Trauriges Ende der Kandahar-Rennen: Nebel verhindert Training und damit auch die Abfahrt
Es sollte nicht sein: Das Wetter hat den Organisatoren des Herren-Weltcups auf der Kandahar einen Streich gespielt – mal wieder. Beide Trainingsläufe fielen dem Wetter zum Opfer.
Garmisch-Partenkirchen – Es ist ein tragisches Déjà-vu für die Organisatoren des Ski-Weltcups in Garmisch-Partenkirchen: Wieder fällt ein Renn-Wochenende flach. Nachdem die Damen am vergangenen Wochenende hatten fahren können, erwischte es nun die Herren. „Es ist ein trauriges Ende der Kandahar-Rennen, leider“, resümiert Martina Betz, die Chefin des heimischen Organisationskomitees. „Wir hatten eine perfekte Piste, und dann scheitert es an drei Toren in der Hölle und der FIS-Schneise, mehr war es am Anfang nicht.“ Nebel hing über der Rennstrecke am Kreuzeck, das Wetter spielte nicht mit. Am Ende blieb den Verantwortlichen des Weltverbandes FIS nur die Absage des Trainings am Samstag. Mit der Konsequenz, dass es auch am Sonntag keine Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen gibt.
Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee hatten am Freitag bereits ein Training unmöglich gemacht, am Samstag zog vormittags dichter Nebel auf, Wolkenschwaden hingen im unteren Bereich der Rennstrecke und lösten sich nicht mehr auf. Um 13.02 Uhr mussten die Verantwortlichen aufgeben: „Das Event ist abgesagt, danke trotzdem an das OK für all die Arbeit“, sendete Markus Waldner, der FIS-Renndirektor, via Mikrofon an alle Stationen. Für das heimische Organisationskomitee des Skiclub Garmisch bedeutet dies wieder einen herben Rückschlag. Denn ein neuerlicher Ausfall zieht wieder einen finanziellen Schaden mit sich. „Und emotional ist das auch nicht ohne“, betont Betz ein wenig frustriert.
Die Renn-Verantwortlichen wurden am Samstagmorgen selbst vom Wetter überrascht. „Das kam unerwartet“, sagt Waldner. Für den Morgen waren einige Nebelfelder angesagt. „Während der Besichtigung haben sie sich dann aber aufgelöst – wie angekündigt“, betont der Südtiroler. Alles richtete sich auf den Start des Trainings um 11.30 Uhr ein. Die Wolken waren gegen 10.30 Uhr komplett verschwunden. Dann aber die Kehrtwende: „Fünf Minuten, bevor wir starten wollten, zog auf Höhe der Hölle eine Nebelbank herein.“ Die beiden Kamerafahrer aus Deutschland und Österreich wurden noch abgelassen aus dem Starthaus. Dann hieß „Startstopp!“ Der Nebel verdichtete sich, legte sich über den unteren Streckenteil. Oben herrschte Kaiserwetter. Blauer Himmel, Sonnenschein, beim Blick ins Tal aber sah man, wie sich die Wolkendecke immer mehr verdichtete, bis bald das gesamte Loisachtal einem weißen Teppich glich.

„Wir haben dann versucht, abzuwarten, haben im Halb-Stunden-Rhythmus verschoben“, sagt Waldner. Kurze Zeit bestand nach Rücksprache mit dem Wetterdienst in Innsbruck nochmals Hoffnung, dass es gegen 12.30 oder 13 Uhr aufklaren könnte. Doch dem war nicht so. Der Nordost-Wind drückte die tiefen Wolken gegen das Wettersteingebirge, es gab keinen Ausweg mehr. Dem Plan, ein verkürztes Training bis Einfahrt Hölle zu fahren, den Rest dann am Sonntag vor der Abfahrt zu erledigen, schoben die Sportler einen Riegel vor. „Die Athleten wollen kein halbes Training und morgen noch einmal“, betonte Athletensprecher Justin Murisier und begründete dies auch: „Viele sind hier noch nicht so oft gefahren.“ Daher gab der Schweizer den Konsens unter den Abfahrern klar weiter: „Lieber keine Abfahrt als eine geteilte Abfahrt.“
Ein Votum, das auch Waldner verstehen konnte. „Das ist eine sehr klare Position, und ich habe auch Verständnis dafür.“ Vor allem, da bereits am Dienstag die alpine Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm beginnt – und das traditionell mit den Speed-Wettbewerben. Einfach machte sich die Renn-Jury die Absage nicht. Selbst um 13 Uhr wurde nochmals gefeilscht, ob noch einmal 30 Minuten gewartet werden soll. Waldner wäre mitgegangen. Aber genau in diesen Minuten stieg der Nebel sogar noch weiter nach oben, hatte mittlerweile nach der Hölle auch den Eishang erreicht, somit zwei der anspruchsvollsten Abschnitte der Kandahar. Und nachdem Hannes Trinkl, der Abfahrts-Chef der FIS, aus dem unteren Teil die Rückmeldung gegeben hatte, dass „hier überhaupt nichts geht“, fiel um 13.02 Uhr die endgültige Entscheidung: Absage. „Es ist schmerzhaft, aber die Rennläufer sind jetzt auch schon über drei Stunden da oben am Start“, merkte Waldner an.
Markus Anwander, Rennleiter vom heimischen OK, musste das Votum selbstredend schlucken. „Wir haben viel Pech gehabt“, betonte der Chef des Bundesstützpunktes alpin am Gudiberg. „Aber ich kann die Meinung der Athleten verstehen. Es ist schade für Garmisch, aber es hilft ja nichts.“
Versäumnisse irgendeiner Art muss sich in Garmisch-Partenkirchen niemand ankreiden lassen. „Es ist wirklich brutal hart gearbeitet worden hier auf der Strecke. Unglaublich, was die Mannschaft allein am Freitag geleistet hat“, urteilt etwa Trinkl. „Die Piste war dadurch hervorragend vorbereitet, es wären gewaltige Verhältnisse gewesen. Aber wir können nix machen, wenn das Wetter nicht mitspielt.“ Auch Waldner lobte das OK für seinen Einsatz. „Es war alles top, die Piste war sehr gut beieinander, die Kandahar wäre wie immer eine große Herausforderung gewesen.“ Und doch standen am Ende alle machtlos am Berg. „Gegen das Wetter ist kein Kraut gewachsen, das ist Teil unseres Sports, so hart das klingt.“ Die gestrichene Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen ist tatsächlich in diesem Winter die einzige Absage bisher. „Das ist einfach brutales Pech, saublöd, und es schmerzt, das ist mir klar.“ Nachgeholt wird die Abfahrt nun wohl in Kvitfjell. Das hatte die FIS bereits im Herbst vor der Saison festgelegt.
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Martina Betz bleibt der Blick zurück auf die Damen-Rennen. „Wir müssen auch das halbvolle Glas sehen, auch wenn es weh tut“, betont die OK-Chefin. Das teilte sie auch ihrem Team von fast 500 Helfern mit. „Die Entscheidung der FIS war am Ende richtig.“ Offene Worte.