aber alles im vertretbaren Rahmen. „Wir sind harmlose und zum Teil ältere Leute, die nicht vorhaben, Krawall zu machen.“
Am 15. Mai gab es im Landratsamt ein Abklärungsgespräch zwischen Polizei und Bundeswehr auf der einen und der Friedensgesellschaft auf der anderen Seite. Die Runde soll im Gegensatz zu den Verhandlungen mit den linksgerichteten Brendtengegnern Anfang der 2000er Jahre reibungslos abgelaufen sein. Allerdings weiß Landratsamtssprecher Wolfgang Rotzsche nichts von einem genehmigten Protestplatz am Muli-Denkmal, sondern nur von dem im Obermarkt. Eine Information an die heimische Bevölkerung im Vorfeld soll ihm zufolge nicht notwendig gewesen sein, weil anders als bei den Bauern-Demos keine wichtigen öffentlichen Bereiche von dem DFG-Protest betroffen gewesen sind.