Not in Kiews Streitkräften immer größer: Ukraine trauert um Kult-Kampfpilot „Blauer Helm“

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Die Ukraine verliert ihren „Blauen Helm“, einen beliebten Kampfpiloten. Sein Verlust zeigt, wie die Verteidiger gegen Putins Armee heftig in die Defensive geraten.

Kiew – Es sind emotionale Bilder. Es sind emotionale Worte. Am Mittwoch (10. Januar) teilte Yevheniia Nesterenko in ihrer Story bei Instagram das Video eines gut gelaunten Vladyslav Zalistovskyi. Er war ihr Freund.

Gefallen in Russlands Angriffskrieg: Ukraine trauert um Kampfpiloten „Blauer Helm“

Die Beiden waren kurz vor Weihnachten offenbar auf dem Weg nach Bukowel, einem malerischen Skigebiet der Karpaten, im äußersten Westen der Ukraine gelegen. Es sind Fotos der Unbeschwertheit. Doch: Am 5. Januar, kurz nach dem Ausflug, wurde Zalistovskyi im Einsatz getötet, als Kampfpilot einer MiG-29, genannt „Blauer Helm“. Gefallen bei der Verteidigung seiner Heimat gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Moskau-Autokrat Wladimir Putin.

Die Anteilnahme auf seinem Profil bei Instagram ist riesig, Menschen aus dem ganzen Land trauern um ihren Kult-Kampfpiloten. Die 114. Taktische Fliegerbrigade der ukrainischen Luftwaffe, zu der Zalistovskyi gehörte, hat am Montag (8. Januar) seinen Verlust bestätigt, wie das Online-Portal The New Voice of Ukraine (NV) berichtet. Sein Beispiel zeigt die dramatische Not, in der die Streitkräfte Kiews im Ukraine-Krieg Anfang Januar stecken.

Bei der Verteidigung der Ukraine gefallen: Kampfpilot „Blauer Helm“, alias Vladyslav Zalistovskyi.
Bei der Verteidigung der Ukraine gefallen: Kampfpilot „Blauer Helm“, alias Vladyslav Zalistovskyi. © Screenshot Instagram/olezhkovna_22

Ukraine unter Bedrängnis: Immer weniger Munition gegen die russische Armee

Zwar veröffentlichten sie etwa ein Video, das die Zerstörung eines russischen Riesen-Störsenders zeigen soll. Und die russische Flugabwehr schießt mittlerweile offenbar eigene Fallschirmjäger ab. Dennoch stehen die Ukrainer im Januar überall an der Front heftig unter Bedrängnis. Noch ein Beispiel: Sie müssen im Osten die wenigen einsatzfähigen Leopard-2-Kampfpanzer zwischen Kreminna und Kupjansk hin- und herreichen.

Die US-Militäranalysten des Institute for the Study of War (ISW) schließen in dieser verzwickten Gemengelage sogar eine mögliche russische Großoffensive auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw nicht mehr aus. Und am Dienstag (9. Januar) richtete der sonst so zurückhaltende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) laut Süddeutscher Zeitung (SZ) „eine ungewöhnlich deutliche Mahnung“ an die EU-Partner Deutschlands. „So wichtig unser deutscher Beitrag ist, er wird allein nicht ausreichen, um die Sicherheit der Ukraine dauerhaft zu gewährleisten“, sagte Scholz in Berlin bei einem Treffen mit Luxemburgs Premierminister Luc Frieden. Er rufe „deshalb die Verbündeten in der Europäischen Union dazu auf, ihre Anstrengungen zugunsten der Ukraine ebenfalls zu verstärken“.

Vladyslav starb bei der Verteidigung unseres Himmels, obwohl er erst 23 Jahre alt war. Ich verneige meinen Kopf vor ihm und würdige ihn als einen wahren Kampfpiloten, der bei der Verteidigung der Ukraine gefallen ist!

Ukraine heftig in der Defensive: Westliche Militärexperten warnen eindringlich

Mahnende Worte, wohin man blickt: US-General a.D. Ben Hodges kritisierte im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) die westlichen Partner Kiews scharf: „Das Albtraumszenario der Ukraine wird gerade Realität. Die Ukraine hat fast keine Munition mehr, und Europa und die USA sind nicht gewillt, ihre Munitionsproduktion auf ein neues Level zu heben.“

Und der stellvertretende Direktor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), Christian Mölling, warnte laut SZ: „Wir kommen in eine Situation hinein, in der es einen hektischen Aktivismus geben wird. Weil der Moment näher rückt, in dem die Ukraine möglicherweise wirklich leer geschossen ist. Sowohl bei der Artillerie-Munition als auch bei der Flugabwehr. Und dann ist guter Rat teuer.“

Kampfpilot „Blauer Helm“: Große Anteilnahme nach Verlust von Vladyslav Zalistovskyi

Sie, die leidgeprüften Ukrainer, trauern derweil um ihren beliebten Kampfpiloten. Einen der wenigen, die sie haben. „Wir haben nicht nur einen Piloten verloren, sondern auch einen zuverlässigen Kameraden, Freund, Sohn, einfach einen wunderbaren und klugen Menschen, Vladyslav!“, meinte „Air Fighter“, ein anderer ukrainischer Kampfpilot bei Instagram: „Vladyslav starb bei der Verteidigung unseres Himmels, obwohl er erst 23 Jahre alt war. Ich verneige meinen Kopf vor ihm und würdige ihn als einen wahren Kampfpiloten, der bei der Verteidigung der Ukraine gefallen ist!“

Freundin Yevheniia schrieb pathetisch in einem Instagram-Posting: „Du hast deinen Job, dein Leben, deinen Himmel geliebt. Aber er hat dir einen grausamen Scherz gespielt. Du wirst in meinem Herzen für immer der beste Junge der Welt bleiben. Ich wünsche dir einen ewigen Flug, mein Engel!“

Ukrainische Luftstreitkräfte: Nicht mehr viele Kampfflugzeuge gegen Russlands Invasion

Auch die ukrainischen Luftstreitkräfte trifft der Verlust. Bis Mai 2023 hatten die Nato-Mitglieder Polen und Slowakei zwar 28 Flugzeuge geliefert. Darunter waren 14 polnische MiG-29. Laut des viel zitierten Global Firepower Index (GFP) verfügten die Ukrainer aber Stand 6. Dezember nur noch über 41 einsatzfähige Kampfflugzeuge. Während sie auf modernere F-16-Kampfjets aus den Niederlanden und Dänemark warten, waren es laut Aktualisierung der Liste vom 9. Januar 40 Flugzeuge. Denn jetzt fehlt auch die MiG-29 von „Blauer Helm“. (pm)

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