Elon Musk reißt Wortwitze mit den Namen von Nazi-Verbrechern, anstatt sich glaubhaft von deren Gedankengut distanzieren. Rechtsextreme feiern ihn.
Washington D.C. – Eine klare Distanzierung von nationalsozialistischem Gedankengut sieht anders aus: Der rechte US-Milliardär Elon Musk machte sich am Donnerstag (23. Januar) über Kritik an seiner Hitlergruß-ähnlichen Geste, die er bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump zeigte, lustig. Auf seiner Plattform X postete er Wortspiele mit dem Namen von Nazi-Verbrechern. Scharfe Kritik an dem Post kommt von US-Bürgerrechtlern.
Musk distanziert sich immer noch nicht von Hitlergruß-ähnlicher Geste und reißt stattdessen Witze
Konkret schrieb Musk etwa: „Sag nicht Hess zu Nazi-Vorwürfen.“ Vermutlich ersetzte „yes“ (ja) durch den Namen Heß. Musk nannte Rudolf Heß, Joseph Goebbels, Heinrich Himmler und Hermann Göring – alles Nazi-Verbrecher, die an der Seite Adolf Hitlers den Holocaust, die millionenfache Ermordung von Jüdinnen und Juden. Ans Ende seines Postings setzte Musk ein Emoji, der Tränen lacht. Es ist nicht die erste hämische Reaktion auf die Empörung nach seiner Geste.
US-Bürgerrechtsorganisation: „Elon Musk, der Holocaust ist kein Witz“
Der Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation Anti-Defamation League, Jonathan Greenblatt, schrieb auf X zu Musks Post: „Wir haben es Hunderte Male gesagt und wir werden es wieder sagen: Der Holocaust war ein einzigartig böses Ereignis, und es ist unangemessen und beleidigend, ihn zu verharmlosen. Elon Musk, der Holocaust ist kein Witz.“ Die Anti-Defamation League hatte nach der Aufregung um Musks Auftritt nach der Amtseinführung von Trump Besonnenheit in diesen unruhigen Zeiten angemahnt und zu der Geste des Unternehmers geschrieben: „Es scheint, dass Elon Musk in einem Moment der Begeisterung eine ungeschickte Geste gemacht hat, keinen Nazi-Gruß.“
Historikerin: Musk machte ziemlich aggressiven „Nazi-Gruß“
Die US-Historikerin Claire Aubin, die sich mit Nationalsozialismus in den USA befasst, schrieb auf X, der Gruß Musks sei in der Tat ein „Sieg Heil“ wie bei Hitler gewesen. „Nach meiner professionellen Einschätzung haben sie alle Recht“, schrieb sie mit Blick auf viele Nutzer, die das genauso sahen. Auch die Faschismus-Forscherin Ruth Ben-Ghiat schrieb auf der Konkurrenz-Plattform Bluesky, dies sei ein „Nazi-Gruß“ gewesen – „und zwar einer, der ziemlich aggressiv war“. Auf die Kritik hin, distanzierte sich Musk nicht ausdrücklich von nationalsozialistischem Gedankengut oder Ästhetik, sondern warf seinen Kritikerinnen „schmutzige Tricks“ vor.
„Heil Trump“ – Rechtsextreme feiern Musk
Unabhängig, wie genau Musk die Geste vielleicht gemeint hat: Die extreme Rechte in den USA feierte Musks Geste: Eine Gruppe der rechtsextremen Miliz Proud Boys, deren Mitglieder Trump am Montag für die Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 begnadigt hatte, teilte ebenfalls ein Video des Moments auf Telegram. Dazu schrieb sie: „Hail Trump“ („Heil Trump“). Christopher Pohlhaus, der Anführer der Neonazi-Gruppe Blood Tribe, teilte auf Telegram ein Video, das Musks Geste mit Aufnahmen von Hakenkreuz-Fahnen tragenden maskierten Mitgliedern der Gruppe verknüpft. Follower reagierten mit Blitz-Emojis – einer Anspielung auf die Nazi-Verbrecherorganisation SS.
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Der Extremismus-Experte T. Kenny Fountain von der Universität Virginia sieht in den Reaktionen der Rechtsextremen auf die Musk-Geste ein „gefährliches“ Signal: „Wenn ein eifriges Publikum diese Geste als bedeutungsvolle Bestätigung interpretiert, bewegen wir uns auf gefährlichem Terrain“, schrieb Fountain auf Bluesky. Es überrasche ihn nicht, dass viele Rechtsextreme das so interpretieren. (kb mit dpa und afp)