Taten „eindeutig rechts motiviert“: Staatsschutz äußert sich zum Stand der Ermittlungen
Der Staatsschutz führt umfangreiche Ermittlungen gegen einen 21-Jährigen: Der junge Mann ist dringend verdächtig, Wahlplakate zerstört und Nazi-Parolen an Hausfassaden gesprüht zu haben.
Wolfratshausen/Geretsried – Nach der vorläufigen Festnahme eines 21-Jährigen, der in Beuerberg Wahlplakate beschmiert hatte und wie berichtet dabei beobachtet worden war, laufen die Ermittlungen der Polizei auf Hochtouren. Fest steht: Die Taten, die dem jungen Mann vorgeworfen werden, „sind eindeutig rechts motiviert“, sagt Steffen Frühauf, Leiter des Kommissariats für polizeilichen Staatsschutz bei der Kriminalpolizei Weilheim, gegenüber unserer Zeitung.
Kommissar Zufall spielte der Polizei in die Karten
Die Zerstörung zahlreicher Wahlplakate beziehungsweise die Verunglimpfung der auf den Plakaten abgebildeten Politiker, insbesondere aber die Hakenkreuze und die homophobe Hetze, die auf die Fassaden und Schaufenster der Schokoladen-Manufaktur und der Brasserie des Ehepaars Bernhofer in der Wolfratshauser Altstadt gesprüht wurden, lösten Entsetzen und Fassungslosigkeit aus. Hunderte Bürger bekundeten öffentlich ihre Solidarität mit den beiden angegriffenen und persönlich bedrohten Geschäftsbetreibern.
Unmittelbar nach den Straftaten in der Loisachstadt geriet der 21-Jährige in den Fokus der Polizei. Die Frage nach dem Warum beantwortet Frühauf aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Nur so viel: Die Fahnder hatten nach den Hakenkreuz-Schmierereien am Obermarkt bereits eine Strategie erarbeitet, als ihnen Kommissar Zufall in die Karten spielte: Ein Autofahrer beobachtete den 21-Jährigen in den frühen Morgenstunden des 22. Januar im Eurasburger Ortsteil Beuerberg beim Besprühen von Wahlplakaten. Der Augenzeuge alarmierte sofort die Polizei – und zwei Beamtinnen der Wolfratshauser Inspektion konnten den Tatverdächtigen nur wenige Minuten später vorläufig festnehmen. Er musste sich polizeilichen Maßnahmen unterziehen und wurde anschließend wieder auf freien Fuß gesetzt.
Beweismittel „deuten auf weitere Taten hin“
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Bei der Durchsuchung der Wohnung des dringend Tatverdächtigen, der im Norden des Landkreises lebt, stellte die Polizei einige Beweismittel, darunter ein Smartphone, sicher. Die Auswertung der Beweismittel, so der Leiter des Kommissariats Staatsschutz, „deuten auf weitere Taten hin“. Details gibt er nicht preis. Seit der vorläufigen Festnahme und der Vernehmung des 21-Jährigen seien unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft München II bereits „diverse Ermittlungsschritte“ unternommen worden, so Frühauf. Die Recherchen seien längst nicht abgeschlossen und sehr komplex, denn: „Jede einzelne Tat muss dem Verdächtigen nachgewiesen werden.“

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Untersucht wird unter anderem, ob der junge Mann kurz vor Weihnachten auch das Reihenhaus der Geretsriederin Resi Harth mit Hakenkreuzen und Nazi-Parolen wie „Heil Hitler“ und „Scheiß Jude“ besprüht hat. Das geschah wie berichtet mit grauer Lackfarbe. Das Fachkommissariat für Spurensicherung, so Frühauf, vergleiche Partikel dieses Lacks mit den Rückständen der Sprühfarbe, die an anderen Tatorten – darunter der Obermarkt in Wolfratshausen – sichergestellt worden sind. „Darüber hinaus werden viele andere Untersuchungen angestellt.“
Polizei geht derzeit von einem Einzeltäter aus
Nach aktuellem Erkenntnisstand der Polizei war der Verdächtige im Dunkel der Nacht jeweils allein unterwegs. Frühauf: „Wir gehen derzeit von einem Einzeltäter aus.“ Nichtsdestotrotz werde das Umfeld des 21-jährigen Deutschen akribisch abgeklopft. Die Vorwürfe gegen ihn wiegen schwer: Verdacht der Volksverhetzung, des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen sowie Sachbeschädigung. cce