Symbolbeschluss soll Tempo beim Hochwasserschutz beschleunigen

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Fast zerstört: Durch einen Hangrutsch wurde die Litzlauer Straße in Miesbach beim Starkregen Anfang Juni stark beschädigt. Bauhof und Firmen begannen umgehend mit der Reparatur. © Stadt Miesbach

Das Hochwasser, das der Starkregen am 3. Juni ausgelöst hat, hat Miesbach schwer erwischt. Wie schwer, das skizzierten Bürgermeister und Rathausmitarbeiter nun im Stadtrat. Nun soll der Hochwasserschutz angeschoben werden, was bislang nicht von Erfolg gekrönt war.

Miesbach - Wie Bürgermeister Gerhard Braunmiller (CSU) in der jüngsten Sitzung des Stadtrats berichtete, habe man im Rathaus umgehend einen Krisenstab eingesetzt. Erstmals musste wegen drohender Flutung von Kellern eine Evakuierung durchgeführt werden, und mehrere Bereiche mussten aus Sicherheitsgründen vom Stromnetz genommen werden. Um wieder angeschlossen werden zu können, musste jeder dieser Haushalte von Elektrikern überprüft werden.

Die Kosten dafür übernehme die Stadt, gab der Rathauschef bekannt, ebenso die Kosten für den 40 Kubikmeter fassenden Sperrmüllcontainer, den man in Kleinthal aufgestellt hatte. Und das sind nicht die einzigen Aufwendungen. Wie Kämmerer Josef Schäffler ergänzte, summieren sich die Kosten bislang auf 250 000 Euro – Ende noch nicht in Sicht.

Bislang Schäden bis zu 250 000 Euro

Größter Kostenfaktor dürfte vor allem die Brecherspitzstraße sein, wie Jürgen Brückner vom Tiefbauamt berichtete. War die Straße bereits vor dem heftigen Regen schon in einem schlechten Zustand, so habe sie das Hochwasser nun regelrecht zerstört – ein neuer Asphalt sei unumgänglich. Die geschätzten Kosten belaufen sich hierfür auf etwa 130 000 Euro brutto. Auch den Fußweg am Lindenweg habe es weggeschwemmt, ebenso den Buchenweg, die Bankette am Stadlberg und den Feldweg am Harztal.

Litzlauer Straße schwer beschädigt

Schlimm ist auch das Schadensbild an der Litzlauer Straße: Diese ist laut Brückner bis zu einem Meter unterspült worden – „hier mussten wir die Straße neu aufbauen“. Gute Nachricht dagegen vom Schopfgraben: Die neue Brücke habe gehalten, lediglich der Fußweg habe gelitten (wir berichteten). Dabei zollte Brückner den heimischen Baufirmen großes Lob: „Wir wurden sofort gefragt, ob wir Hilfe brauchen. Die Arbeiten konnten so umgehend beginnen.“ Bauhofleiter Jürgen Fischer ergänzte, der Starkregen habe diesmal eine ganz andere Qualität gehabt. Es hätten sich viele neue Problemschwerpunkte ergeben – mit der Folge, dass es schwer zu klären gewesen sei, wo man anfangen solle.

Was Paul Fertl (SPD) bestätigte: „Das erinnert mich an das Hochwasser von 2005/06, nur dass es diesmal ein, zwei Kategorien größer war. Der Alpenraum wird durch den Klimawandel zunehmend zum Brennpunkt. Und jedes Mal wird es ein Stückchen dramatischer.“ Daher war es ihm ein Anliegen, bei der Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen in Bergham und Kleinthal seitens der Stadt Druck zu machen.

