Arbeitsmarkt: In diesen Regionen ist die Lage besonders schwierig

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Die anhaltende Konjunkturflaute, der Fachkräftemangel und viele unbesetzte Stellen setzen dem Arbeitsmarkt in Deutschland zu.

München – Zum Jahresbeginn sieht sich der Arbeitsmarkt in Deutschland einer Reihe von Problemen ausgesetzt. Gleich mehrere Bundesländer verlieren Beschäftigte. Und auch im Vergleich einzelner Branchen gibt es klare Gewinner und Verlierer.

Im Dezember stieg die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland der Bundesagentur für Arbeit zufolge um 31.000 auf 2,637 Millionen an. Und auch wenn die Bundesagentur für Arbeit damit nur einen leichten Zuwachs verzeichnete, liegt die Zahl der Arbeitslosen damit um etwa 183.000 höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Im Jahresdurchschnitt seien 2023 2.608.672 Menschen arbeitslos gewesen, etwa 191.000 mehr als im Schnitt des Vorjahres. Die Bundesagentur griff für die Statistik auf Datenmaterial zurück, das bis zum 13. Dezember vorlag.

„Die konjunkturelle Flaute hinterlässt weiter ihre Spuren am deutschen Arbeitsmarkt“, wird die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles, von der Tagesschau zitiert: Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung hätten aktuell zwar nur saisonbedingt zugenommen. Aber die Beschäftigung wachse nur noch wenig - und die gemeldete Arbeitskräftenachfrage sei nach wie vor rückläufig.

In diesen Regionen gelten besonders schwierige Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt

Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Arbeitslosigkeit demnach in allen Bundesländern zu: in Bayern um 9,6 Prozent, in Hamburg sogar um zwölf Prozent. Berlin weist mit 9,2 Prozent die bundesweit zweithöchste Arbeitslosenquote nach Bremen (10,7 Prozent) auf. 

Der Haupteingang der Zentrale der Bundesagentur für Arbeit in der Regensburgerstraße in Nürnberg
Zentrale der Bundesagentur für Arbeit © IMAGO/Ardan Fuessmann

Besonders schwierig ist Situation im Osten des Landes. Hier fällt die demografische Entwicklung stärker ins Gewicht als anderswo, sodass viele Unternehmen Beschäftigte verlieren. Denn es kommen nicht ansatzweise so viele junge Arbeitnehmer nach, wie in Rente gehen. 

So etwa in Sachsen: Hier ist die Zahl der Arbeitslosen im Dezember um 2100 auf insgesamt 132.000 gestiegen. Gleichzeitig ist das Bundesland stark vom Fachkräftemangel betroffen. „2023 ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich Risiken und Chancen einer Transformation zeigen“, erklärte Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Chemnitz, dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR).

Bayern mit bundesweit niedrigster Arbeitslosenquote – Rückgang der Bewerberzahlen auch hier spürbar

Zwar habe man bei der Beschäftigung einen Höhepunkt erreicht, allerdings habe sich die Struktur der meisten Unternehmen wegen hoher Energiepreise und Auftragsrückgängen verändert. Dadurch würden weniger Waren produziert. Die Beschäftigung sinke deshalb in diesem Bereich. „Für das Jahr 2024 rechne ich auf Grund der vorherrschenden Unsicherheit mit steigenden Arbeitslosenzahlen und weniger guten Nachrichten vom Arbeitsmarkt“, prognostiziert Hansen. Auch auf mittellange Sicht werde sich daran wenig ändern.

Deutlich geringer dagegen fällt die Arbeitslosenquote in Bayern aus. Mit nur 3,4% besitzt der Freistaat bundesweit die niedrigste Arbeitslosenquote, wie Zahlen des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales zeigen. Damit unterschreitet Bayern auch den Bundesdurchschnitt von 5,7 % deutlich. 

Doch auch in Bayern befinden sich viele Unternehmen nach wie vor auf der Suche nach Fachkräften. Mit rund 140.300 offenen Stellen im November steht der Stellenbestand weiterhin auf einem hohem Niveau, auch wenn hier eine rückläufige Tendenz zu beobachten ist.

Arbeitsmarkt leidet vor allem unter Fachkräftemangel – diese Branchen trifft er besonders

Deutschlandweit bekommen aber nach wie vor viele Unternehmen einen enormen Fachkräftemangel zu spüren. Insgesamt berichten 54 Prozent der Betriebe, die aktiv auf der Suche nach Arbeitnehmern sind, zu wenige Bewerbungen zu erhalten, wie aus einer Befragung von Personalleitern durch das ifo-Institut hervorgeht.

Hiervon betroffen seien vorwiegend Berufe in den Feldern Wirtschaft und Verwaltung (29 Prozent) sowie Technik und Technologie (24 Prozent). Auch die Branchen Computer und IT (12 Prozent) sowie Logistik und Verkehr (11 Prozent), gaben zu einem großen Teil an, nicht ausreichend Bewerbungen auf ausgeschriebene Stellen zu erhalten.

Ende November veröffentlichte die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) einen Report, demzufolge in der Gesamtwirtschaft 1,8 Millionen Stellen unbesetzt. Blieben. „Mehr als 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung gehen damit in diesem Jahr rechnerisch verloren“, erklärte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Das entspreche mehr als zwei Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

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