„Wir sind schon bei der Fernwärme 2.0“: Bei der Energiezentrale in der Layritzhalle steht Testlauf bevor

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Das Herzstück der Energiezentrale in der zweiten Etage der alten Layritzhalle: der Holzkessel und Teile der Filteranlage in der Bildmitte sowie der obere Teil der Pufferspeicher; im Bild mit Stadtwerke-Vorstand André Behre. © Wolfgang Schörner

Die neue Energiezentrale in der Layritzhalle steht vor der Fertigstellung. Für September ist ein erster Testbetrieb geplant. Läuft alles gut, könnte das Kraftwerk mit seinem 1,8-Megawatt-Holzkessel ab Mitte Oktober das gesamte Penzberger Fernwärmenetz mit warmem Wasser versorgen.

Einst war das riesige Gebäude die Maschinenhalle des Bahnkraftwerks. Später modernisierte die Firma Layritz dort Dieselloks. 2017 kaufte die Stadt die Layritzalle, anfangs mit der Idee, dort ein Blaulichtzentrum einzurichten. Nun wird daraus ein Kraftwerk für das Fernwärmenetz, gebaut und betrieben von den Penzberger Stadtwerken. Die Arbeiten stehen vor der Fertigstellung.

Er hoffe, dass Anfang September mit dem Testbetrieb begonnen werden kann, um zu sehen, wie die komplexe Anlage zusammenwirkt, berichtet Stadtwerke-Vorstand André Behre. Für Mitte Oktober streben die Stadtwerke ihm zufolge an, in den Produktionsbetrieb einzusteigen, also warmes Wasser ins Fernwärmenetz einzuspeisen. „Wir hätten gern früher begonnen“, sagt er. Die zuvor nötige Sanierung der Layritzhalle habe aber viel Zeit gekostet. Ursprünglich wollten die Stadtwerke, wie berichtet, ein Jahr früher ans Netz gehen.

Eine halbierte Halle mit Zwischendecke

Beim Rundgang durch die riesige, 18 Meter hohe Layritzhalle ist zu sehen, dass sie mit einer Brandschutzmauer halbiert wurde. Die Energiezentrale befindet sich in der westlichen Hälfte. Dort wurde eine Zwischendecke eingezogen. Im Erdgeschoss steht ein 8-Megawatt-Gaskessel. Er dient als Reserve und für Spitzenlastzeiten, zum Beispiel bei Eiseskälte im Winter, wenn der Holzkessel für die Versorgung des Fernwärmenetzes nicht ausreicht. Der Gaskessel, so Behre, könnte im Notfall auch das gesamte Netz versorgen.

Im Erdgeschoss befinden sich ebenso die Werkstatt mit separatem Zufahrtstor auf der Hallenseite und die Asche-Behälter, in denen belastete Asche aus der Verbrennung für die Deponie und unbelastete Asche für die Kompostierung gesammelt wird. Dort stehen auch zwei metallene Pufferspeicher, circa zehn Meter hoch und mit einem Fassungsvermögen von 100 Kubikmeter Wasser. Darin, erklärt der Stadtwerke-Leiter, werde warmes Wasser zwischengespeichert, um einen Puffer zu schaffen und das Netz stabil beliefern zu können. Dennoch ist im Erdgeschoss viel freier Platz – für eine mögliche Erweiterung und als Rangierfläche für die Lastwagen, die die Asche abholen, erklärt Behre. In einem Nebenraum voller metallener Rohre und Pumpen ist die Übergabestation, in der das warme Wasser ins Netz fließt.

Herzstück ist der 1,8-Megawatt-Holzkessel

Das Herzstück der Energiezentrale befindet sich in der oberen Etage: der 1,8-Megawatt-Holzkessel, der „mit regionalem Waldrestholz“ befeuert wird. In der riesigen Halle wirkt er klein. Auch hier wäre noch viel Platz. Tatsächlich könnte laut Behre dort noch ein zweiter Kessel mit 3,2 Megawatt installiert werden, was dem geplanten Endausbau der Energiezentrale entsprechen würde. Wann dies geschieht, sei aber noch offen, sagt er. Dies hänge von vielen Komponenten ab, zum Beispiel von den Energiepreisen und der Zahl der Abnehmer. Innerhalb der nächsten fünf Jahren kann er sich jedenfalls eine Erweiterung nicht vorstellen.

