Bankchef über ein Schlüsselerlebnis mit Peter Maffay: „Wir müssen was ändern“
Im Gespräch erläutert Brinkmann, wie das Sponsoring von Eintracht Braunschweig nicht nur regionale Verbundenheit zeigt, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Zudem wird deutlich, dass die BRAWO GROUP durch ihre vielfältigen sozialen Projekte und ihre starke regionale Verankerung eine wichtige Rolle bei der Förderung der nachhaltigen Entwicklung spielt.
FOCUS online: Wie integriert die BRAWO GROUP die Nachhaltigkeitsprinzipien in ihre Geschäftsstrategie, um sowohl die Gesundheit der Erde als auch der Kinder zu fördern?
Brinkmann: Nachhaltigkeit ist ein großes Thema im Bankensektor. Viele betrachten es als zusätzliche regulatorische Anforderung. Für uns als Volksbank ist Nachhaltigkeit jedoch seit über 100 Jahren Teil unserer Identität. Wir haben uns schon immer für CSR-Themen engagiert und unsere Geschäfte entsprechend ausgerichtet.
Welche spezifischen Projekte oder Programme verfolgen Sie, um umweltfreundliche Maßnahmen und das Wohl der Kinder zu fördern?
Brinkmann: Früher haben wir Sponsoring und Spendenaktionen gemacht, wie etwa für Kindergärten. Ein einschneidendes Erlebnis hatte ich mit Peter Maffay, als ich mit ihm einen Tag auf dem Mittelmeer rumgeschippert bin. Wir haben über das Leben sinniert und festgestellt, welche Verantwortung man für die Gesellschaft, für Kinder und für was weiß ich alles übernimmt. Danach bin ich nach Hause gefahren und habe zu meinen Vorstandskollegen gesagt, wir müssen mal was verändern.
Das hat uns dazu gebracht, 2005 eine eigene Stiftung zu gründen, die inzwischen die größte Stiftung einer Volks- und Raiffeisenbank in Deutschland ist, mit über 35 Millionen Euro Stiftungsvermögen. Das Schwerpunkt-Thema sind Kinder. Wir haben für unser Geschäftsgebiet mit United Kids Foundations ein in der Form einmaliges Kindernetzwerk initiiert, mit dem wir rund 700 unterschiedliche Projekte für benachteiligte Kinder realisiert haben. Und mit der bundesweit agierenden fit4future Foundation haben wir nun auch unser CSR-Engagement auf ganz Deutschland ausweiten können.

Wie wird so etwas denn aufgenommen? Uneingeschränkt positiv?
Brinkmann: Allen Partnern und Projekten wurde im Laufe der Jahre klar, dass wir keine PR mit den Kindern machen oder deren Daten preisgeben. Das ist ein wichtiger Aspekt, der unsere Glaubwürdigkeit untermauert. Unsere Hilfe reicht von Schulranzen und Winterjacken bis zu den Fällen, in denen wir Familien mit Problemen wie Alkoholismus oder Gewalt unterstützen. Wir haben ein Netzwerk bestehend aus Kinderschutzbunden, Frauenhäusern und weiteren sozialen Einrichtungen aufgebaut.
Wir gewinnen ständig Unterstützer und Stiftungen dazu, etablieren Projekte wie Trainings zur Gewaltprävention an Schulen, ermöglichen Kindern Zugang zu Bewegung, setzen uns für die Wiederaufforstung im Harz ein und sorgen dafür, dass benachteiligte Kinder Weihnachtsgeschenke bekommen. Die erfolgreiche Kooperation mit der RTL-Stiftung zeigt, dass unser Engagement Früchte trägt und das Geld zuverlässig bei den Bedürftigen ankommt.
Herausforderungen und Lösungen im sozialen Engagement
Wie sieht Ihre konkrete Arbeit für die Initiative „Gesunde Erde. Gesunde Kinder.“ aus? Können Sie ein Beispiel geben?
Brinkmann: Es ist die erste Initiative im deutschsprachigen Raum, die sich speziell auf die Zusammenhänge von Kindergesundheit, Klimawandel und Umweltschutz fokussiert. Unser Ziel ist es, nachhaltige Lösungen für die Gesundheit unserer Kinder und des Planeten zu entwickeln – gemeinsam mit gemeinnützigen Organisationen, Stiftungen, Persönlichkeiten und Unternehmen aus allen Bereichen der Gesellschaft. So sind zum Beispiel Felix und Christian Neureuther mit ihrem Umweltschutzprojekt „Naturhelden“ Teil unserer neuen Initiative.
