Prachtvolle Schiffstaufe endet in den Fluten – doch das „U-Boot im Kochelsee“ tauchte wieder auf

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Die „Svea“ nach der Bergung 1978. Das für damalige Verhältnisse sehr luxuriöse Schiff war am 23. April 1923 beim Stapellauf im Kochelsee versunken. © Mühlbauer/A

Wenn man sich mit der Baugeschichte des Walchenseekraftwerks beschäftigt, kommen auch kuriose Begebenheiten zutage. Ein außergewöhnlicher Vorfall hatte sich am 23. April 1923 ereignet.

Kochel am See – Am 23. April 1923 versank das luxuriöse Motorboot namens „Svea“ beim pompösen Stapellauf zum Schrecken seiner Besitzer in den Fluten des Kochelsees. Erst 1978 wurde es von Tauchern geborgen.

Eigentlich war das Motorschiff für die Leitenden Ingenieure gedacht und sollte als schnelle Transportmöglichkeit dienen. Die „Svea“ war eine Klasse für sich: Acht Meter lang, vier Tonnen schwer, 85 PS, mit einem Vierzylinder Argus A4-Motor. Die Innenausstattung war mit einem Waschbecken mit Fließwasser und einer Toilette luxuriöser als die meisten Kochler Wohnungen.

Das Schiff, das nicht schwimmen konnte

Der Stapellauf im April 1923 sollte mit Pomp und Gloria gefeiert werden. Die „Svea“ wurde mit großem festlichen Aufwand durch Kochels Straßen gezogen – vorbei an der neugierigen Bevölkerung, die skeptisch die feinen Herren aus München beäugten. Doch die Feierlichkeiten fielen buchstäblich ins Wasser: Beim Stapellauf an der „Renken“ bekam das Schiff zu viel Schwung und versank innerhalb von Sekunden sang- und klanglos. Die ärmlichen Kochler Helfer, die sich beim Transport ein paar Reichsmark verdient hatten, labten sich freudig beim Festessen im „Grauen Bär“, weil die schockierten Münchner sofort abgereist waren, ist den damaligen Schilderungen zu entnehmen.

Ein halbes Jahrhundert verschollen im Kochelsee

Daraufhin war die Geschichte vom „U-Boot im Kochelsee“ geboren. 50 Jahre lang lag die „Svea“ in 37 Metern Tiefe. Versuche, sie zu bergen, sind nicht bekannt. 1973 stießen schließlich einige Taucher des „Tauch-Club Tegernseer Tal“ (TCTT) auf das Schiff. Sie erhielten dann die Genehmigung zur Bergung, die 1978 stattfand. Zwei Tölzer, ein Penzberger und ein Taucher aus dem Tegernseer Tal, so ist dem Archiv des Tölzer Kurier zu entnehmen, stiegen in den See. Zwanzig Tauchgänge waren notwendig, um ein zwölf Millimeter dickes Stahlseil um die „Svea“ zu ziehen, berichtete 2003 einer der Beteiligten unserer Zeitung. Anschließend befestigten die Männer 35 Plastikfässer mit je 200 Litern an dem Seil, um das Boot mittels Pressluft langsam nach oben zu befördern – schließlich wusste man nicht, ob es dem Druck standhalten würde. Auch ein Rüstwagen der Penzberger Feuerwehr half dabei.

Heute steht das Schiff in einem privaten Tauchermuseum

Die Männer hatten Erfolg. Die „Svea“ wurde ins Tegernseer Tal zu einem der Beteiligten gebracht, der sich ein privates Tauchermuseum eingerichtet hat. Bei der Einweihungsfeier, so erzählte einer der Taucher damals unserer Zeitung, sei auch noch ein Mann aus Bichl dabei gewesen, der 1923 den missglückten Stapellauf beobachtet hatte. (müh)

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