Trump versucht es mit der Brechstange: Was will er mit den Zöllen erreichen?

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Donald Trump bedroht seine Handelspartner mit höheren Zöllen. Dafür nannte der US-Präsident mehrere Gründe. Aber was fordert er?

Washington – Der Handelskrieg hat begonnen. Am 1. Februar hatte US-Präsident Donald Trump mitgeteilt, drei wichtige Handelspartner mit höheren Zöllen belegen zu wollen. Für kanadische und mexikanische Importe legte er Zölle in Höhe von bis zu 25 Prozent fest, für Waren aus China sollen Zölle bis zu zehn Prozent mehr anfallen. Die Erklärungen des neuen Präsidenten gehen in verschiedene Richtungen.

Trump setzt Strafzölle gegen Handelspartner ein – Das sind die Gründe

Dabei stellt sich die Frage: Was will Trump mit Strafzöllen gegen China, Kanada und Mexiko erreichen? In der offiziellen Mitteilung des Weißen Hauses hieß es, dass die USA ihre wirtschaftliche Macht nutzen wollen, um die Sicherheit des Landes zu gewährleisten. Die darauf folgende Erklärung ist allerdings nicht ganz eindeutig. Einerseits gehe es der Regierung darum, die Grenzen gegen illegale Migration und die Bedrohung durch die Droge Fentanyl zu begrenzen – ein Problem, das die Vorgängerregierung Trump angeblich nicht vehement genug bekämpft hatte.

Donald Trump auf dem Rasen des Weißen Hauses in Washington.
Trump versucht es mit der Brechstange: Was will er von Kanada, Mexiko und der EU? © IMAGO / ABACAPRESS

Andererseits aber macht die US-Regierung in derselben Meldung die Rechnung auf, dass die jetzt bezollten Länder einen wesentlich höheren Anteil ihres Bruttoinlandsprodukts dem Handel verdanken. In Kanada beispielsweise mache Handel 67 Prozent des BIP aus, in Mexiko sollen es 73 Prozent sein und in China 37 Prozent. „Dafür macht Handel lediglich 24 Prozent des US-BIP aus“, schrieb das Weiße Haus. Das Handelsdefizit habe sich 2023 auf über eine Billion US-Dollar belaufen. Zölle seien ein mächtiges Instrument, um „nationale Interessen“ zu beschützen.

Ein Handelsdefizit kommt dann zustande, wenn der Wert der Importe eines Landes den der Exporte übertrifft. Trump sieht die Welt als Nullsummenspiel: „Alles, was nicht in den USA hergestellt wird oder woanders gekauft wird, ist für ihn ein Verlust, was eigentlich nicht der Realität entspricht“, zitierte das US-Nachrichtenportal CNN den Ökonomen Joe Brusuelas.

Welches der drei Problemfelder (Migration, Fentanyl, Handel) eine größere Rolle für die Zollentscheidungen spielt, ist unklar. Bekannt ist allerdings, dass Trump das Handelsdefizit der USA schon seit Jahren kritisiert. Laut der Nachrichtenagentur AP News hatte er außerdem den „stetigen Fluss“ von Jobs weg aus den USA und hinein in andere Länder bemängelt. Diesmal aber schob er den Krieg gegen Fentanyl als Grund für diese Entscheidung vor.

Helfen Strafzölle bei der Fentanyl-Krise? Trump-Gespräche „ohne Erfolg“

Bei Fentanyl handelt es sich um eine extrem wirkungsvolle Droge, deren Rohstoffe vorrangig in China hergestellt werden. Sie sei 50-mal stärker als Heroin und koste 75.000 US-Amerikanern jährlich das Leben. Das Ärzteblatt schrieb im Sommer 2024 von einer „weltweiten Opioidkrise mit unzähligen Toten“, ausgelöst von Fentanyl. Die chinesische Regierung hatte damals versprochen, die Überwachung der Produktion verschärfen zu wollen.

Das Weiße Haus verknüpfte das Problem kurzerhand mit allen drei jetzt bezollten Ländern. „Es gibt eine wachsende Präsenz von mexikanischen Kartellen, die mit Fentanyl handeln“, schrieb die US-Regierung, in Kanada gebe es eine erhöhte Produktion von Fentanyl und China tue noch immer nicht genug, um den Drogenfluss zu unterbinden. „Ich habe viele Gespräche mit China über die großen Mengen an Drogen, insbesondere Fentanyl, geführt, die in die Vereinigten Staaten gelangen. Jedoch ohne Erfolg“, hatte Donald Trump am 26. November auf der Plattform Truth Social geschrieben. Damals hatte Trump noch davon gesprochen, chinesische Waren mit Zöllen bis zu 35 Prozent belegen zu wollen.

Es geht um Milliarden – Trumps Strafzölle sollen Handelsdefizit senken

Trotzdem treffen die neuen Zölle Mexiko und Kanada härter – obwohl China der hauptsächliche Rohstofflieferant für Fentanyl ist und ein chinesisch-amerikanisches Handelsdefizit über 382,2 Milliarden US-Dollar vorliegt. Mit Mexiko fiel es geringer aus: Laut dem Büro des United States Trade Representative belief sich das Defizit für US-Handel mit mexikanischen Gütern auf 130,5 Milliarden US-Dollar (Stand 2022). Höhere Zölle sollen die Attraktivität mexikanischer, chinesischer und kanadischer Waren senken, was den Import aus diesen Ländern mittel- bis langfristig künstlich mindern kann.

Für Kanada hatte dasselbe Büro ein US-Handelsdefizit von 80,1 Milliarden US-Dollar (auch 2022) ermittelt. Laut der Datenanalysefirma Argus Media liegen die Gründe für dieses Defizit im Energiehunger der USA. „Ein Großteil des US-Handelsdefizits mit Kanada ergibt sich aus dem Energiesektor“, zitierte Argus Media eine kanadische Großbank. „Abseits davon fällt das Handelsdefizit eher zugunsten der USA aus.“ Aus einem Handelsdefizit von 45 Milliarden US-Dollar (2024) würde bei Nichteinberechnung des Energiesektors ein Handelsüberschuss über 60 Milliarden kanadische Dollar (umgerechnet rund 40,8 Milliarden US-Dollar).

Kanada und Mexiko spielen laut der Meldung des Weißen Hauses allerdings eine größere Rolle bei der illegalen Migration. Diese hätte eine gewaltige Wirkung auf „jeden Aspekt unseres nationalen Lebens“ – sie würden „Schulen überfordern“, die Löhne künstlich senken, den Wohnungsmarkt füllen und Renten erhöhen. Der Fluss illegaler Immigranten solle beschränkt werden.

Strafzölle für Europa – Trump will mehr Gas und Öl verkaufen

Zuletzt drohen auch Europa und Deutschland neue Strafzölle. Auch in diesem Falle hatte Trump das Handelsdefizit bemängelt. Die EU hatte jedoch schon eine Lösung von Trump vorgegeben bekommen: Sie müsse einfach mehr Gas und Öl aus den USA kaufen, dann würden die Zölle eventuell ausbleiben.

Aber: Am Montag, 3. Februar, hatte Trump angekündigt, mit Mexiko und Kanada über die Zölle sprechen zu wollen. Das hatten mehrere Nachrichtenagenturen berichtet. Beide Länder hatten vorher durchblicken lassen, dass sie mit Gegenzöllen auf die Trump-Zölle reagieren könnten – China dagegen hatte die Welthandelsorganisation (WTO) wegen mutmaßlichem Fehlverhalten der USA aktiviert.

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