Zu teuer: Bergsteigerbus in die Eng pausiert wohl 2025
Voraussichtlich wird im Sommer 2025 für einige Monate kein Bergsteigerbus in die Eng fahren. Hintergrund für die Entscheidung sind die horrenden Kosten.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Der Bergbus, der von Juni bis Oktober von Bad Tölz und Lenggries in die Eng fährt, ist beliebt. Allerdings werden Wanderer im kommenden Jahr wohl weitgehend darauf verzichten müssen. Das beschloss jedenfalls der Kreis-Infrastrukturausschuss am Montag denkbar knapp mit 6:5 Stimmen. Ausschlaggebend sind die Kosten. Ab 2026 soll der Bus aber wieder fahren.
Bergbus ist ein Kollateralschaden des MVV-Beitritts
Streng genommen ist der Bergbus ein Kollateralschaden der MVV-Erweiterung. Bislang betreibt der Regionalverkehr Oberbayern (RVO) die Buslinien im Landkreis-Süden eigenwirtschaftlich. Das heißt, das Unternehmen schaute, wo sich Busverbindungen rentieren könnten, beantragte dafür bei der Regierung von Oberbayern eine Konzession, fuhr auf eigene Rechnung und trug das unternehmerische Risiko.
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Im Münchner Verkehrsverbund (MVV), dem das Tölzer Land seit Dezember angehört, gibt es ein anderes System: Alle Linien werden gemeinwirtschaftlich ausgeschrieben. Der Landkreis sagt, von wo nach wo und wie oft Busse fahren sollen. Der MVV schreibt die Linien im Auftrag des Landkreises europaweit aus. Der Unternehmer mit dem besten Angebot erhält den Zuschlag und bekommt monatlich seine Betriebskosten überwiesen. Im Gegenzug erhält der Kreis die Einnahmen aus den Fahrkartenverkäufen, trägt aber auch das Defizit. Für Busunternehmen ist das das planbarere, risikoärmere System – so man den Zuschlag bekommt.
RVO zieht sich aus den eigenwirtschaftlich betriebenen Linien zurück
Das sieht offensichtlich der RVO genauso „und zieht sich nach und nach aus der Eigenwirtschaftlichkeit zurück“, erklärte Matthias Schmid, am Landratsamt zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr, in der Sitzung. Konkret wird keine Konzessionsverlängerung für die verschiedenen Buslinien beantragt. „Wir wissen allerdings noch nicht so lange, dass der RVO nicht verlängern will“, sagte Schmid.
Das Problem: Einige Verträge laufen so kurzfristig aus, dass kein reguläres Ausschreibungsverfahren für die Fortführung der Linien möglich ist. Das Einzige, was dem Landkreis bleibt, ist eine Notvergabe. „Und die ist unfassbar teuer“, sagte Schmid. Die Konzession für den Bergbus – für ihn zahlt der Landkreis bereits etwa 30 000 Euro Zuschuss pro Jahr – läuft Anfang Juli 2025 aus. Möchte der Landkreis, dass der Bus bis zum Ende der Saison im Oktober weiterfährt, würde das geschätzt 200 000 Euro kosten. Das ist genauso viel, wie nach regulärer Vergabe für die Sommermonate in zwei kompletten Jahren gerechnet wird.
Fahrgast-Einnahmen lassen sich schwer kalkulieren
„Die Notvergabe tut richtig weh“, fasste Landrat Josef Niedermaier (FW) zusammen. So weh, dass er eine Alternative vorschlug. „2025 fährt kein Bergbus, und wir machen für 2026 eine reguläre Ausschreibung.“ Mit welchen Fahrgast-Einnahmen man denn rechnen könne, wollte Michael Häsch (CSU) wissen. Denn mit jedem verkauften Ticket, sinkt das 200 000-Euro-Defizit. „Das wissen wir nicht“, sagte Schmid. Die Zahlen kennt allein der RVO – und ob der sie rausrückt, sei fraglich, ergänzte Niedermaier. Generell sorge auch das Deutschlandticket und dessen schlecht kalkulierbare Aufteilung der Einnahmen dafür, „dass wir eigentlich komplett im Blindflug sind“, sagte Schmid.
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Eine alternative Lösung für zwei, drei Monate erscheint ausgeschlossen
Jakob Koch (Grüne) zögerte. „Das Angebot des Bergbusses ist etabliert, ich bin eigentlich schon dafür, es weiterzuführen, auch wenn es natürlich krass hohe Kosten sind.“ Auch Michael Lindmair (FW) war skeptisch. „Als Tourismusdestination ist das das falsche Signal.“ Aber natürlich sei es „legitim“, über die Aussetzung des Angebots nachzudenken. Auch Ingo Mehner, CSU-Kreisrat und Tölzer Bürgermeister, betonte die „große Bedeutung der Linie“, fand aber auch, „dass die Kosten für drei Monate in keinem Verhältnis stehen“. Häsch fragte an, ob nicht ein privater Busunternehmer die Fahrten in die Eng übernehmen könne. Abteilungsleiter Wolfgang Krause hält diese Lösung, die vermutlich nur außerhalb des MVV-Tarifs funktionieren würde, „für zwei, drei Monate für sehr unrealistisch“.
Die endgültige Entscheidung fällt der Kreistag
Mit 5:6 Stimmen wurde die Notvergabe abgelehnt. Erst für die Saison 2026 soll der Bergbus ausgeschrieben werden. Das letzte Wort hat aber der Kreistag. Die nächste Sitzung ist für Juli anberaumt. (va)