EU zieht CO₂-Grenzwerte an – und setzt Volkswagen unter Druck
Zwischen 2021 und 2030 sollen PKW ihre Emissionen schrittweise um 55 Prozent senken. Einer dieser Schritte steht 2025 bevor. Für den Autohersteller Volkswagen könnte das eng werden.
Wolfsburg – Volkswagen kämpft derzeit an mehreren Fronten. In letzter Zeit gab es wiederholt Berichte über die angebliche Anwendung von Zwangsarbeit im Zuge von Joint Ventures des Autoherstellers im chinesischen Xinjiang, außerdem läuft der Verkauf von E-Autos in Spanien nicht wie geplant. Ein „Performance Program“ soll bis 2026 Milliarden einsparen – bei Material, bei der Entwicklung, beim Personal. Und dann wären da noch die CO₂-Vorgaben vonseiten der Europäischen Union, die 2025 strenger werden.
Von der EU festgelegte Reduzierung für CO2-Ausstoß pro Kfz | 15 Prozent (gegenüber 2021) |
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Strafzahlung an die EU bei Nichtbeachtung | 95 Euro für jedes Gramm CO₂ pro Kilometer über dem Flottenzielwert pro Pkw |
Durchschnittlicher Kohlenstoffdioxidausstoß bei VW-Wagen (2023) | 118,4 Gramm pro gefahrenem Kilometer (Handelsblatt) |
Lücke zwischen tatsächlichem Ausstoß deutscher Hersteller und den Angaben | 14 Prozent (ICCT) |
Fit für 55 – So will die EU den CO₂-Ausstoß beschränken
Der Plan der Europäischen Union sieht vor, dass die Treibhausgasemissionen innerhalb der EU bis 2030 um mindestens 55 Prozent sinken sollen. Um das zu erreichen, gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen – im Automobilsektor ist es die schrittweise Erhöhung der Emissionsreduktionsziele. Konkret galt seit 2015 europaweit ein Flottengrenzwert von 130 Gramm ausgestoßenem Kohlenstoffdioxid pro gefahrenem Kilometer, seit 2021 beträgt die Grenze 95 Gramm pro gefahrenem Kilometer.

2025 zieht die EU diese Vorgaben noch einmal an. Im Vergleich zu 2021 müssen Autos ihren CO₂-Ausstoß um 15 Prozent reduzieren. Die Obergrenze liegt bis 2029 bei 93,6 Gramm ausgestoßenem CO₂ pro Kilometer. Die letzte Stufe folgt dann 2030 – dann muss der CO₂-Ausstoß gegenüber 2021 um 55 Prozent verringert sein.
Volkswagen und der Ausbau von Elektromobilität
Mitte März soll Volkswagen den Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr veröffentlichen. Bei den CO₂-Flottenzielen erwarten Branchenkenner ein positives Zeugnis: Die in der EU ausgelieferten Fahrzeuge sollen für das Jahr einen von 118,4 Gramm pro gefahrenem Kilometer ausweisen. Angesichts der im Jahr 2025 bevorstehenden Abstufung im Plan für CO₂-Ausstoß steht VW jedoch vor einem Problem.
Und zwar müsste der Autobauer aus Wolfsburg, um auf die erwartete Reduzierung zu kommen, den Verkaufsanteil seiner Elektroautos deutlich steigern. „Wenn wir die Stückzahlen nicht schnell hochkriegen, dann laufen wir 2025 auf ein Riesen-CO2-Problem zu“, zitierte das Handelsblatt einen Insider. Volkswagen hatte sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 „als Unternehmen komplett CO₂-neutral“ zu sein.
In eine ähnliche Richtung geht eine aktuelle Analyse der Schweizer Großbank UBS, der zufolge vor allem Volkswagen und Renault ihr Tempo erhöhen müssen, was den Schwenk auf Elektromobilität angeht.
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Strafzahlung für zu hohe Emissionen
Der Verkauf bei der Elektromobilität läuft bei VW tatsächlich nicht unbedingt nach Plan. In Spanien zum Beispiel hatte VW viel Geld in die VW-Tochter Seat gesteckt, aber die Verkäufe ließen zu wünschen übrig. Studien zufolge sind Spanier einfach nicht bereit, mehr als 28.000 Euro für einen Neuwagen zu bezahlen. Seat-Chef Wayne Griffiths äußerte gegenüber Automotive News Europe Bedenken wegen dieser Entwicklung.
Für den Autohersteller sieht es so aus, als ob er sich für das Kleinere von zwei Übeln entscheiden müsste. Entweder zieht der Konzern seinen Bau von Elektroautos an, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Oder aber er arbeitet nach größtmöglichem Gewinn, der aktuell schlichtweg noch aus den Verbrennern kommt, riskiert aber dabei Strafzahlungen an die Europäische Union. Und die haben es in sich: Ab 2025 müssen Hersteller zahlen.
Deutsche Autohersteller hinken hinterher
Allerdings ist VW nicht der einzige Hersteller, der mit den CO₂-Vorgaben kämpft. Wie die Forschungsorganisation International Council of Clean Transportation (ICCT) mitteilte, vergrößert sich branchenweit die Lücke zwischen dem tatsächlichen CO₂-Ausstoß und den Herstellerangaben. 2022 lag sie für in Deutschland zugelassene Pkw bei 14 Prozent. Das bedeutet, der tatsächliche Ausstoß lag 14 Prozent über dem Ausstoß, den die Hersteller angegeben hatten. Tendenz steigend: 2018 hatte die Differenz noch acht Prozent im Schnitt betragen.
Dafür hatte der ICCT offizielle Emissionsdaten der Europäischen Umweltagentur (EEA) ausgewertet und mit den realen Kraftstoffverbrauchsdaten von mehr als 160.000 Autos verglichen, beschränkt auf Verbrenner und konventionelle Hybridfahrzeuge. In der Vergangenheit hatten verschiedene Autohersteller andere Maßnahmen angewandt, um irgendwie um die Schadstoff-Strafe herumzukommen – und unter anderem den Abgasskandal ausgelöst.