Aus für Post und Lotto an der Frühlingsstraße in Miesbach: Der Laden steht seit Anfang des Jahres leer. Ende Februar/Anfang März will der Betreiber wieder eröffnen: einen 24/7-Automatenshop.
Miesbach – Das gelbe Schild an der Fassade wirkt noch wie ein Magnet. Immer wieder rütteln Leute mit Päckchen an der Tür der Post- und Lotto-Agentur an der Frühlingsstraße in Miesbach. Erst dann registrieren sie die Aufkleber auf den Schaufenstern: „Geschlossen“. Ein Blick ins dunkle Innere zeigt, dass der Grund nicht nur ein Betriebsurlaub ist. Die Regale sind leer, der Postschalter schon teilweise abgebaut.
Das, was danach in den Laden einzieht, wird hingegen gerade erst in der Fabrik des Herstellers zusammengeschraubt: Automaten für Snacks, Getränke und andere Artikel des täglichen Bedarfs. Ende Februar/Anfang März wird der neue 24/7-Shop eröffnen, teilt Betreiber Jens Rimpl auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Geöffnet ist, wie der Titel schon suggeriert, tatsächlich rund um die Uhr.
Die Postfiliale an der Frühlingsstraße wurde laut Rimpls Informationen vor acht Jahren eröffnet. Er selbst habe das Geschäft mit Lotto-Annahmestelle erst vor gut einem Jahr übernommen. Doch schon bald habe er gemerkt, dass es sich auf Dauer nicht rentieren werde. Schwierigkeiten hätte ferner die Post selbst bereitet, die auf ihrer Internetseite Versandpreise für Päckchen und Pakete aufrufe, die vor Ort im Laden – etwa wegen überschrittener Gewichtsgrenzen, die online nicht so klar kommuniziert würden – nicht zu halten seien. „Die Kunden haben sich dann bei uns beschwert, wenn sie was draufzahlen mussten“, erzählt Rimpl, der selbst im Tegernseer Tal wohnt.
Konkurrenz durch Postschalter in Supermärkten
Erschwerend hinzu gekommen sei die zunehmende Konkurrenz durch Postagenturen etwa in Supermärkten. Die müssten dafür kein eigenes Personal beschäftigen und hätten gleichzeitig ein starkes Kerngeschäft im Rücken. Er hingegen habe eine Mitarbeiterin beschäftigt, die er nun kurz vor Renteneintritt habe ausstellen müssen. Zuletzt habe er noch versucht, sich mit dem Verkauf von Schreibwaren ein zweites Standbein aufzubauen, doch auch dies sei letztlich gescheitert, sagt Rimpl. Also habe er der Post zum 31. Dezember gekündigt.
Am gepachteten Laden wollte er aber festhalten, da er vom Standort in Bahnhofsnähe überzeugt ist. Die Suche nach Alternativen gestaltete sich jedoch schwierig. Ob Bekleidung oder Deko-Artikel: „Es gibt einfach zu viel Angebot im näheren Umfeld.“ Da er selbst schon öfter an Automaten außerhalb der normalen Ladenöffnungszeiten Käse, Wurst oder Blumen gekauft habe, sei ihm dann die Idee für einen 24/7-SB-Shop gekommen.
Dass dies überhaupt machbar ist, liege an einer Neuerung im Ladenschlussgesetz. Demnach seien Öffnungszeiten rund um die Uhr möglich, solange kein Personal erforderlich sei. Als dann auch der direkt über dem Laden wohnende Vermieter einverstanden gewesen sei, habe er die Automaten bestellt, berichtet Rimpl.
Neun Automaten auf 44 Quadratmeter
Neun Stück wird er in den gut 44 Quadratmeter großen Verkaufsraum stellen: einen für Kaffee, Kakao, Suppe & Co., sechs für Snacks (Schokoriegel, Chips und ähnliches) und Kaltgetränke (Cola, Limonaden, Bier und Energydrinks), einen für sogenannte Amazon-Mystery-Boxen (Überraschungspäckchen aus nicht mehr anderweitig nutzbaren Retouren des Online-Riesen) sowie einen für Kosmetik-Artikel wie Kondome, Tampons und sogar Schwangerschaftstests. Letzteres, so Rimpl, sei eine Möglichkeit für junge Frauen, anonym einen solchen Test zu kaufen.
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Ferner will er Snus (Tabakbeutel für den Mund) anbieten. Ob auch Zigaretten dazukommen, stehe noch nicht fest. Bezahlt werden können alle Produkte entweder bar oder mit EC- und Kreditkarte. Bei Alkohol und Tabak erfolge die Alterskontrolle per Kreditkarte oder Personalausweis.
Überwacht und somit vor Vandalismus und Diebstahl geschützt werde der rund um die Uhr für jedermann zugängliche Automatenshop per Videokameras, erklärt Rimpl. Die Automaten würden einmal täglich mit neuen Waren aufgefüllt, gereinigt sowie um das eingenommene Bargeld erleichtert. Tische oder Stühle werde es nicht geben. Der Laden diene nur dem schnellen Kauf, während der Verzehr außerhalb stattfinden soll, betont der Betreiber.
Laden strategisch gut gelegen
Die Lage sei aber ideal, da auch viele Schüler auf dem Weg zum Bahnhof vorbeikommen würden. Zielgruppe sei letztlich jeder, der sich für den Kauf eines Getränks oder Snacks sowie der anderen genannten Produkte nicht in die Schlange an der Supermarktkasse einreihen will. Und natürlich nicht auf die normalen Ladenöffnungszeiten angewiesen sein möchte. „Ich bin mir sicher, dass es sich rentiert“, sagt Rimpl über sein neues Geschäft.
In Sachen Post-Dienstleistungen werden die Miesbacher in der Innenstadt trotzdem weiterhin versorgt sein. Die Filiale im Marktwinkl hat sich etabliert und ist stets gut frequentiert.