„Den Amtsschimmel auf Trab bringen“

Deshalb ergänzte er den Beschlussvorschlag der Verwaltung, der den Bürgermeister ermächtigt, zur Schadensbehebung die nötigen Aufträge zu erteilen. Demnach sollten Bürgermeister und Verwaltung alle Möglichkeiten ergreifen, das laufende Planfeststellungsverfahren in Bergham zum Abschluss zu bringen und ein solches für Kleinthal zu starten. Fertl: „Man muss den Amtsschimmel auf Trab bringen.“

Was laut Bauamtsleiter Lutz Breitwieser aber nicht so leicht umzusetzen sei. Der Landtag könne, wie am selben Tag geschehen, dem Hochwasserschutz gerne Vorfahrt einräumen, „aber er sagt mir nicht, was ich einem Landwirt sagen soll, der an einer bestimmten Stelle seines Grundstücks keine Schutzmauer brauchen kann“. Die Stadt sei schon lange dabei, das Thema Hochwasserschutz zum Abschluss zu bringen, „aber es gibt Behörden“. Die große Schwierigkeit sei es, Lösungen zu finden, die Grundeigentümer und Fachbehörden beiderseits annehmen können.

Auch Hauseigentümer sind gefordert

Unterstützung bekam Breitwieser von Erhard Pohl (CSU), der Fertls Beschlussvorschlag nicht mittragen wollte, „weil zwischen den Zeilen mitschwingt, dass man nicht alles getan habe. Das geht auch mit diesem Beschluss nicht schneller.“ Das Regenereignis sei diesmal „total anders ausgefallen“. Nicht die Schlierach sei das Problem gewesen, sondern das Oberflächenwasser und der Rückstau vom Kanal. Pohls Appell richtete sich daher an die Hauseigentümer. Sie müssten selbst klären, was sie zu ihrem Schutz tun können. „Jeder weiß selbst am besten, wo seine Schwachstelle ist.“

Fertl hielt an seinem Beschlussvorschlag fest, zeigte sich aber offen bei der Formulierung: „Es ist ein Zeichen für Öffentlichkeit und Behörden, keine Kritik an unserer Verwaltung.“ Mit dieser Klarstellung wurde der erweiterte Beschluss einstimmig gefasst.

Manfred Burger (Grüne) übte dennoch Kritik an den Behörden, und zwar rückblickend. Betroffen seien aktuell auch Grundstücke gewesen, die vor Jahrzehnten im Überschwemmungsgebiet gebaut und genehmigt wurden – trotz Warnung vom Bund Naturschutz, dessen Kreisvorsitzender Burger ist. Sein Fazit: „Die Bürger sollten hier mehr mitdenken.“

ddy

Die Lage in Bergham

In Bergham befindet sich die Stadt bereits im Planfeststellungsverfahren. Eine Reihe strittiger Fragen zu Planung und Grunderwerb konnte bereits geklärt werden - aber noch nicht alle. Die Abstimmungen mit Staatlichem Bauamt in Rosenheim und Eigentümern seien am Laufen. Die Erkenntnisse des Juni-Hochwassers sollen dabei ebenfalls einfließen, auch wenn Bergham dabei – nicht zuletzt dank des Einsatzes von Anwohnern und Hilfskräften - glimpflich davongekommen sei. Dabei ist aus Sicht der Stadt jedoch nicht das mögliche Risiko für Unterlieger zu übersehen. In einem noch festzusetzenden Termin sollen die Vertreter aus Bergham über den Stand der Planungen sowie die Problempunkte informiert werden.

Die Lage in Kleinthal

Für Kleinthal hat der Stadtrat im April 2023 zwei Beschlüsse gefasst: Der Vorzugsvariante für ein HQ 100, was für ein Hochwasserereignis mit 100-jähriger Wahrscheinlichkeit steht, wurde zugestimmt. Sie besteht aus einer Bypass-Lösung am Oberlauf des Floigerbachs und dessen Überleitung in ein Rückhaltebecken, in das auch der Thaler Bach fließt. Eine Auslaufschleuse mit ertüchtigtem Gerinne bis zur B472 gewährleistet gefahrloses Abfließen. Zudem wurde eine Geländemodellierung als vorgezogene Maßnahme beschlossen, um das Gefahrenpotenzial für Kleinthal zu verringern. Ziel ist es, damit zügig ins Planfeststellungsverfahren zu gehen. Allerdings: Beim Juni-Hochwasser hätte das Becken wenig Linderung verschafft.

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