Schnäpse, Bier und Schuxen: Der Landkreis Erding präsentiert sich auf der Grünen Woche von seiner besten Seite.
Berlin – Was ist denn drin in den Schuxen? Als ein junger Mann tatsächlich nach der Füllung fragt, sagt Elisabeth Mayr: „Berliner Luft.“ Vielleicht ist das Grund für den reißenden Absatz schon in den ersten Stunden der Internationalen Grünen Woche (IGW). Sicher ist: Dank der Landfrauen aus Erding geht es dort heiß her.
Das ist wörtlich gemeint, denn Mayr, Brigitte Frank, Gaby Thalmaier sowie Burgi und Helene Lohmaier backen Schuxen, Hauberling, Auszogne oder Apfelzimtschnecken ganz frisch raus. Am Dienstag wird das Quintett dann abgelöst von fünf Kolleginnen. Nachschub ist also gesichert am Erdinger Stand in der Halle 22b, wo rund 80 Aussteller die Vielfalt Bayerns darstellen.
Noch bis zum Sonntag werden rund 1500 Aussteller aus knapp 60 Ländern auf der IGW alles präsentieren, was einem zum Thema Ernährung einfällt. Vergangenes Jahr hatte die Messe gut 275 000 Besucher angelockt. Der Landkreis Erding tut alles, dass es heuer nicht weniger werden.
Mit drei Bussen in die Hauptstadt
Allein das Landratsamt Erding hat knapp 160 Leute in drei Bussen nach Berlin chauffiert, Unterkunft und Programm organisiert. In den Vorjahren waren es noch mehr. Da war man sogar mit einem Doppeldecker-Bus angereist, wie Carmen Mittermaier erzählt, die die Reisen seit 2017 plant. Hinzu kommen noch Burschenvereine, Landjugenden und zahllose weitere Interessierte, die mit Flieger, Zug oder Privatautor in die Bundeshauptstadt kommen. Auch MdB Andreas Lenz ist vor Ort und natürlich am Abend in der Halle, als Ministerpräsident Markus Söder und Staatsministerin Michaela Kaniber zum Staatsempfang mit über 1000 Gästen einladen.
Seit 2013 ist der Landkreis auf der IGW mit einem eigenen Stand vertreten. „Wir sind der einzige Landkreis, der das macht“, freut sich Kreisrätin Barbara Lanzinger. Landrat Martin Bayerstorfer betont regelmäßig den Stellenwert der Veranstaltung, um für den Tourismus im Erdinger Land, aber auch für Regionalität zu werben. Hier wurde 2020 die Marke „echt erding“ vorgestellt.
Heuer sorgte die Maul- und Klauenseuche (MKS) für etwas Aufregung. Wie berichtet, hat sich der Landkreis nach Rücksprache mit dem Veterinäramt entschieden, den Besuch in Berlin nicht kurzfristig abzublasen. Ab Freitag ist die MKS nur noch in der Tierhalle ein Thema, wo die Paarhufer – also Rinder, Schafe, Ziegen, Alpakas – fehlen.
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450 Packerl Hefe im Gepäck
Ein bisschen weniger sei schon los, als sonst, meinen erfahrene Messebesucher. Das ist auch Mayrs Eindruck. Angst, dass sie wie bei der Premiere vor zwölf Jahren Lebensmittel mit nach Hause nehmen muss, hat sie nicht. „Beim ersten Mal hatten wir ja überhaupt keine Ahnung, wie viel wir brauchen“, erzählt sie. „Deshalb ging die Hälfte wieder zurück. Daheim waren dann die Eier gefroren, die Hefe nicht mehr brauchbar“, sagt sie lachend.
