„Das hat einen Nerv getroffen“: Frühstücks-Café muss kurz nach Eröffnung schließen – wegen zu vielen Gästen

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Eric Rautenberg ist fassungslos: Sein neu eröffnetes Café „Süß&Salzig“ in Nürnberg läuft sensationell. So gut, dass er kurz nach der Eröffnung kurzfristig schließen musste.

Nürnberg – Im südöstlichen Teil von Nürnberg gibt es eine kleine Sensation: ein neues Frühstücks-Café. Eigentlich etwas, das vielerorts keine Besonderheit darstellt. In der Gartenstadt – dem Stadtviertel, in dem das Café eröffnet hat – allerdings schon. Denn dort gebe es fast keine Frühstücks-Cafés, sagt Eric Rautenberg – warum, das könne er sich allerdings auch nicht erklären, sagt er unserer Redaktion an einem Mittwochnachmittag am Telefon, während im Hintergrund die Geräusche von Kaffeemaschinen, Tellergeschirr und Stimmen zu hören sind.

Eric Rautenberg (29) verzaubert Nürnberg: Sein neu eröffnetes Frühstückslokal im Süden der Stadt boomt so sehr, dass er kurzzeitig sogar wieder schließen musste.
Eric Rautenberg (29) verzaubert Nürnberg: Sein neu eröffnetes Frühstückslokal im Süden der Stadt boomt so sehr, dass er kurzzeitig sogar wieder schließen musste. © Instagram/cafesuessundsalzig

Der 29-Jährige, der seit Anfang des Jahres das Café „Süss&Salzig“ in der Paumannstraße betreibt, hat alle Hände voll zu tun. Für das Gespräch nimmt er sich trotzdem gerne die Zeit. Schließlich ist das, was ihm vor wenigen Wochen passiert ist, schon recht ungewöhnlich. Zumindest hört man es nicht alle Tage, dass ein Café schließen muss, weil es zu viele Gäste hat. Doch genau das, musste der Jung-Gastronom tun, denn mit einem Ansturm in dieser Größenordnung hatte er nicht gerechnet.

Kurz nach Eröffnung: Personal musste verdoppelt werden

„Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass die Leute das am Anfang erstmal beschnuppern“, sagt Rautenberg. Doch schon in den ersten Tagen wurde er eines Besseren belehrt. „Wir waren ab der ersten Woche voll.“ Samstag und Sonntag seien jeweils 80 Essen rausgegangen, auch 110 Essen seien inzwischen schon drin gewesen. „Das ist für ein 32-Personen-Lokal natürlich sehr, sehr viel“, sagt Rautenberg und lacht noch immer etwas ungläubig ins Telefon.

In der Nürnberger Südstadt gibt es seit Januar 2024 ein neues Café. Der Ansturm auf die jetzt schon sehr beliebte Frühstücks-Location hat den Inhaber selbst überrascht.
In der Nürnberger Südstadt gibt es seit Januar 2024 ein neues Café. Der Ansturm auf die jetzt schon sehr beliebte Frühstücks-Location hat den Inhaber selbst überrascht. © Instagram/cafesuessundsalzig

Mit einer Mannschaft von gerade mal fünf Personen war das auf Dauer nicht zu bewältigen. Rautenberg zog die Notbremse, schloss das gerade erst eröffnete Lokal und stellte sein Team neu auf. „Jetzt sind wir zu elft.“ Doch aktuell suche er schon wieder. „Wir bestuhlen jetzt die Terrasse, die nochmal 25 Plätze bietet und haben auch einen 80 Quadratmeter Garten, wo im Sommer auch nochmal gut 40 Plätze reinpassen.“

Moderne Tellersprache in Anlehnung an gehobene Gastronomie

Sein Café im Nürnberger Süden scheint ein voller Erfolg. „Das hat einen Nerv getroffen“, sagt Rautenberg. „Ich bin froh, dass ich ihn getroffen hab, aber ich habe selbst nicht damit gerechnet.“ Das Geheimnis seines Erfolgs: „Ordentliche Frühstücksgerichte, aber neu interpretiert.“ Heißt, statt einfach Rührei aus der Pfanne mit etwas Schnittlauch, wird es im Café „Süss&Salzig“ etwas raffinierter, orientiert an der gehobeneren Gastronomie. „Wir haben eine moderne Tellersprache“, sagt Rautenberg. „Wir richten das Rührei mit einem Anrichte-Ring an, dazu Rote Bete, etwas Kresse und Sprossen und Petersilienöl.“ Der Anspruch sei, es einfach ein bisschen besser zu machen.

