Wieder Bahn-Ärger im Isartal: Beliebte Verbindung bis Mitte August gestrichen
Die Deutsche Bahn sorgt im Isartal für Unmut. Mal wieder. Das Unternehmen hat einen beliebten Expresszug für rund zwei Monate gestrichen. Berufspendler sind verärgert.
Isartal – Veronika Schmitt lebt in Gerold, ihre Arbeitsstelle liegt aber in München. Wie viele Menschen aus dem Landkreis pendelt sie täglich in die Landeshauptstadt. Bisher absolvierte sie die über 100 Kilometer lange Hinfahrt mit einem Regionalexpress der Deutschen Bahn (DB). Der startete um kurz nach 6 Uhr in Mittenwald, sie stieg in Klais zu und erreichte gegen 7.45 Uhr den Hauptbahnhof in München.
Ideal für Berufspendler. Ein großer Vorteil: Der Zug hielt – im Gegensatz zu Regionalbahnen mit zwölf Haltestellen – nur an fünf Orten. Diese attraktive Option hat sich nun zerschlagen. Die Bahn hat die Verbindung von Montag bis Freitag ersatzlos gestrichen. Bis mindestens 16. August. An den Wochenendtagen gab es die Expressverbindungen bisher ohnehin nicht.
„Berufsweg viel beschwerlicher“ – Familienmutter schildert die Konsequenzen der DB-Entscheidung
„Für mich macht es den Berufsweg viel beschwerlicher“, sagt Schmitt verärgert. Aktuell muss sie nach Alternativen suchen. Die sind im DB-Fahrplan aber eher rar gesät. Möchte sie wie bisher in Klais starten und vor 8 Uhr in München sein, müsste sie die Regionalbahn um 5.37 Uhr nehmen. Allerdings ist diese statt eineinhalb Stunden, knapp zwei Stunden unterwegs. Mögliche Verspätungen nicht mit einberechnet. Die gebe es laut der 46-Jährigen aber in großer Regelmäßigkeit.
Nicht regelmäßig sondern fast durchgehend mussten sich die Isartaler zwischen Juni 2022 und Februar 2024 mit massiven Einschränkungen auf der Schiene kämpfen. Nach dem schrecklichen Unfall in Burgrain kam das gesamte Netz der Werdenfelsbahn auf den Prüfstand. Ein notwendiger Schritt – ohne Frage. Während der Bahnverkehr im restlichen Landkreis wieder zügiger anlief, hinkte das Isartal hinterher. Pendler mussten sich insgesamt mehr als eineinhalb Jahre mit einem Schienenersatzverkehr bis Garmisch-Partenkirchen begnügen. Unter anderem wegen einer maroden Stützmauer an der Bahnlinie, oberhalb der Kanker unweit des Klinikums Garmisch-Partenkirchen.
Deutsche Bahn verweist auf Personalprobleme
Zwischen dem Kreisort und München verkehren die Züge in kürzeren Abschnitten. Deshalb nimmt Schmitt aktuell einen Bus, der sie um 6 Uhr zum Bahnhof bringt. Von dort geht es um 06.22 Uhr weiter. Gegen 8 Uhr kommt sie in München an. Häufig könnte der „Bummelzug“, wie ihn Schmitt nennt, das aber nicht einhalten.
Wie begründet die Bahn die unpopuläre Maßnahme? Eine Sprecherin verweist auf „Personalengpässe“. Aktuell sei geplant, dass die Verbindung am 16. August wieder aufgenommen werde. So steht es auch auf der DB-Website geschrieben.

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Veränderte Situation besonders für Familien ärgerlich
Personalengpässe könne es immer geben, meint Schmitt. Bloß eines kann sie nicht verstehen: Wieso streicht man genau diese Verbindung zur besten Pendlerzeit? Das Tagblatt konfrontierte damit die Deutsche Bahn. Die Sprecherin nennt „betriebliche Gründe und Fahrzeugumläufe“. Für Bahnkunden, die wie Schmitt um 8 Uhr in den Arbeitstag starten wollen, bleiben drei Alternativen: Ganz früh aufstehen, die längere Zugfahrt in Kauf nehmen oder mit dem Auto zu fahren.
Besonders ärgerlich ist die Situation für Familien. Im Falle der Schmitts ist die Lage besonders kompliziert. Der Vater beginnt nämlich in den Abendstunden zu arbeiten. Folglich muss die 46-Jährige Mutter pünktlich bei ihrem sechsjährigen Kind zuhause sein. Homeoffice ist in ihrem Beruf nicht immer möglich. Zumal sie sich gerade in der Einarbeitung befindet. Schmitt ist frustriert. Ihr Zorn, das betont sie, richtet sich aber nicht gegen die Mitarbeiter vor Ort. „In den Zügen gibt jeder sein Bestes“, sagt sie.
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Auch weitere Expressverbindung gestrichen – Mittenwalder Bürgermeister reagiert
Eine Expressverbindung weniger gibt es auch auf der entgegengesetzten Strecke. Der Zug, der um 17.10 Uhr die Landeshauptstadt verließ und in weniger als zwei Stunden Mittenwald erreichte, wurde ebenfalls vorübergehend gestrichen.
Die Wahl der gestrichenen Verbindungen stößt auch in der Kommunalpolitik im Isartal auf Unverständnis. Enrico Corongiu (SPD) nennt sie „ungut“. Den Unmut der Pendler kann der Mittenwalder Bürgermeister nachvollziehen. Deshalb möchte er bei der Bahn noch einmal nachhaken. Er hofft, dass es vielleicht „doch noch eine andere Lösung gibt.“ (tsch)