UN-Daten zeigen: Nur jeder 10. Lastwagen erreicht sein Ziel in Gaza

Den Daten zufolge wird der Großteil der humanitären Hilfe abgefangen, bevor sie die vorgesehenen Empfänger erreicht. Die Zahlen, die die Vereinten Nationen (UN) auf der Website des UN-Büros für Projektdienste (UNOPS) veröffentlichten, dokumentieren die humanitäre Hilfe für den Gazastreifen vom 19. Mai bis zum 2. August dieses Jahres.

Den Daten zufolge sind in diesem Zeitraum 2010 Hilfslastwagen in den Gazastreifen eingefahren - mit einer Ladung von insgesamt 27434 Tonnen. Ans Ziel kamen allerdings gerade einmal 260 Wagen - nur etwas mehr als jeder Zehnte. Der Großteil der Lieferungen wurde den Daten zufolge "abgefangen". Dabei handele es sich entweder um "friedliche" Abfänge von hungernden Menschen oder um Lieferungen, die "gewaltsam von bewaffneten Akteuren" abgefangen wurden. 

Großteil der Gaza-Hilfen kommt nicht am Ziel an

Aus deutschen Sicherheitskreisen hieß es, 50 bis 100 Prozent der Hilfsgüter, die in den Gazastreifen gelangten, würden von der Hamas oder anderen kriminellen Organisationen abgezweigt. Wie viele der 1753 Lastwagen (87 Prozent der Lieferungen) diesem Szenario zuzuschreiben sind, ließ sich aus den Zahlen der UN allerdings nicht ableiten.

Außerdem zeigen die Daten, dass viele der an den Grenzübergängen entladenen UN-Hilfsgüter gar nicht in den Gazastreifen gebracht wurden. Lieferungen im Umfang von mehr als 100 Lastwagen seien nicht eingefahren worden. Die Gründe für diese Diskrepanz waren unklar.

Israel kontrolliert alle Zugänge zu dem Küstengebiet am Mittelmeer und ließ über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen passieren. So sollte nach israelischer Darstellung der Druck auf die islamistische Hamas erhöht werden, die letzten der am 7. Oktober 2023 entführten Geiseln freizulassen.

Israel erlaubt wieder größere Lieferungen nach Gaza

Seit vergangenem Sonntag - nach weltweit wachsender Kritik an der entsetzlichen Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung - lässt Israel wieder größere Lieferungen auf dem Landweg zu und unterstützt die Abwürfe von Hilfsgütern durch verbündete Staaten wie Jordanien und die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Deutschland beteiligt sich an der Aktion mit zwei Flugzeugen, die auf einer Militärbasis in Jordanien beladen werden und dringend benötigte Nahrungsmittel und Ausrüstung über dem Gazastreifen abwerfen.

Seit vergangener Woche kämen täglich 220 Lastwagen mit Hilfsgütern in das Gebiet, teilte Regierungssprecher Steffen Kornelius am Samstag mit. Zwei von drei Groß-Wasserleitungen im Gazastreifen funktionierten derzeit sowie eine von zehn Strom-Übertragungsleitungen. Der Mehlpreis liege bei horrenden 80 Euro pro Kilogramm. Aus der Luft seien bisher 73 Tonnen an Hilfsgütern abgeworfen worden.

Merz: Arbeiten an Hilfe über den Landweg

Kanzler Friedrich Merz (CDU) dankte in einem Post zu den Abwürfen aus der Luft auf dem Netzwerk X der Bundeswehr sowie jordanischen und europäischen Partnern. „Wir wissen: Airdops sind nur ein kleiner Beitrag, um das Leid der Menschen in Gaza zu lindern. Deshalb arbeiten wir weiter intensiv daran, Hilfe über den Landweg zu ermöglichen.“

Die Bundeswehr hatte am Freitag ihre Hilfsaktion begonnen. Deutsche Transportflugzeuge hätten Paletten mit Lebensmitteln und medizinischer Ausrüstung über dem Gazastreifen abgeworfen, teilte das Verteidigungsministerium mit. 

mit dpa