„Machen Sie doch mal Druck!“: Die Heimatzeitung im Straßencafé

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Bernhard Lorenz sagt „Danke“ für die Berichterstattung der Lokalredaktion über die Nazi-Schmierereien in Wolfratshausen und in Geretsried. „Es ist gut, dass die Zeitung darüber sofort und so umfassend berichtet hat.“ © Sabine Hermsdorf-hiss

Die Heimatzeitung im Straßencafé: Am Tag des Lokaljournalismus diskutieren Leserinnen und Leser mit Redakteurinnen und Redakteuren aus der Lokalredaktion.

Wolfratshausen/Geretsried – Ganz ohne Berührungsängste spricht Renate Babinsky die beiden Redakteure an. Die hatten am Tag des Lokaljournalismus, den unsere Mediengruppe heuer erstmals veranstaltete, ihren Arbeitsplatz ins Eiscafé Cristallo in Wolfratshausen beziehungsweise ins Karl Dreizehn in Geretsried verlegt – und erfuhren dort jeweils, was die Leserinnen und Leser an der Heimatzeitung schätzen. Doch auch mit konstruktiver Kritik und Wünschen hielten die Straßencafé-Besucher nicht hinterm Berg. „Machen Sie doch mal Druck bei der Bahn, dass die Toiletten am S-Bahnhof in Wolfratshausen wieder geöffnet werden!“, schärft die Seniorin Babinsky auf der Terrasse des Cristallos den zwei Journalisten ein.

„Werden alle Leserbriefe abgedruckt?“

Die äußeren Bedingungen für einen Plausch sind an diesem Donnerstagvormittag perfekt. Über dem Cristallo im Herzen der Wolfratshauser Altstadt lacht die Sonne, das Inhaber-Ehepaar Mary und Maurizio Faganello versorgt Redaktionsleiter Carl-Christian Eick, seinen Stellvertreter Dominik Stallein, Praktikantin Thaya Häckel und Fotografin Sabine Hermsdorf-Hiss gut gelaunt mit Mineralwasser und Cappuccino.

Das Quartett weckt schnell die Aufmerksamkeit der Passanten. Eine Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, will wissen: „Werden alle Leserbriefe veröffentlicht?“ Kurze Antwort von Stallein: „Im Lokalteil ja.“ Gerne nimmt er sich die Zeit, um Ausnahmen von der Regel zu erläutern. Leserbriefe von Mandatsträgern wie Bürgermeistern und Stadträten werden nicht abgedruckt, dasselbe gilt für den Fall, dass im Leserbrief nachweislich falsche Informationen verbreitet würden – oder der Inhalt persönlich beleidigend ist oder die Grenzen der Meinungsfreiheit überschreitet.

Heimatzeitung im Straßencafé
Gut gelaunt: Annekatrin Schulz, die Leiterin des Museums Wolfratshausen, und Stadtarchivar Simon Kalleder (li.) im Gespräch mit Carl-Christian Eick, Redaktionsleiter des Isar-Loisachboten/Geretsrieder Merkur. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Von Inge Buchner erfahren die Journalisten: „Die Lokalzeitung lese ich täglich. Mir ist wichtig, mich darüber zu informieren, was in der Region passiert, in den Dörfern und in den Städten. Diese Infos kriege ich nur über die Heimatzeitung.“ Für die Eglingerin ist zudem sehr wichtig, „dass Ankündigungen und Aktionen von Vereinen regelmäßig im Lokalteil veröffentlicht werden“. Buchners Bilanz: „Mir gefällt die Arbeit der Lokalredaktion, die hält mich auf dem Laufenden.“

Ein Wolfratshauser, der anonym bleiben möchte, mischt sich höflich ins Gespräch ein: „Ich habe kein Zeitungs-Abo, aber ich bin froh, dass ich mich online auf Merkur.de über die lokalen Geschehnisse informieren kann. Ich habe das Gefühl, dass ich dadurch gut informiert bin.“ Auch die Wolfratshauserin Babinsky, seit vielen Jahren Abonnentin der Heimatzeitung, bricht eine Lanze für die Redaktion vor Ort: „Ich will wissen, was hier direkt um mich herum passiert. Deswegen ist der Lokalteil für mich sehr wichtig.“

Natürlich, volle Kanne! 

„Lesen Sie den Lokalteil?“, fragt Redaktionsleiter Eick den Wolfratshauser Stadtarchivar Simon Kalleder, der kurz am Cristallo stoppt. „Natürlich, volle Kanne!“, antwortet der spontan und lacht. Als aktives Mitglied liest er selbstverständlich die Berichte über die Gebirgsschützenkompanie Wolfratshausen – und auch beruflich nutzt der Diplom-Historiker die Heimatzeitung: „Wenn ich zum Beispiel über alte Kriminalfälle stolpere, zu denen keine Details bekannt sind – dann greife ich auf die bei uns archivierten Zeitungen zurück.“

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Ihre Mittagspause nutzt Annekatrin Schulz, Leiterin des Museums Wolfratshausen, für einen Ratsch mit den Redakteuren. Eine Tageszeitung im Allgemeinen und die Heimatzeitung im Speziellen „ist sehr wichtig“. Noch ein Satz aus dem Nähkästchen: Sie habe „versucht“, die Inhalte per ePaper zu genießen – „doch ich mag einfach die gute alte Zeitung aus Papier“. Das gilt auch für Babinsky. Deren Befürchtung, dass die Papierzeitung „wohl bald sterben wird“, kann Redaktionsleiter Eick zerstreuen. Erst kürzlich investierte der Münchner Merkur kräftig in neue Druckmaschinen. „Diese Investition ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir Ihnen auch künftig Ihre Zeitung an den Frühstückstisch liefern.“

Die Printausgabe des Isar-Loisachboten will auch Heinz Wensauer nicht missen. Zum einen, weil er ein fleißiger Leserbriefschreiber ist. Vor allem aber, weil er am politischen Geschehen in der Flößerstadt regen Anteil nimmt. Dasselbe gilt für den ehemaligen Wolfratshauser Stadtrat Peter Plößl. Er ist gespannt, wen seine CSU zum Landratskandidaten küren wird. Plößl wirft ein paar Namen in den Raum, die Journalisten spekulieren fleißig mit – doch diese Fachsimpelei wird (Journalistensprache!) „unter 3“ geführt. Das heißt: Die Unterredung bleibt vertraulich.

