Stahlkonzern will an deutschem Standort massiv Stellen streichen - Arbeitnehmerseite fühlt sich „überrumpelt“
Der Stahl- und Technologiekonzern Voestalpine hat an einem deutschen Standort einen umfassenden Stellenabbau angekündigt. Die Arbeitnehmerseite fühlt sich überrumpelt, das Unternehmen revidiert.
Linz/Dettingen - Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine, der auch als Autozulieferer tätig ist, hat bereits Ende 2024 die Schließung eines Standortes in Rheinland-Pfalz sowie einen Stellenabbau an einem Standort in Baden-Württemberg angekündigt. „Von derzeit insgesamt rund 650 Mitarbeitenden könnte rund ein Drittel von den Personalanpassungen betroffen sein“, hieß es in einer Pressemitteilung zum Standort Dettingen an der Erms bei Reutlingen. „Für diese soll in den kommenden Wochen gemeinsam mit dem Betriebsrat eine sozial verträgliche Lösung gefunden werden.“
Konkret sind an dem Standort des Konzerns, an dem bislang einbaufertige Stanz- und Umformteile, komplexe Baugruppen sowie Sicherheits- und Aufprallschutzkomponenten für die Automobilindustrie gefertigt werden, im schlimmsten Fall also mehr als 200 Mitarbeiter betroffen. Wie der Reutlinger General-Anzeiger (GEA) aktuell berichtet, sind die Verhandlungen über die Maßnahme inzwischen angelaufen, die Arbeitnehmervertreter fühlen sich aber von dem Vorgehen und auch von der Geschwindigkeit „überrumpelt“. Im Frühjahr 2024 hatte sich Voestalpine von einem deutschen Tochterunternehmen getrennt.
Voestalpine will Verhandlungen um Stellenabbau in Dettingen bis Mitte März abgeschlossen haben
Als Grund für den Personalabbau in Dettingen an der Erms hat der Linzer Konzern im vergangenen Jahr eine geplante Technologiefokussierung angegeben. Demnach soll sich der Standort in Baden-Württemberg künftig verstärkt auf die Baugruppen-Assemblierung, also das Zusammenbauen von Komponenten, konzentrieren. Obwohl Voestalpine im Oktober 2024 angekündigt hatte, dass die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern „in den kommenden Wochen“ beginnen sollen, sind diese offenbar von dem Tempo überrascht worden. Der Betriebsrat und die IG Metall bemängeln, dass von der Arbeitgeberseite viele Fragen unbeantwortet blieben, obwohl die Belegschaft bereits informiert wurde.
Name | Voestalpine AG |
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Gründung | 1946 als VÖEST, 1995 als Voestalpine |
Sitz | Linz, Österreich |
Branche | Stahlindustrie, Automobilindustrie |
Mitarbeiter | 51.589 (2023/2024) |
Umsatz | 16,7 Milliarden Euro (2023/2024) |
Demnach wurde den Mitarbeitern in Dettingen an der Erms mitgeteilt, dass die Verhandlungen über eine sozial verträgliche Lösung bis Mitte März abgeschlossen sein sollen. Laut den Arbeitnehmervertretern war das aber nicht mit ihnen abgestimmt. „Da wird unnötig Druck aufgebaut. Es geht um viele Arbeitsplätze und Familien“, erklärte Kai Lamparter von der IG Metall Reutlingen-Tübingen dem GEA. „Eine solide Beratung des Betriebsrats benötigt daher vollständige Informationen und Zeit. Erst dann kann mit dem Arbeitgeber verhandelt werden.“ Auch der Betriebsratsvorsitzende am Standort, Frank Petermann, kritisierte ein hohes Tempo bei den Maßnahmen.

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Voestalpine widerspricht Darstellung der Arbeitnehmervertreter - diese wollen Gegenentwurf vorlegen
Aus Linz in Oberösterreich, wo die Voestalpine AG ihren Konzernsitz hat, heißt es dem Bericht zufolge allerdings, dass die Arbeitnehmerseite über den Plan, die Verhandlungen bis Mitte März abzuschließen, Kenntnis hatte. Der Betriebsrat und die IG Metall haben aber offenbar die Befürchtung, dass ein Sozialplan innerhalb dieser Zeit nicht gut genug ausgearbeitet werden kann. Die Arbeitnehmervertreter fordern deshalb die Möglichkeit, dem Konzern einen eigenen Gegenentwurf zu dem Plan vorlegen zu können. Zuletzt hatte auch ein deutscher Autozulieferer an einem Standort am Bodensee einen Stellenabbau angekündigt.