Garmischer Weltcup-Bilanz: Top-Noten für den Ausrichter, Zuschauerrekord und Hoffnung für die Herren

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Sehr gut gefüllt war der Platz vor der Spielbank im Garmischer Zentrum zur Siegerehrung der Abfahrt. © Thomas Sehr

FIS-Speedchef Alberto Senigagliesi lobt: „Eine der besten Abfahrten in Garmisch-Partenkirchen“. OK freut sich über Zuschauerrekord bei den Damen.

Garmisch-Partenkirchen – Federica Brignone, die neue Speed-Queen der Kandahar, ist ein Temperamentsbündel. Der kleine italienische Wirbelwind mit den schwarzen Locken lacht gerne und ist stets für einen Scherz zu haben. So war es nicht verwunderlich, dass die 34-Jährige den Spruch des Wochenendes losließ. Dass sie ein Dirndl für ihren Sieg erhalten würde, wusste sie im Vorfeld schon. Sie machte nur ein Problem aus – an sich selbst: „Ich brauch‘ dafür mehr Oberweite!“

Anschauen durfte Speed-Queen Federica Brignone ihr Dirndl schon einmal: Ein Modell präsentierte das exklusive Kleidungsstück bei der Siegerehrung.
Anschauen durfte Speed-Queen Federica Brignone ihr Dirndl schon einmal: Ein Modell präsentierte das exklusive Kleidungsstück bei der Siegerehrung. © THOMAS SEHR

Nur eine kleine Anekdote des Weltcup-Wochenendes der Damen in Garmisch-Partenkirchen, das viele der Beteiligten als absoluten Gewinn bezeichneten. Der Skiclub Garmisch und seine Helfer lieferten eine starke Leistung bei wieder nicht ganz einfachen Bedingungen ab. Das wurde dem Team auch am Samstagabend bescheinigt. Alberto Senigagliesi, der Renndirektor für die Speed-Disziplinen der Frauen, schnappte sich am Ende der Mannschaftsführersitzung das Mikro. Der Italiener wollte noch etwas loswerden. „Das war eine Super-Arbeit vom gesamten Team, es war eine pure Freude mit dir, Steffi (Wild, Anm.d.Red.), und deinem Team zusammenzuarbeiten“, betonte der FIS-Verantwortliche. „Das war eine der besten Abfahrten, die wir in Garmisch-Partenkirchen hatten.“ Abgerundet wurde dieses Lob vom Klatschen aller Trainer und Offiziellen der Nationen. Und das trotz einer Vielzahl von Stürzen, die als Wermutstropfen übrig bleiben und zu drei Verletzungen führten.

„Das tut gut, das geht tatsächlich runter wie Öl“, sagt Martina Betz am Sonntagnachmittag, als die Siegerehrung vorüber ist. „Ich gebe das Lob aber zu 100 Prozent an mein Team weiter, das diese Leistung vollbracht hat. Denn dahinter steckt viel Enthusiasmus, sehr viel Zeit und sehr viel Herzblut.“

Lässig und familiär will der Weltcup in Garmisch-Partenkirchen sein

Engagement, das sich gelohnt hat. Das steht für die OK-Chefin fest. Der SC Garmisch hatte sich im Vorfeld die Aufgabe gestellt, die Damen-Rennen zu etwas Besonderem zu machen. „Wir wollen den Frauensport wachsen lassen, und ich denke, unser Ziel haben wir erreicht“, resümiert Betz. „Wir haben unsere Frauen hochleben lassen.“ Sportlich, wie auch mit dem Drumherum. Damit spielt sie auf den Samstagabend an der Spielbank an: der Showact mit Geigerin Beatrix Löw-Beer, Siegerehrung und Startnummernverlosung mitten im Garmischer Zentrum mit einer schönen Kulisse. „Wir machen, was für uns möglich ist und wie es zu uns passt: Lässig und familiär“, betont Betz. „Der Abend hat sich so angefühlt.“

Dirndl-Aktion kommt gut an bei Siegerin Brignone

Auch die Aktion mit dem Dirndl kam gut an. Sophie Geigl präsentierte das gute Stück in Blau und Gold an der Rennstrecke, fuhr damit im Ziel ein. Am Abend hatten die Mitarbeiterinnen vom Trachtenhaus Grasegger schon die Siegerzeit ins Schürzenband gestickt. Das komplette Kleidungsstück wird Siegerin Brignone noch bekommen. Gefreut hat sie sich riesig. „Ich habe bisher noch keines“, verriet die 34-Jährige nach ihrem Triumph. „Meine Teamkolleginnen schon, und sie haben mir immer gesagt: Du musst dir unbedingt eines kaufen. Aber ich wusste einfach nicht, wann ich es anziehen soll.“ Das Thema hat sich für die Speed-Queen nun erledigt. Jetzt bekommt sie ihr maßgeschneidertes Exemplar. „Ich freue mich wirklich, mal schauen, wann ich es tragen kann.“

Ein Fahnenmeer gab es an beiden Tagen an der Kandahar. Der SCG registrierte einen Zuschauerrekord.
Ein Fahnenmeer gab es an beiden Tagen an der Kandahar. Der SCG registrierte einen Zuschauerrekord. © Thomas Sehr

Auch wenn sich die Reihen vor der Spielbank nach dem sportlichen Teil relativ schnell lichteten, über den Zuspruch bei den Rennen ist Betz glücklich. „Ich kann mich nicht an Rennen erinnern, bei denen wir solche Zuschauerzahlen hatten.“ 4000 zählte der SCG für Tag eins – Rekord. Gestern dürften es nochmals gut 3000 gewesen sein, trotz des zunächst eher regnerischen Wetters. Dass die Wettbewerbe im Schatten von Kitzbühel stattfinden, nimmt Betz recht gelassen hin. „Der Kalender ist relativ eng, damit müssen wir leben, auch wenn wir natürlich immer Gespräche führen“, urteilt sie. Wolfgang Maier, der Alpin-Direktor des Deutschen Ski-Verbands, findet es „von der FIS nicht clever. Man sollte nicht Garmisch gegen Kitzbühel setzen“. Denn in puncto medialer Aufmerksamkeit bleibe für Garmisch-Partenkirchen nicht viel übrig. Das habe man bei der Abfahrt am Samstag gesehen, als es nach einem Sturz schnell zur Streif ging. Zumindest er als Vertreter der DSV hielt dem Heimweltcup die Stange. „Das ist unser Rennen, da kann ich nicht zu den Schönen und Reichen gehen, da gehöre ich hierher.“

Hoffnung für die Herren-Abfahrt – Betz verspricht: „Werden unser Möglichstes tun!“

Mit Blick auf die Herren-Abfahrt gibt sich Betz optimistisch. Auch wenn der Montag Wärme bringt und für Dienstag Regen angesagt ist. „Ich habe ein gutes Gefühl, wir haben noch einen sehr guten Grundstock.“ Ab Mittwoch soll zumindest der Nachtfrost zurückkehren. Mit dezimierter Mannschaft geht es heute nochmals auf die Strecke, um ein paar Feinarbeiten zu leisten. Dann wird die Piste in Ruhe gelassen. „Wir werden unser Möglichstes tun.“ Das ist bekanntlich einiges. Nur ein Dirndl wird es für den Abfahrtssieger definitiv nicht geben.

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