Für Sankt Leonhard und die Hoffnung: erste Leonhardifahrt in Kreuth als Kulturerbe
Keine Pferde- und Trachtenshow, sondern eine echte Wallfahrt: Leonhardi hat in Kreuth seit jeher einen hohen Stellenwert. Wie tief die Tradition im Ort wurzelt, war auch gestern wieder beim Umzug und beim Gottesdienst spürbar.
Kreuth – Weil der Kreuther Leonhardi-Umzug kein Gaudium, sondern eine veritable Wallfahrt ist, wurde sie zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Wie der gestrige Umzug mit 28 Fuhrwerken und 30 Reitern bei schönstem Sonnenschein und vor 3000 Zuschauern bewies, ändert auch der neue Status nichts am Impetus des Bittgangs.
Leonhardi in Kreuth älteste und frömmste Wallfahrt
Im Gegenteil. Mit Blick auf die wärmende Sonne, den herrlichen Kirchenzug aus Blasmusik, Gästen wie Landtagspräsidentin Ilse Aigner, den Talbürgermeistern Josef Bierschneider (Kreuth), Christian Köck (Rottach-Egern), Alfons Besel (Gmund) und Robert Kühn (Bad Wiessee), Gemeinderäten und Kreuther Kindern, mit Schalkfrauen und Miedermadln aus allen Trachtenvereinen des Tals, Abordnungen beider Gebirgsschützenkompanien und der befreundeten Gebirgsschützen aus Tirol und Südtirol sowie den festlich geschmückten Freialtar im Garten des Handlhofs vis-à-vis der St. Leonhards Kirche, betonte Monsignore Walter Waldschütz bei seiner Begrüßung, wie sehr das seit Jahrhunderten Bewährte und Bekannte Halt gebe und die Menschen mit dem Himmel verbinde – gerade in Anbetracht des Weltgeschehens mit seinen unerwarteten Wendungen.

Die Leonhardifahrt in Kreuth sei die älteste und frömmste Leonhardi-Wallfahrt und ein „Fest der Tradition“, machte Waldschütz deutlich, bevor er das Wort an den Redemptoristenpater Dr. Martin Leitgöb übergab. Der Missionar spannte in seiner Predigt gekonnt einen Bogen von der Gründung der ersten christlichen Gemeinde in Philippi durch den Apostel Paulus über das Wirken von St. Leonhard bis hin zum missionarischen Wirken in der Liebe Gottes. Dieses bringe Hoffnung. Und die Hoffnung wiederum sei ein wertvolles Gut.
Waldschütz spricht in Predigt über Hoffnung
„Die Hoffnung ist ein wichtiges Lebensmittel, das der Mensch braucht. Sie ist das wertvollste Gut, nach dem sich die Welt sehnt“, erklärte Leitgöb und erinnerte, dass der ehemalige Präsident der Tschechischen Republik, Václav Havel, Hoffnung nicht als die Überzeugung, dass alle gut werde, definiert habe. Sondern vielmehr, dass Hoffnung die Gewissheit sei, dass etwas Sinn macht, egal, wie es am Ende ausgeht. „Hoffnung ist die Gewissheit, dass etwas einen Sinn hat, dass Glaube und Liebe Sinn haben, egal wohin es uns führt“, wiederholte er eindringlich und betonte, dass auch der Heilige Leonhard aus dieser Quelle gelebt habe, dass auch er sich für andere, eingesetzt habe. Mit der Eucharistie, als Andockstation an den Herrn, gebe Gott den Menschen Hoffnung, Sinn und Kraft.
Und mit dem Andachtsjodler, den der Chor dabei intonierte und dem Glockengeläut von St. Leonhard geriet sie auch besonders feierlich.

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Keine große Show, dafür viel Glaube
Dreimal umrundeten die Wallfahrer die Kirche, Mensch und Tier erhielten den Segen. Monsignore Waldschütz dankte allen, die zum Gelingen des Traditionsfestes beitrugen und so ein Zeichen der Hoffnung setzten. „Die Auszeichnung immaterielles Kulturerbe ist eine Würdigung, die wir in Kreuth schon lange verdient haben“, befand Waldschütz. „Denn auch wenn die anderen groß mit der Show glänzen, bei uns ist der Glaube daheim.“ Schließlich dankte der Geistliche den Wallfahrern für dieses Zeichen der Hoffnung. Mit Blick auf diejenigen, die vom Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA enttäuscht seien, meinte er: „Dieses Zeichen der Hoffnung wird jetzt ganz besonders gebraucht.“
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