Wir haben mit der Initiative fit4future natur vor kurzem den 500.000. Baum gepflanzt und wollen bis 2030 eine Million Bäume gepflanzt haben. Und wir richten Wasser-Schulen ein, in denen Kinder auf attraktive Art und Weise spielerisch zum Leitungswasser-Trinken motiviert werden. Damit sparen wir Umwelt-Ressourcen und die Kinder trinken sich gesund. Und wir vermitteln mit entsprechenden Bildungs-Programmen Kindern das Verständnis, wie wichtig die Umwelt für ihre Gesundheit ist und sensibilisieren sie so für einen gesunden Lebensstil für sich und unseren Planeten.
Wie finden Sie das richtige Maß zwischen dem, was möglich ist, und der Notwendigkeit zu priorisieren?
Brinkmann: In der Vergangenheit mussten wir viele Anträge ablehnen, aber inzwischen sind wir sehr gut aufgestellt. In den letzten 20 Jahren haben wir über 55 Millionen Euro an Spenden und Stiftungserträgen gesammelt. Das ermöglicht uns, in unserer Region viel zu bewirken. Wir fokussieren uns stark auf die Region Braunschweig-Wolfsburg und tragen unser Modell auch in andere Regionen.
Ihr Engagement ist beeindruckend, aber was kommt dabei für Ihr Unternehmen heraus? Ist das der reine Altruismus oder hat es auch geschäftliche Gründe?
Brinkmann: Zu Anfang war das tatsächlich losgelöst von geschäftlichen Überlegungen. Ein Schlüsselerlebnis war die angesprochene Zusammenarbeit mit Peter Maffay. Außerdem mussten wir einmal stille Reserven in Höhe von 20 Millionen Euro auflösen. Diese Gewinne waren steuerfrei, was uns ungerecht erschien. Daher haben wir beschlossen, die zehn Millionen Euro, die wir an Steuern gezahlt hätten, in soziale Projekte zu investieren. Dieser anfänglich altruistische Ansatz hat sich im Laufe der Jahre als sehr positiv für die gesamte Unternehmensgruppe herausgestellt.
Viele unserer neuen Mitarbeiter geben an, dass sie wegen unseres sozialen Engagements zur BRAWO GROUP kommen. Wir haben dadurch ein hervorragendes Image in der Region. Selbst bei kritischen Beiträgen in den sozialen Medien verteidigen die Menschen unser Engagement. Unser Oberbürgermeister sagt, dass sich niemand so für die Region einsetzt wie die BRAWO GROUP.
Langfristige Perspektiven und Herausforderungen
Wie sieht der Blick nach vorne aus? Gibt es konkrete Projekte, die Sie unbedingt angehen möchten?
Brinkmann: Wir hatten besondere Situationen, wie während der Corona-Pandemie, als wir über 1000 Laptops für Schüler aus benachteiligten Familien beschafft haben. Derzeit liegt unser Fokus darauf, bestehende Projekte nachhaltig abzusichern. Wir sichern die langfristige Finanzierung unserer Projekte und nehmen sukzessive neue Themen auf. Ein Schwerpunkt der nächsten Jahre wird das Thema "Gesunde Erde. Gesunde Kinder." sein. Wir suchen aktiv nach den besten Projekten in Deutschland und unterstützen sie finanziell und setzen sie teilweise auch in der BRAWO-Region um.
Wie stellen Sie sicher, dass Ihre Projekte langfristig erfolgreich sind?
Brinkmann: Wir haben mit dem Engagement Zentrum eine Institution eingerichtet, die alle Projekte, Stiftungen und Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, professionell begleitet und zudem wohlhabende Menschen und erfolgreiche Unternehmen für unsere Sache gewinnt. Wir planen inhaltlich und strukturell Projekte wie ein Unternehmen, überprüfen permanent Zielsetzung und Wirkung. Und mit den Möglichkeiten der BRAWO GROUP schaffen wir die finanziellen Spielräume, die eine langfristige Umsetzung möglich machen.
Dazu nutzen wir natürlich auch Highlight-Events, wie in diesem Jahr den "walk4help", bei dem mindestens 10.000 Menschen für den guten Zweck gehen, walken oder laufen sollen, um Spenden zu sammeln. Unser Ziel ist es, auch mit Unterstützung der RTL-Stiftung Wir helfen Kindern, zwei Millionen Euro zu generieren, die wir in der Region und bundesweit für Projekte nachhaltig verwenden werden. Ich lade jeden ein, mitzumachen!
Jürgen Brinkmann ist einer der vier Initiatoren von Gesunde Erde. Gesunde Kinder.
Strategischer Partner der Initiative ist die BRAWO GROUP: Die Initiatoren und Partner stellen sich vor | Gesunde Erde. Gesunde Kinder.