Hochrechnungen und Ergebnisse der Türkei-Wahlen: Erdogan muss herbe Schlappe einstecken
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Istanbul und weitere Großstädte scheinen nach ersten Ergebnissen und Hochrechnungen für Erdogan verloren zu. Die AKP muss Verluste bei den Türkei-Wahlen hinnehmen.
Istanbul – Der Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan droht nach vorläufigen inoffiziellen Ergebnissen bei der Kommunalwahl in der Türkei ein herber Dämpfer. Vor allem in der Millionen-Metropole Istanbul zeichnet sich eine bittere Niederlage für die Erdogan-Partei ab.
Aber auch anderen Ortes zeichnet sich in den vorläufigen Ergebnissen und Hochrechnungen ein Trend ab, der Erdogan wohl wenig schmecken mag. Denn auch andernorts verliert die Partei des türkischen Präsidenten an Zustimmung, sodass sich auch landesweit nach den aktuellen vorläufigen Ergebnissen der Türkei-Wahlen eine Überraschung andeutet.
Ergebnisse der Türkei-Wahlen: Bittere Niederlage deutet sich für Erdogan an – CHP vor AKP
Nach Auszählung von 34 Prozent der Stimmen liegt die CHP bei den Kommunalwahlen auch landesweit vor der AKP. In Bursa baut die Oppositionspartei ihren Vorsprung weiter aus. Dort deutet sich erstmals seit 20 Jahren ein Regierungswechsel an. „Es ist bewundernswert, dass die Ergebnisse aus den Stadtteilen, die 2019 nicht für uns gestimmt haben, sehr gut sind“, sagte CHP-Kandidat Mustafa Bozbey vor türkischen Medien in Bursa.
Die aktuellen landesweiten Ergebnisse der Kommunalwahlen in der Türkei in der Übersicht
Partei | Ergebnis in Prozent |
---|---|
CHP | 38,90 |
AKP | 37,40 |
DEM Parti (ehemals HDP) | 5,62 |
Yeniden Refah Partisi | 4,67 |
Stand: 20.30 Uhr |
Ergebnisse der Kommunalwahlen in der Türkei: Erste Hochrechnungen zeigen Dämpfer für Erdogan in Istanbul
Besonders die Rückeroberung Istanbuls, die das erklärte Ziel von Erdogans Partei bei den Kommunalwahlen in der Türkei war, scheint den Hochrechnungen und vorläufigen Ergebnissen nach mehr als nur auf der Kippe zu stehen. Nach der Auszählung von gut 40 Prozent der Stimmen kam Amtsinhaber Ekrem Imamoglu der größten Oppositionspartei CHP bei der Bürgermeisterwahl laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auf rund 50 Prozent.
Sein Herausforderer, der Kandidat der islamisch-konservativen AKP, Murat Kurum, erhielt demnach 41,3 Prozent der Stimmen. Die oppositionsnahe Nachrichtenagentur Anka sah Imamoglu nach Auszählung von mehr als der Hälfte der Stimmen bei rund 57 Prozent.
Ergebnisse und Hochrechnungen der Türkei-Wahlen: Erdogan-Partei verliert wohl auch in Ankara und Izmir
Ein noch deutlicher Erfolg der CHP scheint sich nach vorläufigen Ergebnissen und Hochrechnungen in der Hauptstadt Ankara abzuzeichnen. Dort liegt der Vorsprung derzeit offenbar bei rund 20 Prozentpunkten. Hier entfielen nach Auszählung von rund 20 Prozent der Stimmen 55 Prozent auf den CHP-Oberbürgermeister Mansur Yavaz. Dessen AKP-Gegner konnte nur 35 Prozent der bisherigen ausgezählten Stimmen auf sich vereinigen.
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Auch in Izmir, der drittgrößten Millionenstadt des Landes, konnte sich die CHP klar behaupten. Izmir ist traditionell eine Hochburg der CHP. Die Opposition hat wohl ebenfalls in der Touristenhochburg Antalya und in Adana im Südosten des Landes die Nase vorn. Keine ganz überraschenden Ergebnisse bei den Türkei-Wahlen. Viel überraschender war hingegen, dass die CHP bei der Wahl am Sonntag überaus gute Chancen hat, auch das Bürgermeisteramt in der bisher von einem AKP-Politiker regierten westtürkischen Industriestadt Bursa zu gewinnen.
Neue Hochrechnungen zeigen die CHP auch in Bursa vorne. Dort liegt die Oppositionspartei bei 38,9 Prozent. Die AKP, welche die Metropole mit mehr als drei Millionen Einwohnern bislang regierte, liegt bei 37,4 Prozent.
Hochrechnungen und Ergebnisse der Kommunalwahlen in der Türkei: AKP vorne – Rückschläge für Erdogan
Landesweit lag zwar Erdogans AKP vor der CHP. Sie führte in 46 der 81 Provinzen, musste aber nach den bisherigen Hochrechnungen und vorläufigen Ergebnissen der Auszählungen vom Sonntagabend gegenüber der Kommunalwahl von 2019 herbe Verluste einstecken.
Die Wahl fand vor dem Hintergrund einer zunehmend schwierigen Wirtschaftslage statt. Die Inflation, die im Februar 67 Prozent erreichte, zehrt an der Kaufkraft der Menschen. Wohnungsmieten, Energiekosten, selbst Grundnahrungsmittel sind für viele Menschen unerschwinglich geworden.
Als eine der Ursachen der Krise gelten Erdogan Einmischungen in die Geldpolitik: Um die Wirtschaft mit billigen Krediten anzukurbeln, musste die türkische Zentralbank jahrelang auf Erdogans Weisung die Zinsen niedrig halten. Erst im vergangenen Sommer warf Erdogan das Ruder herum und gab der Notenbank freie Hand für Zinserhöhungen. Seither stieg der Leitzins von acht auf 50 Prozent.
Wahlen in der Türkei: Hochrechnungen und Ergebnisse deuten auf einen deutlichen Stimmenverlust für Erdogan hin
Vorläufige inoffizielle Ergebnisse deuteten einen landesweiten Stimmenverlust der AKP im Vergleich zu den Ergebnissen der Kommunalwahl von 2019 an. Mit ersten offiziellen Ergebnissen werde am späteren Abend gerechnet. Besonders in den kurdischen Städten wurden Vorwürfe der Wahlmanipulation laut. Erdogan ließ dort bei den Kommunalwahlen offenbar Soldaten abstimmen.
Rund 61 Millionen Menschen in 81 Provinzen waren am dazu aufgerufen gewesen, Bürgermeister, Gemeinderäte und andere Kommunalpolitiker zu wählen. Gut zehn Monate nach der Wiederwahl Erdogans gilt die Abstimmung als Stimmungstest für den Präsidenten und seine AKP. (mit Material der dpa)