Ein Landkreis, ein Verbund, ein Tarif: Das bringt der Beitritt zum MVV

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So sieht die Zoneneinteilung für den südlichen Landkreis aus. © MVV

Ab dem 10. Dezember gehört auch das Tölzer Land zum MVV. Was sind die Vorteile? Ein Überblick.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Es ist ein „Meilenstein für den südlichen Landkreis“, sagte Landrat Josef Niedermaier am Dienstagabend bei einem Pressegespräch. Gemeint ist damit die MVV-Verbunderweiterung, die zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember Realität wird. Damit gehört nach Jahrzehnten endlich der gesamte Landkreis dem Verbund an. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs wird durch den einheitlichen Tarif, einem abgestimmten Fahrplan samt dazugehöriger App nicht nur deutlich einfacher, sondern im Schnitt „auch acht bis neun Prozent günstiger“, wie MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch erläuterte.

Die Erweiterung des MVV-Verbunds

Neben dem südlichen Landkreis Bad Tölz – der Norden war Gründungsmitglied beim MVV – treten am 10. Dezember auch der Landkreis Miesbach sowie Stadt und Landkreis Rosenheim dem Verbund bei. Im Januar 2025 sollen dann Weilheim-Schongau (Beitritt beschlossen), Landsberg am Lech und Mühldorf am Inn folgen. In der dritten Beitrittswelle könnten dann 2026 noch Garmisch-Partenkirchen und Stadt und Landkreis Landshut dazukommen.

Die Tarifzonen im Landkreis

Der gesamte Landkreis liegt in den Tarifzonen 2 bis 9, der Süden in 5 bis 9. Die Höhe des Fahrpreises richtet sich nach den befahrenen Zonen. Deren Festlegung ist nicht willkürlich. Tatsächlich gibt es die Vorgabe, dass keine Fahrt künftig mehr als zehn Prozent günstiger sein darf als jetzt. „Deshalb war die Einzonierung relativ klar“, sagte Matthias Schmid, am Landratsamt für den ÖPNV zuständig. Hintergrund ist, dass die Einnahmen aus Fahrkartenverkäufen im MVV nur einen Teil der Ausgaben decken. Das Defizit zahlen die beteiligten Landkreise, die Landeshauptstadt und der Freistaat – und damit jeder Steuerzahler.

Das hat es mit den doppelten Zonen auf sich

„Weil Tölz aber gut verhandelt hat“, wie Rosenbusch sagte, gibt es im Süden Gemeinden, die eine doppelte Zonenzugehörigkeit haben. So liegen Bad Tölz und Bad Heilbrunn in 5/6. Das ist praktisch, weil sich der Fahrgast die jeweils günstigere Zone aussuchen kann. Fährt er mit Bus oder Bahn gen Norden, dient als Berechnungsgrundlage für den Fahrpreis die Zone 5, will er nach Süden, wählt er die 6.

Richtig günstig wird es mit der Kurzstrecke

Richtig günstig wird es, wenn man nur innerhalb eines Gemeindegebiets unterwegs ist. Dann gilt nämlich immer der Kurzstreckentarif von 1,90 Euro (mit Streifenkarte 1,70 Euro). „Dafür kann ich dann beispielsweise von Ried bis zum Walchensee fahren“, sagte Schmid. „Der große Gewinner ist auch Lenggries“, sagte Rosenbusch. Denn auch hier gilt von Steinbach bis Vorderriß und Oswaldhütte der Kurzstreckentarif – obwohl das 30 Kilometer sind.

Alles in einer App

Zonen und Fahrpreise berechnen, Tickets kaufen, sehen, wo der Bus gerade ist: All das geht künftig in der MVV-App. „Der Fahrgast muss nur eingeben, von welchem Punkt aus er wohin will, alles andere macht die App automatisch“, sagte Schmid. „Sie zeigt die beste Verbindung und das günstigste Ticket an.“ Das kann man dann auch sofort mit einem Klick kaufen. In Echtzeit kann man zudem verfolgen, wo der Bus gerade ist, ob er pünktlich kommt oder Verspätung hat.