„Wo bekommt ihr eigentlich eure Informationen her?“

Ortswechsel: Am Nachmittag will das große Banner mit dem Geretsrieder-Merkur-Logo einfach nicht auf dem Karl-Lederer-Platz stehen bleiben. Immer wieder kippt der Metallständer um. Aber diese Werbung ist auch gar nicht nötig. Kurz nachdem die Laptops der Redakteure aufgeklappt auf dem großen Holztisch im Karl Dreizehn stehen, spazieren schon die ersten Interessierten ins Café von Michaela Kunstmann.

Heimatzeitung im Straßencafé
Nutzt auch sein Smartphone, um sich über das lokale Geschehen zu informieren: Ex-Stadtrat Peter Plößl, hier mit dem stellvertretenden Redaktionsleiter Dominik Stallein und Media-Beraterin Melanie Scheichl. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Renate Trötsch erzählt bei einem schnellen Espresso, dass sie den Geretsrieder Merkur inzwischen schon seit vielen Jahren liest. „Wo bekommt ihr eigentlich eure Informationen her?“, will sie wissen. „Das ist ganz unterschiedlich“, erklärt ihr Redakteurin Elena Royer. Einerseits würden sich Leserinnen und Leser mit spannenden Geschichten per Telefon oder E-Mail an redaktion@isar-loisachbote.de direkt in der Redaktion in Wolfratshausen melden. Andererseits gelangen die Redakteure auch in Stadtratssitzung, Sitzungen von Fachgremien des Stadtrats sowie bei Veranstaltungen von Vereinen und Bürgerinitiativen an Themen.

Media-Beraterin Guthke erklärt, was die Merkur-App alles zu bieten hat

„Am liebsten lese ich die Kommentare auf der zweiten Seite des Hauptteils“, verrät Trötsch. Auch das lokale Forum mit den Leserbriefen gefällt der Geretsriederin sehr gut. „Da sieht man, was die Menschen bewegt.“ Einen Kritikpunkt hat sie: Die überregionale Berichterstattung, etwa über politische Themen, könnte nach ihrer Meinung ausgewogener sein. Von Media-Beraterin Denise Guthke lässt sie sich zeigen, wie sie das ePaper nutzen kann und was die Merkur-App alles zu bieten hat, bevor Trötsch ihre Einkaufstour durch die Neue Mitte fortsetzt.

Josef Nelles aus Gelting verfolgt die aktuellen Entwicklungen am Loisach-Isar-Kanal aufmerksam über unsere Zeitung. Bei der täglichen Lektüre hat er auch vom Tag des Lokaljournalismus erfahren. Gemeinsam mit seiner Frau dachte er sich: „Wir wollen mal sehen, wer das alles schreibt.“ Gesagt, getan. Also schauen die beiden im Karl Dreizehn vorbei. Sie interessieren sich für den Alltag in der Redaktion, wollen wissen, wer wofür zuständig ist. „Meine Kollegin Elena Royer und ich kümmern uns vor allem um Geretsried“, erklärt ihnen Redakteurin Doris Schmid. „Unser Redaktionsleiter Carl-Christian Eick und sein Stellvertreter Dominik Stallein sind hauptsächlich für Wolfratshausen zuständig.“ Doch wenn Not am Mann sei, würde selbstverständlich jeder überall mit anpacken.

„Kommt Künstliche Intelligenz schon zum Einsatz?“

Vom Nebentisch aus hören Claudia und Ulf Huck aufmerksam zu. Die beiden interessieren sich für das Thema Künstliche Intelligenz im redaktionellen Alltag. Sie lesen täglich den Lokalteil – und finden die Entwicklung in der Medienlandschaft „sehr spannend“. Tatsächlich ist es so, dass Künstliche Intelligenz in der Lokalredaktion bereits zum Einsatz kommt. Sie unterstützt die Redakteurinnen und Redakteure aber lediglich und erleichtert ihnen so manche Handgriffe. Ein Ersatz für journalistisches Arbeiten ist sie definitiv nicht.

Die Johannisbeerschorle und der Kaffee, den Karl-Dreuzehn-Inhaberin Kunstmann und ihr Team servieren, schmeckt den Journalistinnen und Journalisten gleich noch besser, als Bernhard Lorenz aus Geretsried an den Tisch tritt. Er wollte Danke sagen für die Berichterstattung über die Nazi-Schmierereien in Wolfratshausen und in Geretsried. „Es ist gut, dass die Zeitung darüber sofort und so umfassend berichtet hat.“ Auch die regelmäßigen Ankündigungen von ADFC-Veranstaltungen und -Aktivitäten freut das Mitglied des Kreisverbands.

Fazit: Die Aktion Heimatzeitung im Straßencafé, die Gespräche mit Leserinnen und Lesern haben den Vertretern der Lokalredaktion großen Spaß gemacht – eine Wiederholung ist nicht ausgeschlossen. Die Kritik nehmen sich die Zeitungsmacherinnen und -macher zu Herzen, für die zahlreichen Anregungen sagt das Team vom Isar-Loisachboten/Geretsrieder Merkur herzlichen Dank.

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