„Tabula Rasa“ an Kohlgruber Straße: Baumfällaktion sorgt für Entsetzen
Eine Fällaktion des Marktes Murnau an der Kohlgruber Straße sorgt für heftige Kritik. Die Gemeinde will an der Stelle einen Geh- und Radweg verwirklichen.
Murnau – Wer die Kohlgruber Straße entlangfährt, der kann es nicht übersehen: Auf einem Grundstück, das etwa auf Höhe des Tusculums, aber auf der anderen Straßenseite liegt, wurden mehrere große Bäume beseitigt. Den Murnauer Wolfgang Riedinger traf fast der Schlag, als er die am Boden liegenden Stämme sah. „Etwa ein Hektar wertvoller Buchenbestand, Jahrzehnte bis Jahrhunderte alt, wurde gefällt“, schreibt er in einer E-Mail ans Tagblatt. „Angesichts des Klimawandels halte ich dies für unverantwortlich.“
Rathaussprecherin Annika Röttinger erklärt die Hintergründe: „Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit und aufgrund der Verbreiterung des bestehenden Gehwegs an der Kohlgruber Straße für einen neuen und sicheren Geh- und Radweg mussten an dieser Stelle Bäume entnommen werden.“ Es waren ihr zufolge keine geschützten Exemplare darunter. „Das genaue Alter der Bäume ist der Marktgemeinde nicht bekannt, da das Grundstück erst 2024 erworben wurde.“
Wie die Sprecherin weiter ausführt, handelt es sich um „etwa fünf große, schwache und unsichere Bäume, die überwiegend auf der Trasse des neuen Geh- und Radwegs standen“. Bei der Untersuchung sei festgestellt worden, „dass sie bereits vorgeschädigt waren und somit ein potenzielles Verkehrssicherheitsrisiko darstellten“.
Maroder Bau soll abgerissen werden
Ein Bauvorhaben gibt es auf dem Grundstück aktuell nicht. „Lediglich der bestehende Gehweg an der Kohlgruber Straße wird verbreitert, weshalb eine Überprüfung und Auslichtung des Baumbestandes erforderlich war.“ Zudem ist das darauf befindliche Gebäude laut Röttinger marode und muss abgerissen werden. „Die Zugänglichkeit hierfür muss verkehrssicher gewährleistet werden.“
Mittelfristig hat der Markt Murnau vor, an dieser Stelle bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Die Marktgemeinde hat die Fläche im letzten Jahr aber auch deshalb erworben, um die westliche Teilfläche langfristig als Grünfläche erhalten zu können und von einer Bebauung freizuhalten“, sagt Röttinger.
Riedinger kann nicht verstehen, „warum auf dem ganzen Grundstück Tabula rasa gemacht wurde“. Seiner Einschätzung nach waren das „zum Teil gesunde Bäume“, er spricht von „wertvollen Buchen“. Mit Verkehrssicherung habe das nichts mehr zu tun und mit einem Radweg auch nicht. Er kennt solche Vorgänge aus seiner Zeit aus Kommunalpolitiker in Germering. „Bäume haben keine Lobby trotz des Klimawandels. Seit 40 Jahren ändert sich praktisch nichts. Da kann der Bürgermeister von der ÖDP, der CSU oder den Grünen sein.“ Man brauche Bäume wegen der Hitze, des Klima- und Erdschutzes. „Das muss ich ja nicht erzählen.“
Das Landratsamt ist mittlerweile auch eingeschaltet. „Die Klärung der Angelegenheit wird noch etwas Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Pressesprecher Stephan Scharf. „In Absprache mit dem Markt Murnau ruhen die Arbeiten bis dahin.“ Was es genau zu klären gibt, konnte Scharf nicht sagen.
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