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Die App wird stetig weiterentwickelt. Künftig soll dann beispielsweise auch die Leihräder, die für die letzte Meile an vielen Punkten bereitstehen sollen, über die App buchbar sein. Auch die Einbindung von Mitfahrzentralen ist geplant.

Aber auch analoge Tickets kann man noch kaufen

Natürlich gibt es aber auch noch analoge Tickets zu kaufen. Die Stadt München beharrte beispielsweise auf den traditionellen Streifenkarten in Papierform, berichtete Niedermaier. Das sorgte für einigen Aufwand bei den Beitrittskandidaten. Denn alle Bahnsteige mussten mit den blauen Entwertern ausgerüstet werden. Im Bus ist das System einfacher: Dort stempelt der Fahrer die analogen Streifenkarten von Hand ab.

Was ist noch neu?

Alle Haltestellen werden derzeit mit neuen Plänen und Aushängen versehen. „Die Busse bekommen Aufkleber“, die zeigen, dass sie im MVV-Tarif fahren, erklärte Rosenbusch. Verabschieden muss man sich von den vierstelligen RVO-Busnummern. Die Linien tragen ab 12. Dezember Nummern zwischen 300 und 399.

365-Euro-Ticket für alle Schüler

Die Schüler im Süden können sich nun ebenfalls über das 365-Euro-Ticket freuen, das eben nicht nur auf dem Schulweg gilt, sondern im gesamten MVV-Verbundgebiet – und zwar das ganze Jahr über. „Für die Mobilität der Schüler ist das ein Riesenschritt“, sagte Niedermaier. Im Norden des Landkreises kommen die Schüler bereits seit der Einführung 2020 in den Genuss des Tickets. Da der Freistaat in diesem Fall zwei Drittel der Ticket-Kosten trägt, bedeutet die Einführung des 365-Euro-Tickets für den Landkreis kaum mehr Ausgaben.

Braucht es die Verbunderweiterung trotz des Deutschlandtickets?

Die Argumentation, dass die MVV-Verbunderweiterung vor allem Pendlern nützt, weil Monatskarten deutlich billiger werden, wurde durch die Einführung des Deutschlandtickets etwas ausgehebelt. Denn für 49 Euro im Monat kann der gesamte Regionalverkehr genutzt werden. Allerdings sind nach wie vor 70 Prozent der Nutzer eben nicht mit Monatskarten, sondern mit Einzelfahrscheinen, Streifen- oder Tageskarten unterwegs. Für sie brauche es ein einfaches, landkreisübergreifendes Tarifsystem, sagte Rosenbusch. Zudem wisse man nicht, wie lange es das Deutschlandticket überhaupt noch gebe – und wie lange es für 49 Euro zu haben sei.

Was kostet das den Landkreis?

Der Beitritt kostet den Landkreis einiges. Der MVV-Tarif ist um einiges günstiger als die Haustarife, die momentan auf den Bus- und Bahnlinien im Süden gelten. Da es für diese aber bindende Verträge für die nächsten Jahre gibt, muss jemand den Verkehrsunternehmen bis zur Neuausschreibung der Linie das Defizit bezahlen. Für Busse ist der Landkreis zuständig (Defizit 240 000 pro Jahr Euro, abschmelzend bis 2029). Die Schiene (BRB und Kochelseebahn) fällt eigentlich in die Zuständigkeit des Freistaats. Nach zähen Verhandlungen trägt der Landkreis nun aber aber auch hier zehn Prozent des Defizits (gesamt: 1,3 Millionen Euro pro Jahr/Kreisanteil knapp 129 000 Euro). Im Gegenzug beteiligte sich der Freistaat an den einmaligen Investitionen – beispielsweise für die Entwerter am Bahnsteig – mit 90 Prozent. Zu diesen Ausgaben kommen dann noch 200 000 Euro pro Jahr, mit denen sich der Kreis am Betrieb der MVV GmbH beteiligt.

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