Haley schießt gegen Trump: „Grenzt an einem Punkt, an dem es für Frauen unangenehm wird“
Wenige Tage vor der US-Wahl äußert sich Nikki Haley zu Donald Trumps Wahlkampfrhetorik. Diese sei „schädlich“ und helfe den Republikanern nicht.
Washington, D.C. – Das Verhältnis zwischen Donald Trump und der früheren Gouverneurin Nikki Haley ist ein schwieriges. Einst von ihm gelobt und während seiner Amtszeit sogar UN-Botschafterin, verspottete Trump sie später als „Vogelhirn“, nachdem Haley es gewagt hatte, bei den innerparteilichen Vorwahlen gegen ihn anzutreten. Nach ihrem Rückzug hatte sie ihrem früheren Chef öffentlich ihre Unterstützung für die US-Wahl zugesagt – nur, um jetzt doch wieder gegen Trump zu schießen.
Vor US-Wahl: Kontroverse um Trump-Veranstaltung – „Das ist schädlich“
„Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt, um Puerto Rico oder Latinos zu kritisieren“, sagte Nikki Haley in einem Interview mit Fox News. In der Sendung „Special Report with Bret Baier“ nahm sie Bezug auf Trumps Skandal-Kundgebung in New York, auf der der Komiker Tony Hinchcliffe Puerto Rico – ein Hoheitsgebiet der USA – als „schwimmende Müllinsel“ bezeichnet hat. Die Kampagne von Donald Trump mache einen Fehler damit, wenige Tage vor der US-Wahl auf spaltende Rhetorik zu setzen.
„Das ist schädlich“, sagte Haley. Es gebe keinen Grund, einen Komiker auf einer Wahlkampfveranstaltung zu haben, „die so viel Energie und so viele gute Themen hatte“. Weiter stellte sie die Entscheidung infrage, überhaupt einem Komiker die Bühne zu bieten, „der die Menschen trennt“.

Trump verteidigt Veranstaltung zur US-Wahl: „Es war ein Fest der Liebe“
Den Vorwurf, dass die Menschen bloß „empfindlich sind“, wies Haley zurück. „Ich meine, Puerto-Ricaner, das ist für sie etwas Persönliches. Sie nehmen das persönlich“, sagte sie. Trumps Team distanzierte sich schnell von Hinchcliffes Worten. „Dieser Scherz spiegelt nicht die Ansichten von Präsident Trump oder der Kampagne wider“, hieß es in einer Stellungnahme noch am Sonntag. