Landkreisweite Jobmesse trotz Sprachbarrieren ein Erfolg

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Großes Interesse an regionalen Arbeitgebern zeigten Geflüchtete und Ukrainer bei der landkreisweiten Jobmesse im Kultur im Oberbräu in Holzkirchen. © THOMAS PLETTENBERG

Die Jobmesse brachte Geflüchtete und Arbeitgeber aus dem Landkreis zusammen. Integrationsbeauftragter Max Niedermeier zieht trotz Sprachbarrieren ein positives Fazit.

Holzkirchen – Aus dem Saal im Kultur im Oberbräu strömen zahlreiche Menschen, die meisten von ihnen haben etlichen Broschüren und Visitenkarten in der Hand. Auch im Saal herrscht reges Treiben: Arbeitgeber haben sich mit ihren Ständen aufgestellt, verteilen Info-Material und beantworten Fragen. Die zweite landkreisweite Jobmesse am Dienstag lockte zahlreiche Interessenten und Arbeitgeber nach Holzkirchen.

Großer Andrang: Zweite landkreisweite Jobmesse ein voller Erfolg

Knapp 30 Arbeitgeber aus dem Landkreis Miesbach suchten im Kultur im Oberbräu neue Mitarbeiter. Das Angebot reichte vom Gesundheits- und Sozialwesen, Handel, Gastronomie, Logistik und Bankwesen über Tiefbau und IT. Rund 350 bis 400 Arbeitssuchende waren der Einladung des Fördervereins PIA gefolgt, schätzte Max Niedermeier, Vorsitzender des Fördervereins und Integrationsbeauftragter im Landkreis, nach der Veranstaltung. Der Förderverein hatte die Jobbörse gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter, dem Integrationszentrum der vhs Oberland sowie dem Kommunalunternehmen Regionalentwicklung Oberland (REO) organisiert. Premiere feierte das Format bereits 2022, damals im Waitzinger Keller in Miesbach und noch unter dem Titel Jobbörse.

Für Niedermeier war die Jobmesse erneut ein voller Erfolg. „Die Besucher sind bei der Eröffnung so reingeströmt, dass wir nicht wussten, ob wir den Saal schließen müssen.“ Besonders von den Geflüchteten und Ukrainern sei das Angebot gut angenommen worden. Das Publikum war sehr gemischt: Interessierte aus Afghanistan, Eritrea, Somalia, der Ukraine, Syrien, Rumänien, aber auch vereinzelt Deutsche fanden sich darunter. Die größte Schwierigkeit sei bei vielen Gesprächen noch die Sprachbarriere, erklärte Niedermeier. Die Hürden für Geflüchtete würden teilweise viel zu hoch gehängt.

Sprachbarrieren erschweren die Jobsuche für Geflüchtete

Das bestätigten Aussteller und Besucher. Michael Schmirl, Personaldienstleister aus Holzkirchen, vermittelt Mitarbeiter für Industriefirmen. „Es waren viele interessierte Leute dabei. Vor allem ein paar Ukrainer haben mir gut gefallen“, erklärte er. Ein Problem sei aber, dass viele Interessenten keine Ausbildung abgeschlossen haben oder nicht über die passenden Deutschkenntnisse verfügen. Dennoch sei er mit sechs Bewerbern weiter im Austausch.

Andrea Brenner, Gründerin des Regionalladens und Bistros machtSinn, fand für die ausgeschriebene Stelle als Servicekraft immerhin zwei interessante Bewerber – obwohl sie anfangs skeptisch war, wie sie zugab. Oft hätten sich Interessenten einfach nur eine Visitenkarte mitgenommen. „Ich glaube, dass viele sich das lieber erst mal zu Hause anschauen, weil die sprachliche Barriere doch Überwindung kostet.“ Trotz der Schwierigkeiten hätten bereits etliche Arbeitgeber und -nehmer zusammengefunden, erzählte Niedermeier. Für die Firma Schweinsteiger beispielsweise war die Jobmesse ein voller Erfolg: „Wir wurden so ausgeplündert, dass wir uns jetzt schon verabschieden“, sagte Disponent Benjamin Mayer eine Stunde vor dem offiziellen Ende.

Das Logistikunternehmen suchte auf der Jobmesse nicht nur Monteure und Schreiner, sondern auch Umzugshelfer und Fahrer. „Da sind wir nicht so streng mit den Deutschkenntnissen und Qualifikationen“, erklärte Mayer. Vor allem viele Geflüchtete hätten deshalb Interesse gezeigt.

Viele Geflüchtete suchen händeringend Arbeit

Doch auch Geflüchtete berichteten von Schwierigkeiten, einen Arbeitsplatz zu finden. Daniela Tabarcea arbeitet selbst als Krankenschwester und nutzte die Jobmesse, um eine Stelle für ihren Mann zu finden. „Es ist sehr schwer, er spricht kaum Deutsch“, erklärte die Rumänin. Obwohl er einen Deutschkurs macht, ist Dan Tabarcea seit einem Jahr auf Arbeitssuche. Ein Bandscheibenvorfall und sein fortgeschrittenes Alter machten die Suche nicht leichter, berichtete seine Ehefrau.

Eine Ukrainerin kam sogar mit einer ganzen Tasche voller Info-Material aus dem Saal. „Ich will eine Arbeit finden“, erklärte die ehemalige Anwältin verzweifelt. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen, weil sie Auswirkungen auf ihre Jobsuche befürchtet. Ihren Job als Anwältin könne sie in Deutschland nicht weiter ausüben, weil ihre Deutschkenntnisse nicht ausreichten. „Ich habe zwei Kinder, ich mache gerne eine Weiterbildung oder eine Ausbildung“, erklärte sie. Die Ukrainerin aus Charkiw lebt seit zwei Jahren in Deutschland.

Die Arbeitssuche gestaltete sich bislang sehr schwierig. Die 43-Jährige interessierte sich unter anderem für eine Ausbildung bei der Sparkasse. Die Angebote wolle sie sich zu Hause noch einmal anschauen, bevor sie eine Bewerbung abschickt. (sf)

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