Nahost-Konflikt im Ticker - Netanjahu bittet um „Vergebung“ für Tod von Hamas-Geiseln
Hunderte protestieren in Nähe von Netanjahus Haus
19.47 Uhr: Auf Demonstrationen in mehreren Teilen Israels haben Tausende Menschen ein Abkommen über die Freilassung der noch immer von der islamistischen Hamas im Gazastreifen gefangengehaltenen israelischen Geiseln gefordert. Auch in der Nähe des Wohnhauses des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu kam es wenige Stunden nach der Beerdigung einer getöteten Geisel zu Protesten mit mehreren Hundert Teilnehmern. „Eure Entscheidungen führen zu ihrem Tod“, zitiertem israelische Medien aus der Rede eines Mannes, dessen Bruder noch immer im Gazastreifen festgehalten wird.
Zuvor hatte US-Präsident Joe Biden Netanjahus Bemühungen um ein Abkommen zur Befreiung als nicht ausreichend bezeichnet. Angehörige der Geiseln würdigten in einer am Abend veröffentlichten Stellungnahme Bidens Bemühungen um ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln und forderte von Netanjahu ähnliche Entschlossenheit. „Die Menschen in Israel werden nicht zulassen, dass die fast elf Monate andauernde Vernachlässigung der Geiseln andauert“, hieß es darin. „Jeder Tag könnte ihr letzter sein, wie die Tötung der sechs Geiseln in den vergangenen Tagen gezeigt hat.“
Netanjahu bittet um „Vergebung“ für Tod von Hamas-Geiseln
19.37 Uhr: Nach dem Fund der Leichen von sechs Geiseln im Gazastreifen hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu um „Vergebung“ gebeten.
London schränkt Waffenverkäufe an Israel ein
17.56 Uhr: Großbritannien schränkt wegen des Gaza-Kriegs den Verkauf von Waffen an Israel ein. Die Regierung in London setzte 30 der aktuell rund 350 Lizenzen für den Rüstungsexport aus, wie Außenminister David Lammy im Parlament in London sagte. Es gebe ein großes Risiko, dass die Waffen dazu genutzt werden könnten, „einen schweren Verstoß internationalen Menschenrechts zu erleichtern“. Medienberichten zufolge sind auch Kampfjet- und Drohnenteile betroffen.
Angesichts des Ausmaßes des Konflikts sei es die Pflicht der Regierung, Großbritanniens Exportlizenzen zu überprüfen, sagte Lammy. „Dies ist kein pauschales Verbot. Dies ist kein Waffenembargo.“
Nach Bergung toter Geiseln ruft Gewerkschaftsverband in Israel zum Generalstreik auf
Montag, 02. September, 03.15 Uhr: In Israel gerät die Regierung nach der Bergung von sechs weiteren toten Geiseln aus dem Gazastreifen unter immer größeren Druck, ein Abkommen mit der Hamas zu schließen. Israels größter Gewerkschaftsverband Histadrut rief für Montag einen Generalstreik zur Unterstützung der noch lebenden Geiseln im Gazastreifen aus. In Tel Aviv und anderen Städten protestierten am Sonntagabend Zehntausende gegen die Regierung und forderten ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln.
„Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass nur unser Eingreifen diejenigen wachrütteln kann, die wachgerüttelt werden müssen“, erklärte Histadrut-Chef Arnon Bar David mit Blick auf die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Dieser wird vorgeworfen, ein Abkommen mit der islamistischen Hamas über die Freilassung der Geiseln mit immer neuen Forderungen zu verhindern. Ab Montagmorgen um sechs Uhr werde „die gesamte israelische Wirtschaft in einen vollständigen Streik treten“, schrieb der Gewerkschaftschef.
Zuvor hatte bereits das Forum der Geisel-Angehörigen zum Generalstreik aufgerufen und an die Gewerkschaften appelliert, sich dem anzuschließen. Damit solle die Regierung dazu gebracht werden, unverzüglich ein Abkommen zur Freilassung der noch lebenden Geiseln zu schließen, erklärte das Forum der Familien der Geiseln und Vermissten. Oppositionsführer Jair Lapid schloss sich den Forderungen an.
Bei Protesten in Tel Aviv blockierten Demonstrierende nach Polizeiangaben eine Schnellstraße und stellten sich den Behörden entgegen. Das habe die Polizei dazu „gezwungen“, den Protest für illegal zu erklären und die Menge auseinanderzutreiben, hieß es.
Auch Verteidigungsminister Joav Gallant fand klare Worte: Das Kabinett müsse eine am Donnerstag getroffene Entscheidung zur andauernden israelischen Militärpräsenz im Philadelphi-Korridor „zurückzunehmen“, forderte er. Das Gebiet entlang der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ist einer der zentralen Streitpunkte in den Verhandlungen über eine Feuerpause.
Christliche Partei im Libanon: Hisbollah zwingt uns Krieg mit Israel auf
Sonntag, 01. September, 22.20 Uhr: Die christliche Partei Libanesische Kräfte (LF) hat der pro-iranischen Hisbollah-Miliz vorgeworfen, das Land in einen Krieg mit Israel hineinzuziehen. Parteichef Samir Geagea warf der Hisbollah am Sonntag in einer Rede vor Anhängern nördlich der Hauptstadt Beirut vor, „die Entscheidung des libanesischen Volkes über Krieg und Frieden zu konfiszieren, als ob es keinen Staat gäbe“.
Er bezeichnete die Gefechte zwischen der mit der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen verbündeten Miliz und der israelischen Armee als einen „Krieg, den das libanesische Volk nicht will“ und auf den die Regierung keinen Einfluss habe. „Dieser Krieg dient dem Libanon nicht, er hat dem Gazastreifen nichts gebracht und das Leiden kein bisschen gelindert“, fügte Geagea hinzu.
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