Die Auswahl kann sich sehen lassen. Auf der Instagram-Seite des Cafés präsentiert Rautenberg seine Kreationen. Darunter Frühstücksplatten, angerichtet auf einem Querschnitt eines Baumstammes und zehn Zentimeter hohe Pancake-Türme. „French Toast, Clubsandwich oder Salate – für jedermann ist etwas dabei“, sagt Rautenberg. Daher auch der Name „Süß&Salzig“, sagt er. Die „gute und ehrliche Arbeit mit frischen Produkten“ komme bei den Gästen jedenfalls gut an. Ganz so wie die Preise.

Ob herzhafte Frühstücksplatten oder süße Pancake-Träume: Im Café „Süss&Salzig“ findet jeder Gaumen etwas, verspricht Inhaber Eric Rautenberg.
Ob herzhafte Frühstücksplatten oder süße Pancake-Träume: Im Café „Süss&Salzig“ findet jeder Gaumen etwas, verspricht Inhaber Eric Rautenberg. © Instagram/cafesuessundsalzig

Ein Omlett gibt es bei „Süss&Salzig“ schon für 7.90 Euro, Salate mit Ziegenkäse oder Lachs bereits für rund 11 bis 13 Euro. Und auch die berühmt-berüchtigte Kampffrage um die 0,75-Liter-Wasserflasche ist hier fernab von den Preisen, wie man sie sonst inzwischen kennt: 4,90 Euro. „Das geht meist ja erst ab sechs, sieben Euro los“, sagt Rautenberg. Bei „Süss&Salzig“ nicht. „Wir versuchen halt noch fair zu sein zu den Leuten. Klar, wir müssen auch Geld verdienen, aber alles im Rahmen.“

Günstige Preise: Gastronom geht noch selbst einkaufen

Die Preise seien letztlich auch ein Spiegelbild von seiner Einkaufpolitik, erklärt Rautenberg. Viele Gastronomien lassen sich beliefern, kalkulieren eine bestimmte Summe an Warenverlust bereits im Vorfeld mit ein. „Dass die Preise bei uns so sind, liegt auch daran, dass ich noch selbst einkaufen gehe. Mindestens drei bis viermal die Woche. Manchmal gehe ich sogar täglich in die Metro, um Sachen nachzukaufen. Ich möchte einfach genau darauf reagieren, was geht.“ Das sei natürlich hart kalkuliert, aber so vermeide er unnötigen Überschuss und nur so seien Preise wie die seinen möglich.

Es gibt immer schwierige Zeiten. Doch auf bessere kann man nicht warten. Mann muss hundert Prozent geben, dann wird man auch belohnt. Davon bin ich überzeugt.

Mit seinen 29 Jahren ist Rautenberg ein Jung-Gastronom in der Szene und doch hat er bereits einiges an Erfahrung: „Die letzten zwölf Jahre war ich in der Gastronomie in fast jeder Position. Schicht- und Betriebsleitung, die meiste Zeit natürlich als Kellner.“ Die Entscheidung sich selbstständig zu machen, fiel dem jungen Mann trotz der derzeit wirtschaftlich unsicheren Lage nicht schwer. „Ich wollte das schon immer“, sagt der 29-Jährige. Angst vor diesem Schritt hatte er daher nicht. „Wenn ich ängstlich wäre, hätte ich das nicht tun dürfen. Es gibt immer irgendwie schwierige Zeiten, es ist nie wirklich einfach. Doch auf bessere kann man nicht warten. Man muss dann einfach hundert Prozent geben und dann wird man auch belohnt, davon bin ich überzeugt.“

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Zweites Café möglich, aber „nicht dieses Jahr“

Der Umsatz seines kleinen Cafés gibt ihm vorerst recht: „Aktuell haben wir Umsätze, die sich mit einer Abendgastronomie in der Innenstadt vergleichen lassen“, sagt Rautenberg. Das sei natürlich super. Ob ihm nach diesem Raketenstart schon Gedanken an ein weiteres Café beschäftigen? „Dieses Jahr nicht“, versichert der Jungunternehmer. Verschlossen sei er dafür aber nicht. „Stillstand ist Rückschritt. Aber jetzt sind wir erst ein paar Monate am Start“, er wolle erstmal sehen wie das Geschäft weiterläuft. Pläne habe er allemal.

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