Freie Rohstoffe dank Klimawandel: Das steckt wirklich hinter Trumps Grönland-Plan

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Warum will Trump die Kontrolle über Grönland? Was hinter dem Plan steckt

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Donald Trump will die USA wirtschaftlich und sicherheitspolitisch voranbringen. Dazu plant er die Übernahme Grönlands – was der Klimawandel damit zu tun hat.

Washington, D.C. – Donald Trump ist noch nicht im Amt und hat doch bereits die Autonomie mehrerer Länder und Landstriche infrage gestellt. Darunter Grönland, das er, wie bereits zu seiner ersten Amtszeit, in die USA eingliedern will. Doch wie damals regt sich massiver Widerstand auf der arktischen Insel, die als autonomer Bestandteil Dänemarks eine eigene Regierung und ein eigenes Parlament vorweisen kann.

Warum scheint es dem kommenden US-Präsidenten von solch großer Bedeutung zu sein, das Staatsgebiet der USA bis in den arktischen Ozean zu erweitern? Vor allem wirtschaftliche Interessen könnten damit verbunden sein – angefeuert von der durch den Klimawandel voranschreitenden Eisschmelze. Außerdem befinden sich die USA in einem Rennen mit China und Russland um die Vormachtstellung in der Arktis.

Trumps Grönland-Plan – Der Klimawandel eröffnet das Rennen auf die Rohstoffe

Die Temperaturen in der Arktis steigen laut einem Bericht der Max-Planck-Gesellschaft zwei- bis dreimal so schnell wie im Rest der Welt. Am 14. August 2021 hat die höchstgelegene Wetterstation in Grönland (3216 Meter über dem Meeresspiegel) sogar Regen gemeldet – ein absolutes Novum in der Geschichte der Wetteraufzeichnung. Damit verbunden schmilzt der arktische Eispanzer immer rasanter, wodurch immer mehr Schiffe die Nordwestpassage durch das Polarmeer, der den Atlantik und den Pazifik verbindet, passieren können.

Doch nicht nur die Seewege sind von der massiven Eisschmelze betroffen. Auch die grönländische Eisfläche schrumpft Forschungsdaten zufolge jährlich um etwa 200 Kubikkilometer, wie ZDF heute unter Berufung auf eine britische Forschungsgruppe der Universität Leeds berichtete.

Donald Trump, Xi Jinping und Wladimir Putin vor einer Landschaft in Grönland.
Die Arktis rückt in den Fokus der Großmächte. Auch Donald Trump (l.) will über Grönland mehr Einfluss für die USA. © Rick Scuteri/Sergey Bobylev/Kevin Krajick/dpa (Montage)

Der schwindende Eisschild legt dabei große Mengen begehrter Rohstoffe frei. Darunter die für Elektronikprodukte benötigten Metalle der seltenen Erden. Aber auch andere Bodenschätze wie Uran, Öl und Gas könnten mit dem schwindenden Eispanzer gefördert werden. „Wir wissen um die Schätze, die unter dem Eis liegen“, sagte die damalige Ministerin für Infrastruktur und Rohstoffe Grönlands, Naaja Nathanielsen, bereits 2021. „Aber wir wissen auch um die Folgen der Ausbeutung für unser Land.“

Trump konkurriert um Grönlands Bodenschätze – China und Russland wollen Einfluss in der Arktis erweitern

Trump wollte die Insel bereits im Jahr 2019 von Dänemark kaufen. „Im Grunde handelt es sich um ein großes Immobiliengeschäft. Da lässt sich eine Menge tun“, so der Republikaner. Der Kaufversuch wurde allerdings von der grönländischen und dänischen Regierung entschieden zurückgewiesen. „Grönland steht nicht zum Verkauf. Grönland ist nicht dänisch. Grönland gehört Grönland. Ich hoffe sehr, dass das nicht ernst gemeint ist“, zitierte der Guardian die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen.