Diesmal werde von den 80 Stück Butter, 80 Kilo Mehl , 30 Kilo Zucker, 100 Liter Milch, 750 Eier, 450 Stück Hefe, 65 Kilo Äpfel, 10 kg Fairtrade Kaffee und 150 kg Pflanzenfett, die sie nach Berlin karren hat lassen, wohl kaum etwas übrig bleiben, meint Mayr und erzählt von Stammkunden wie einem Paar aus Landsberg, das in Berlin lebt und sehnsüchtig auf Hauberling und Schuxen wartet. Die Berliner selber seien eher für Süßes zu haben. „Aber da haben wir ja auch was dabei.“
Und trinkfest sind sie auch, diese Berliner. Das verrät Andreas Huber, der mit seiner Mutter Magdalena für ihre Edelobstbrennerei wirbt. Der Langenpreisinger Familienbetrieb ist seit 2018 Stammgast. „Das Finanzielle ist hier nicht das vorrangige Ziel“, sagt er. Klar gebe es Vorbestellungen, „aber für uns ist es eine Ehre, dass wir dabei sein dürfen“. Und dass Landwirtschaftsministerin Kaniber den Weg zu den Edelbränden findet.
4000 Liter Bier für den Messe-Durst
Vier Meter Luftlinie weiter haben Sebastian Kollmansberger und seine beiden Kollegen alle Hände voll zu tun und schenken fleißig aus. Gerade ölt eine niederländische Musikband ihre Stimmen. Ob Helles, Weißbier, Radler oder Pikantus, der Erdinger Weißbräu hat alles da, „aber der Renner bleibt unser klassisches Weißbier“, sagt Kollmannsberger.
4000 Liter Bier hat er dabei, „und wir wollen möglichst wenig wieder mit nachhause nehmen. Dann fährt sich auch der Lastwagen leichter“, sagt er lachend. Tags darauf weiß er: „Leute aus der ganzen Welt helfen fleißig mit. Brutal, wie es heute zugeht“, sagt er an Tag 2. Er ist begeistert von den internationalen Gästen, „aber es ist auch immer wieder schön, wie viele Bayern uns besuchen“.
Vor allem, wenn sie so charmant sind, wie die sieben Königinnen, die hier kurz Pause machen. Zuckerrüben, Kartoffel, Spargel, Kirschen – jedem Produkt tut eine charmante Botschafterin gut. Martina Sperr hat ihre Kolleginnen auf einen kurzen Umtrunk eingeladen.
Königlicher Boxenstopp
Seit 2023 ist sie St. Wolfganger Apfelkönigin und noch immer voller Freude dabei, auch wenn 30 Termine im Jahr für die Tierarzthelferin schon einen „gewissen Zeitfaktor“ bedeuten, so die 24-Jährige, „weil die Termine halt nicht selten zwei Stunden entfernt sind“, sagt Martina I. Sie habe ihr Amt aber noch keine Sekunde bereut. „Und man wächst in die Sache rein. Irgendwann macht es dir nichts aus, vor mehreren Tausend Menschen zu sprechen.“ Zwei Jahre dauert ihre Amtszeit. Nochmal antreten werde sie nicht. „Das sollen andere auch erleben dürfen.“
Ewige Freundschaft haben „De Andern & I“ mit Berlin geschlossen. Korbinian Grundner, Florian Hanslmaier, Annelie Lohmayer, Elias Hartinger, Markus Eberl, Simone Deuschl, Matthias Ernst und Alfons Braunhuber sind acht Musikanten aus den Landkreisen Erding und Mühldorf. „Wir sind jedes Jahr zur Grünen Woche hier“, erzählt Braunhuber. „Am Donnerstag haben wir die Bayerische Woche im Europa-Center musikalisch eröffnet.“ Tags darauf sind sie mit Blechblasinstrumenten, Quetschn und Harfe in der Bayern-Halle. Schnell wird auf der Freifläche vor ihnen getanzt.
Bei aller Messehektik – jetzt weht ein Hauch von Erdinger Gemütlichkeit durch die Halle, erfasst die Berliner Luft. Und wer sie da nicht schnuppert, kann sich ja Schuxen kaufen. Denn da ist sie ja mit eingearbeitet.