Zehn Meter hohe Kamine mit Filteranlagen

Im Obergeschoss zu sehen sind auch der Elektrofilter, der Schleuderfilter, der Feinstaubfilter und die Entschwadungsanlage, die laut Behre dafür sorgt, dass aus dem Kamin kein Wasserdampf schwillt. Zwei Kamine, der eine für den Holzbetrieb, der andere für den Gasbetrieb, ragen gut zehn Meter über dem Hallendach empor. Auf Bedenken wegen der Emissionen und der Nähe des Krankenhauses erwidert der Stadtwerke-Chef, dass die gesamte Anlage von der Regierung von Oberbayern in einem aufwändigen Prozess von Fachleuten immissionsschutzrechtlich geprüft worden sei. Der Feinstaub, so Behre, sei so gering, dass er weit unter den Grenzwerten liege. Die Abgaswerte würden zudem permanent mit Messungen kontrolliert.

Penzberg Stadtwerke Energiezentrale Layritzhalle - Die zwei Pufferspeicher für warmes Wasser sind zehn Meter hoch. 8/2024
Die zwei Pufferspeicher sind zehn Meter hoch und fassen 100 Kubikmeter Wasser. © Wolfgang Schörner

Am Vorplatz der Energiezentrale entsteht ein eigenes Lager für Hackschnitzel, um ausreichend Brennmaterial bei Lieferengpässen oder einem erhöhten Wärmebedarf zu haben. Daneben befindet sich ein Tagesbunker, in den das Hackgut gekippt wird. Von dort nimmt es automatisch seinen Weg zum Kessel. In der Energiezentrale werden laut Behre permanent zwei oder drei Mitarbeiter anwesend sein. „Es ist viel automatisiert.“

Energiezentrale soll gesamtes Fernwärmenetz versorgen

Die Energiezentrale soll künftig das gesamte Fernwärmenetz in Penzberg versorgen. Nach einer Schätzung aus dem vergangenen Jahr kostet sie 8,3 Millionen Euro, vor Abzug einer 3,3-Millionen-Euro-Förderung vom Bund. Neu angeschlossen werden zum Beispiel das Krankenhaus, Wohnhäuser an der Bürgermeister-Rummer-Straße und der Sigmundstraße sowie das geplante Kinderhaus an der Nonnenwaldstraße. Das Blockheizkraftwerk am Weidenweg mit seinen Hackschnitzel- und Gaskesseln wird aber weiterbestehen, da es das benachbarte Piorama auch mit Strom versorgt. Derzeit beliefert es das Fernwärmenetz zum Beispiel für das Bad, das Wohnviertel „An den Eichen“, das AWO-Seniorenzentrum, das Gymnasium und die Realschule. Abgebaut wird dagegen das mobile Gaskraftwerk, das zum Beispiel die Turnhalle am Josef-Boos-Platz versorgt.

„Wir sind in Penzberg schon bei der Fernwärme 2.0“

Penzberg, sagt der Stadtwerke-Leiter, sei „ein Vorreiter bei der Wärmewende“. Erste Überlegungen gab es bereits vor über zehn Jahren. Konkret wurden sie 2016 und 2017, als mit dem Bau des Fernwärmenetzes begonnen wurde und das Heizwerk am Weidenweg entstand. Man habe es konsequent fortgeführt, sagt er. „Wir sind in Penzberg schon bei der Fernwärme 2.0, weil die Stadt frühzeitig begonnen hat.“ Wobei Behre einräumt, dass eine Wärmeversorgung auf regionaler Holzreste-Basis nicht für alle Kommunen möglich ist. So viele Holzreste gibt es nicht.

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