Noch vor Beginn seiner zweiten Amtszeit hat Trump nun seinen Sohn Donald Trump Jr. nach Grönland geschickt – offiziell wegen einer privaten Reise. Wie ernst es Trump mit der Angliederung Grönlands ist, zeigt auch die Antwort auf die Frage eines Reporters bei einer Pressekonferenz in seinem Anwesen in Florida. Ob der kommende US-Präsident ausschließen könne, „militärischen oder wirtschaftlichem Zwang“ einzusetzen, um Kontrolle über Grönland oder den ebenfalls ins Auge gefassten Panama-Kanal zu erlangen? Trumps Antwort: „Nein, bei keinem von beiden kann ich Ihnen eine Zusicherung geben, aber eines kann ich sagen: Wir brauchen sie für unsere wirtschaftliche Sicherheit.“

Grönland
Einwohner 56.865 (Stand 2023)
Fläche 1.266.000 Quadratkilometer
Hauptstadt Nuuk
Staatsstruktur Parlamentarisches Regierungssystem, Konstitutionelle Monarchie
Zugehörigkeit Bestandteil von Dänemark, selbstverwaltet

Trump steht mit seinem Vorstoß, mehr Einfluss in der Arktis-Region zu erlangen, nicht alleine da. Auch China und Russland versuchen, die Kontrolle über die wirtschaftlich und strategisch immer wichtiger werdende Region zu erhalten, wie es in einem Bericht von Politico heißt. Damit sei der Plan Trumps zwar immer noch nicht vernünftig, aber zumindest nachvollziehbar.

China und Russland kooperieren in der Arktis – Trump versucht wohl mit Grönland dagegenzuhalten

„Die chinesische Führung betrachtet die Region als einen neuen Knotenpunkt der Welt, als neue Rohstoffquelle und neue Möglichkeiten, ihre wachsende Macht zu manifestieren“, hieß es im Dezember vom US-Verteidigungsministerium. Zudem arbeite Peking eng mit der russischen Regierung unter Präsident Wladimir Putin zusammen – trotz des anhaltenden völkerrechtswidrigen Ukraine-Kriegs.

„Wir sehen, dass Russland weiterhin großen Wert auf die Arktis legt, und das ist Teil seines … Sicherheitskalküls gegenüber den USA und der Nato“, wird Iris A. Ferguson, derzeitige stellvertretende Verteidigungsministerin für Arktis und globale Resilienz, in dem Bericht zitiert.

Wir brauchen Grönland aus Gründen der nationalen Sicherheit.

Trump bezog sich zuletzt mit seiner Grönland-Strategie ebenfalls auf den wachsenden Einfluss von China und Russland in der Arktis. „Wir brauchen Grönland aus Gründen der nationalen Sicherheit“, zitierte ihn CBS News. „Schauen Sie sich um – Sie brauchen nicht einmal ein Fernglas – schauen Sie nach draußen. Überall sind chinesische Schiffe. Überall sind russische Schiffe. Das lassen wir nicht zu. Das lassen wir nicht zu.“

Trump will auch Kanada annektieren – Premier Trudeau hält entschieden dagegen

Neben dem Bestreben, Grönland unter die Kontrolle der USA zu bringen, hat Trump auch die Absicht erklärt, Kanada anzugliedern. Der Republikaner teilte auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bereits eine Landkarte der USA, die Kanada als ein Teil der Vereinigten Staaten zeigte. Sein enger Vertrauter und Tech-Milliardär Elon Musk schoss unterdessen gegen den amtierenden Premierminister Kanadas, Justin Trudeau. „Mädchen, du bist nicht mehr der Gouverneur von Kanada, also ist es egal, was du sagst“, schrieb dieser auf dem von ihm gekauften Kurznachrichtendienst X.

Trudeau hatte zuvor angekündigt, dass es „nicht den Hauch einer Chance“ gebe, „dass Kanada Teil des Vereinigten Staaten wird“. Kanada und die USA würden in einem engen Sicherheits- und Handelsverhältnis stehen.

Scholz gegen Trumps Grönland-Bestrebungen – „Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich zuletzt ebenfalls über die Annexionsbestrebungen Trumps. „Das Prinzip der Unverletzlichkeit von Grenzen gilt für jedes Land – egal ob es im Osten von uns liegt oder im Westen“, sagte Scholz zu Trumps Grönland-Plan. „Daran muss sich jeder Staat halten – egal ob es ein kleines Land ist oder ein sehr mächtiger Staat.“

Auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) kritisierte die Pläne scharf. „Also Entschuldigung, wo leben wir eigentlich?“, sagte dieser bei einer Wahlkampfveranstaltung in Marburg am Mittwochabend (8. Januar). Grenzen seien nicht nur von „Autokraten wie Putin“ zu achten, sondern auch vom „Führer der freien Welt, so wie man den amerikanischen Präsidenten jahrzehntelang zurecht genannt hat“. (nhi)

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