Nicht mehr wettbewerbsfähig: Chemie-Riese stoppt Investitionen in Deutschland
Covestro sieht keine Zukunft für energieintensive Anlagen in Europa. Deswegen werden
die Investitionen dafür eingestellt.
Leverkusen – Der Chemiekonzern Covestro muss seine Produktionskapazitäten an die sinkende Industrienachfrage in Europa anpassen. „Als Chemiekonzern, der viele Branchen beliefert, müssen wir uns darauf einstellen und uns auf jene Industrien konzentrieren, die in Europa überhaupt noch Bestand haben werden“, sagte CEO Markus Steilemann der Welt am Sonntag. Konkrete Pläne, Anlagen zu schließen, gebe es nicht. Dafür sei es noch zu früh, denn ein solcher Schritt ziehe vieles nach sich.
Covestro investiert nicht mehr in Deutschland: Produktion nicht mehr wettbewerbsfähig
Die Einsparungen treffen allerdings die Standorte in Deutschland und Europa, wo Covestro nicht mehr in energieintensive Anlagen investieren will. „Die Investitionen, die wir in Deutschland und Europa machen, dienen überwiegend nur noch der Instandhaltung“, sagte Steilemann. Man werde weiterhin dafür sorgen, dass die Anlagen in Deutschland sicher und effizient betrieben werden. „Aber wir werden hier nicht mehr in energie- und rohstoffintensive Anlagen investieren. Einfach, weil diese Produkte in Europa nicht mehr wettbewerbsfähig hergestellt werden können.“

Die ehemalige Sparte des Bayer-Konzerns steht vor einer Zäsur. Der staatliche Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten will Covestro inklusive Schulden für bis zu 16 Milliarden Euro übernehmen. Im Dezember teilte Adnoc mit, mehr als 91 Prozent der Covestro-Aktien zu besitzen.
Covestro-Geschäft: Chemiekonzern steht vor Übernahme durch arabischen Konzern
In der Folge flog das Unternehmen aus dem Dax. Denn die Mindestanforderung der Deutschen Börse für die Indexzugehörigkeit ist ein Streubesitz von mindestens zehn Prozent. Die Transaktion wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 vollständig abgeschlossen sein.
Vorstand und Aufsichtsrat von Covestro haben das Übernahmeangebot von Adnoc unterstützt. Entsprechend positiv sieht Steilemann die Transaktion. Covestro werde nach Abschluss der Übernahme „nicht verschwinden, sondern größer sein denn je“, so der CEO.
Covestro investiert nicht mehr in Deutschland: Hierzulande werden 7.250 Mitarbeitende an sechs Standorten beschäftigt
Covestro hat im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 14,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das Unternehmen produzierte Ende 2023 an 48 Standorten weltweit und beschäftigt rund 17.500 Mitarbeitende. In Deutschland sind 7.250 Mitarbeitende an insgesamt sechs Standorten tätig. Seit 2015 hat der Konzern nach eigenen Angaben 3,5 Milliarden Euro in die deutschen Standorte investiert
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Bereits im letzten Juni gab das Unternehmen bekannt, das Transformationsprogramm „Strong“ aufgelegt zu haben. „Damit sollen bis Ende 2028 global jährliche Einsparungen in Höhe von 400 Millionen Euro erzielt werden, davon 190 Millionen Euro in Deutschland“, heißt in einer Mitteilung des Unternehmens. Dies soll über Reduzierung der Personal- und Sachkosten erfolgen. Wie viele Stellen wegfallen, ist noch unklar. In Deutschland sind laut einer Vereinbarung mit der Arbeitnehmerseite betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2032 ausgeschlossen. Deswegen soll ein Abbau über Abfindungen, Altersteilzeit und anderen Elementen erfolgen.
Teure Energie und eine schwache Weltkonjunktur machen nicht nur Covestro, sondern der gesamten Chemieindustrie zu schaffen. Für 2024 rechnet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) für die Branche mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent. BASF hat mehrere Sparprogramme aufgelegt und will Stellen abbauen. Der Spezialchemiekonzern Evonik will in der Verwaltung rund 2000 Stellen einsparen und auch Unternehmensteile verkaufen.