Der Wassergeist derbleckt: „Was hast Du gemacht – außer Schulden?“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Miesbach

Der Wassergeist vom Miesbach derbleckt: „Was hast Du gemacht – außer Schulden?“

KommentareDrucken

Da schaut’s her: Bürgermeister Gerhard Braunmiller brauchte zum Anzapfen gerade mal einen Schlag. © STEFAN SCHWEIHOFER

Beim Miesbacher Starkbierfest im Bräuwirt war am Freitagabend einiges geboten. Im vollen Saal durften sich die Gäste nicht nur über einen lustigen Einakter des Trachtenvereins sowie Bier und Musi freuen, sondern erlebten auch eine Premiere sowie eine treffend-launige Fastenpredigt vom Wassergeist – der aber auch ernste Töne anzuschlagen wusste.

Miesbach – Für Bürgermeister Gerhard Braunmiller war es ein besonderer Abend beim Starkbierfest. Beim obligatorischen Anzapfen des Fasses verzichtete er eingangs auf selbstbewusste Kommentare, sondern ging konzentriert zu Werke. Vor mehreren Kameraobjektiven holte er beherzt aus und trieb den Zapfhahn mit dem ersten Schlag so fest ins Holz, dass sein üblicher Sicherheitsschlag nicht mehr nötig war. Der trockene Auftakt eines unterhaltsamen Abends, für den sich Braunmiller feiern ließ. „Das habe ich mir für heute vorgenommen“, erklärte er auf Nachfrage unserer Zeitung. „Das war eine Premiere.“

Ratschlag für den Bürgermeister

Da ließen sich die Spitzen des Wassergeists gut wegstecken, der mit bekanntem Lausbubencharme Braunmiller als Ersten herauspickte. „Jetzt bist scho vier Jahr Bürgermeister. Und? Wos hosd so gmacht – außer Schulden?“, fragte er den Rathauschef. „Ja Du hosd scho vui gmacht, aber man kriegt halt nix mit.“ Und das sei mit Blick auf die nächste Wahl gefährlich: „Die Güldner Astrid scharrt schon mit den Hufen. Über die liest man mehr als über Dich.“

Da hört’s zu: Der Wassergeist las einigen die Leviten – lausbübisch, aber auch mit ernsten Worten.
Da hört’s zu: Der Wassergeist las einigen die Leviten – lausbübisch, aber auch mit ernsten Worten. © STEFAN SCHWEIHOFER

Mit einem bunten Strauß an Themen arbeitete der Wassergeist alias Nikolaus Ruml das zurückliegende Jahr auf. In Sachen Warmfreibad riet er der Stadt, es als „Rückhalte- oder Hochwasserschutzbecken“ zu deklarieren, um es betreiben zu können. Die Miesbacher Jugend ließ er für ihr Engagement hochleben, wegen der langen Schließung des Jugendhauses zur goldenen Parkbank – stets begleitet von den Worten: „Prosit, da Wassergeist braucht Flüssigkeit!“

Gute Laune am Ehrentisch: (v.l.) Bürgermeister Gerhard und Alexandra Braunmiller, Altbürgermeisterin Ingrid Pongratz und Landtagspräsidentin Ilse Aigner.
Gute Laune am Ehrentisch: (v.l.) Bürgermeister Gerhard und Alexandra Braunmiller, Altbürgermeisterin Ingrid Pongratz und Landtagspräsidentin Ilse Aigner. © STEFAN SCHWEIHOFER

Trachtler-Chef Klaus Beer musste diesen Abend als Running Gag herhalten und sich – nach einem Fauxpas im Sommer – immer wieder vom Wassergeist zeigen lassen, wie man Ehrengäste mit Ehefrau begrüßt. Ein Problem, das es bei Landtagspräsidentin Ilse Aigner nicht gab: „Du bist heut als Deine eigene Frau da.“

Mit Blick auf Aigners bisherige politische Ämter stellte er fest: „Du wolltest alles ganz genau anschaun, damit Du Bescheid weißt – für den Fall, dass Du mal Ministerpräsidentin wirst. Dass wir endlich jemanden auf dem Posten haben, der auch Ahnung hat von dem, was er sagt.“

Da spielt die Musi: Einen unterhaltsamen Abend erlebten die Besucher beim Bräuwirt, wo neben Wassergeist und Musikverein auch der Einakter der Theatergruppe des Trachtenvereins für gute Unterhaltung sorgte.
Da spielt die Musi: Einen unterhaltsamen Abend erlebten die Besucher beim Bräuwirt, wo neben Wassergeist und Musikverein auch der Einakter der Theatergruppe des Trachtenvereins für gute Unterhaltung sorgte. © STEFAN SCHWEIHOFER

Dabei gilt auch beim Wassergeist: In ist, wer drin ist in der Predigt. So gesehen durfte sich zum ersten Mal Nachwuchs-Aktionist Andreas Kempf freuen, der das neue Jugendparlament angeregt hatte und sich bei Museumsverein, Badförderverein und SPD engagiert. Viele Einsatzorte, die der Wassergeist so kommentierte: „Am Kempf Andi is sogar so langweilig, dass er sich freiwillig in jede öffentliche Stadtratssitzung hockt.“

Bauernproteste - aus Miesbacher Sicht

Die Bauernproteste durften auch nicht fehlen – wobei „Miesbach steht still“ trotz Stau und Parkplatznot keine Wirkung gehabt habe: „Hier und da hat man bloß jemanden sagen hören: Hey, ist heut wieder Markt?“

Mahnende Worte

Dass in Warngau aber Landrat und Bürgermeister von der Infoveranstaltung zur Flüchtlingsunterkunft Polizeischutz brauchten, da wurde der Wassergeist ernst: „Da stimmt was nimmer. Ihr dürft nicht vergessen zu unterscheiden zwischen anonymer Landespolitik und öffentlicher Landkreispolitik. Ihr kennt die Leute meist persönlich und habt sie teilweise gewählt.“ Wer Politik vor Ort mache, mache das, „weil ihm die Heimat am Herzen liegt“. Das Schöne an Demokratie sei: „Jeder kann mitmachen – außer er schreibt in der Doktorarbeit ab.“

ddy

Auch interessant

Kommentare