„Tyrannen respektieren nur Stärke“: Militär-Experte rüttelt zu Putins großem Atom-Bluff auf
Der Westen dürfe Putins Bluff nicht weiter auf den Leim gehen, fordert ein Analyst. Robuste Verteidigung statt Beschwichtigungspolitik: Damit gebe es die Chance, den Krieg des Kremlchefs zu stoppen.
Kiew – Der russische Präsident Wladimir Putin sei sich bewusst, dass Moskau keinen Krieg mit dem Verteidigungsbündnis Nato anzetteln könne, glaubt der Militäranalyst Sean Bell. Denn Russland sei der Nato nicht gewachsen. Dennoch droht der Kreml dem immer wieder, auch mit dem möglichen Einsatz von Atomwaffen. Der Westen solle diesen Bluff des Kremlchefs endlich durchschauen, fordert Bell in einem Beitrag für Sky News am Sonntag. Als Strategie schlägt der Analyst unter anderem eine Flugverbotszone über der Ukraine vor. Eine Idee, die so alt ist, wie der Ukraine-Krieg selbst – und unter Experten längst als verworfen gilt.
Robuste Verteidigung gegen Russland: Analyst nennt Strategie zur Stärkung der Ukraine
Die Drohungen Russlands finden Anklang „bei den nervösen westlichen Führern“, meint der Militäranalyst Sean Bell in seinem Beitrag vom Sonntag. „Letztlich respektieren Tyrannen wie Putin nur Stärke und Entschlossenheit.“ Wenn der Westen nicht von seiner Beschwichtigungspolitik zu einer robusten Verteidigung der Ukraine übergehe, „warum sollte Putin dann aufhören?“, fragt Bell rhetorisch. Die russische Luftwaffe habe sich nur mit Mühe gegen eine westlich kleinere und weniger leistungsfähige ukrainische Luftwaffe durchsetzen können, so seine Analyse.
Bereits zu Beginn des Krieges hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine Flugverbotszone über der Ukraine gefordert. Bell bringt diese alte Idee erneut ins Spiel: „Sollte der Westen eine Flugverbotszone über die gesamte Ukraine oder einen Teil davon verhängen, würde dies eine enorme Bedrohung für den russischen militärischen Vormarsch darstellen und das Kräfteverhältnis zugunsten der Ukraine verschieben.“ Russland könne eine Eskalation nicht riskieren, denn sein Militär sei dezimiert worden und Atomwaffen seien nur dann eine glaubwürdige Option, wenn „Russland selbst bedroht ist“, meint Bell. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte die Forderung Kiews einer Flugverbotszone entschieden zurückgewiesen.
Weshalb eine Flugverbotszone im Ukraine-Krieg keine Option ist: Einschätzung von Militärexperten
Die Idee einer Flugverbotszone über der Ukraine wurde bereits ausführlich diskutiert. Die Mehrheit der Militärexperten ist sich einig: Das ist keine Option. Denn wer eine Flugverbotszone fordert, muss diese auch durchsetzen. Das hätte den direkten Eintritt des Westens in den Krieg und eine Ausweitung des Konflikts zur Folge und würde damit „in einen Dritten Weltkrieg führen“, warnte der frühere Nato-General Erhard Bühler in seinem Podcast „Was tun, Herr General?“ im März 2022.
Für den Westen steht jedoch an oberster Stelle, keine Kriegspartei zu werden. Der ehemalige Brigadegeneral und frühere Berater von Angela Merkel, Erich Vad, teilt diese Einschätzung.
Flugverbotszone im Ukraine-Krieg: „Tödliche Gewalt gegen russische Flugzeuge einzusetzen“
Eine Flugverbotszone müsse kontrolliert und überwacht werden und es müsse die Bereitschaft bestehen, russische Maschinen abzuschießen. „Das wäre faktisch ein Kriegseintritt“, sagte Vad dem Deutschlandfunk im März 2022. Auch die US-Kriegsexperten des Institute for the Study of War (ISW) waren zu diesem Schluss gekommen. „Die Einrichtung einer Flugverbotszone in der Ukraine würde die Bereitschaft der Nato voraussetzen, tödliche Gewalt gegen russische Flugzeuge einzusetzen und damit faktisch anstelle der Ukraine in den Krieg einzutreten“, hieß es im ISW-Bericht im März 2022.
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Stattdessen setzt der Westen weiterhin auf Waffenlieferungen, auch wenn die Unterstützung zuletzt nachließ. Frankreich kündigte am Sonntag jedoch die Lieferung „Hunderter“ Radpanzer an und endlich ist auch neue Artilleriemunition auf dem Weg. Alles steht und fällt jedoch mit der Unterstützung der USA. Der US-Kongress will im April erneut über die militärische Unterstützung der Ukraine beraten. Moskau beschloss indes am Sonntag die Mobilisierung weiterer Wehrpflichtiger zum Grundwehrdienst.