„Viele Menschen wollen die Alm“: Landrat Olaf von Löwis will Streit um Saurüsselalm beenden

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Die Saurüsselalm in Bad Wiessee lockt nach Angaben der Betreiber jährlich bis zu 90.000 Besucher an. © Thomas Plettenberg

Wie geht es weiter mit der Saurüsselalm? Noch schwelt der Streit zwischen Almeigentümer und Naturschützern. Im Interview erklärt Landrat Olaf von Löwis (CSU) seine Sicht auf die Dinge.

Bad Wiessee - Am 20. Dezember ist vorerst Schluss. Nach jahrelangen Diskussionen und mehreren Gerichtsterminen über den Betrieb der Saurüsselalm am Tegernsee schmeißt das Pächterpaar Frühauf hin. Der Miesbacher Landrat Olaf von Löwis (CSU) spricht im Interview darüber, wie er den Dauerstreit endlich beilegen will.

Die Saurüsselalm ist wohl die umstrittendste Hütte in Bayern. Ein jahrelanger Rechtsstreit und Hunderte Seite Akten ranken sich um das Ausflugsziel von jährlich 90 000 Gästen. Warum musste es so weit kommen?

Immer wieder habe ich die Parteien, also auf der einen Seite Unternehmer Franz Haslberger, auf der anderen Seite der Verein zum Schutz der Bergwelt und die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal ermutigt, dass wir doch alles außergerichtlich lösen können. Das hat leider nicht geklappt. Und das, obwohl Herr Haslberger sich zuletzt kompromissbereit gezeigt hatte. Er strebte eine Lösung an. Diese wollten dann aber die Umweltvereinigungen nicht mehr.

Auch Frau Brogsitter-Finck, Vorsitzende der Schutzgemeinschaft, sagte, sie sei zu Kompromissen bereit.

Das war nur anfänglich so, unmittelbar, nachdem die Klage des Vereins in erster Instanz erfolglos blieb. Später war leider genau das Gegenteil der Fall. Uns gegenüber und auch vor Gericht haben Frau Brogsitter-Finck sowie die Vertreter des klägerischen Vereins immer klar betont, dass sie einen Präzedenzfall anstreben. Und nichts anderes. Das hat mir ein Vertreter des Vereins zum Schutz des Bergwaldes persönlich gesagt: Man wolle eine gerichtliche Entscheidung. Wenn hier nicht ein Exempel statuiert würde, so argumentierten die beiden Vereine, könne jede und jeder hier machen, was er oder sie wolle.

Was für ein Problem haben die Vereine mit der Alm?

Ihnen gefällt nicht, dass die Saurüsselalm 15 Veranstaltungen im Jahr durchführen darf. Sie sprechen von „Luxus-Sausen“, von „Alm-Disney“. Was sie aber vergessen, ist, dass eine Almhütte rentabel geführt werden muss, wenn man 15 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hat. Insgesamt waren bei den Veranstaltungen nicht mehr als 100 Leute am Abend da. Wissen Sie aber, was mir in der Diskussion viel zu kurz kommt? Viele Menschen in der Gemeinde und im ganzen Tal schätzen die Saurüsselalm nach meinen Wahrnehmungen als beliebtes Ausflugsziel, sie wollen sie. Der Bürgermeister von Bad Wiessee, Robert Kühn, war es ja auch, der Herrn Haslberger überzeugte, die Alm zu übernehmen und auszubauen – und nicht andersherum.

Die Schutzgemeinschaft schreibt, dass die Baugenehmigung, die Sie erteilten, rechtswidrig war.

Es gibt ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts aus dem Jahr 1998, das besagt, dass Almhütten privilegiert sein können. Wir gehen davon aus, dass unsere Baugenehmigung vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig gehalten hätte. Aber so weit kam es ja nicht.

Bis das feststeht, so die Forderung der Schutzgemeinschaft, müsse der Betrieb sofort eingestellt werden. Alles andere sei inakzeptabel.

Dass es ein „Weiter so“ nicht geben kann, ist allen klar. Deswegen appelliere ich an den gesunden Menschenverstand aller Beteiligten, dass wir uns so schnell wie möglich an einen Tisch setzen und eine vernünftige Lösung finden. Das ist vielleicht eine verrückte Idee von mir: Wir machen das, was man macht, wenn man unterschiedlicher Meinung ist – man redet miteinander. Wie heißt es doch: Durchs Reden kommen d’Leut zam.

Trüffelpizza und Rinder-Tartar haben auf einer Bergalm einfach nichts verloren, heißt es immer wieder.

Der bisherige Pächter Martin Frühauf hat uns gesagt, was sie am meisten verkaufen: Käsespätzle und Kalbfleischpflanzerl. Natürlich kann es sein, dass sie an den 15 Veranstaltungsabenden, die wir auch genehmigten, hochwertige Gerichte verkauft haben.

Sie als Landrat würden monetäre Interessen gegen die Natur und gegen das Gesetz stellen, behaupten die Naturschützer.

Unsere Naturschutzbehörde hat ganz klar festgestellt, dass die Alm keine schädlichen Auswirkungen auf die Natur und die Landschaft hat. Nach naturschutzfachlichen Kriterien liegt kein erheblicher Eingriff in Natur und Landschaft vor. Die Naturschutzbehörde war es auch, die von Herrn Haslberger bei seinen 15 Abendveranstaltungen verlangte, dass die Gäste mit einem Bustransfer nach unten gebracht werden sollen, um die Tiere nicht zu stören.

Doch auch der Shuttle-Verkehr in der Nacht störe die Tierwelt, argumentierten die Naturschützer.

Das Wesentliche, das mich interessiert, ist eine Lösung, mit der wir alle leben können. Also, was will ich? Eine gütliche Einigung, damit die ganze Angelegenheit endlich beendet ist. Wir haben eine der schönsten Flecken auf der Welt hier. Und was machen wir? Wir streiten. Dem möchte ich nun ein Ende setzen.

Interview: Andreas Haslauer

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