Rente mit 63 im Kreuzfeuer: Industrie leidet unter Stellenabbau und Fachkräftemangel
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland bleibt ein hartnäckiges Problem. Es kommt zum massenhaften Stellenabbau. Vor allem in Bereichen, die wachsen müssten.
Berlin – Die steigende Arbeitslosenzahl in Deutschland bereitet der Politik und der Wirtschaft große Sorgen. Was besonders problematisch ist: Während in einigen Bereichen mehr Stellen geschaffen werden, müssen andere Firmen stark abbauen. Besonders betroffen sind Plätze in der Industrie. Deutsche Autozulieferer, Metall- und Elektrofirmen oder auch Maschinenbauer – sie alle mussten zuletzt Jobs streichen. Das könnte verheerende Folgen für die Wirtschaft und den Wohlstand haben.
Arbeitslosenzahl steigt: Ökonomen warnen vor Stellenabbau in der Industrie – Frührente im Visier
So warnen Ökonomen, dass Deutschland ärmer wird, weil besonders die Industrie leidet und schrumpft. Der Fachkräftemangel zählt zu den größten Problemen. Um es in Zahlen zu verdeutlichen: 146.000 Stellen gingen in der Industrie gegenüber dem Vorjahr verloren. Indes gab es in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Soziales einen Stellenzuwachs gegenüber dem Vorjahr insgesamt 137.000. Im öffentlichen Dienst kamen 45.000 hinzu. Das sei eine „ungesunde Mischung“, sagte die BA-Chefin Andrea Nahles laut dem Handelsblatt.
Auch eine schnelle, alternde Bevölkerung verschärft den Fachkräftemangel. Gunther Schnabl, Direktor des Flossbach von Storch Research Institute, kritisiert in dem Zusammenhang auch die Rente mit 63, hinter der sich die abschlagsfreie Frührente für bestimmte Jahrgänge verbirgt. Vielen Ökonomen ist dieses Modell ein Dorn im Auge, besonders mit Blick auf die sinkende Zahl der Beitragszahlenden und den Fachkräftemangel.

Die Industrie leide seit Jahren unter einer „hohen Steuer- und Abgabenbelastung in Kombination mit wuchernden Regulierungen“. Zusammen mit der Alterung sei das eine gefährliche Mischung, resümierte Schnabl im Gespräch mit der Berliner Zeitung. „Besonders kritisch sehe er die Ausweitung der Beschäftigung im öffentlichen Sektor in einem Umfeld des Arbeitskräftemangels.“
Arbeitslosenzahlen steigen auf über drei Millionen Menschen
Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist jüngst erstmals seit mehr als zehn Jahren auf über drei Millionen Menschen gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen erhöht sich im August im Vergleich zum Vormonat um 46.000 auf 3,025 Millionen Menschen. Das seien 153.000 mehr als im August 2024, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Neben der Sommerpause ist dafür vor allem die seit langem schwächelnde Konjunktur verantwortlich.
„Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor von der wirtschaftlichen Flaute der vergangenen Jahre geprägt“, erläuterte BA-Chefin Andrea Nahles. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wachse seit Ende 2022 stetig. „Es gibt allerdings auch erste – wenn auch zarte – Anzeichen einer Stabilisierung.“ So sei die Kurzarbeit seit Jahresbeginn rückläufig, und im August hätten wieder mehr Unternehmen freie Stellen gemeldet.
Steigende Arbeitslosenzahl – Merz will mit Reformen reagieren
Die Merz-Regierung will die steigende Arbeitslosigkeit mit Reformen bekämpfen. Die steigende Zahl der Arbeitslosen in Deutschland verdeutlicht aus Sicht von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), wie notwendig Maßnahmen für mehr Wachstum und Erwerbsfähigkeit sind. „Darauf wird sich die Bundesregierung konzentrieren“, sagte Merz Ende August 2025 in Toulon am Rande der deutsch-französischen Ministergespräche.
Der Anstieg der Arbeitslosigkeit komme nicht unerwartet. Merz hatte bereits einen „Herbst der Reformen“ angekündigt. Er hatte gesagt, im Herbst werde sich die Bundesregierung sehr viel stärker auf wirtschafts- und sozialpolitische Themen konzentrieren müssen. (bohy mit Material von dpa)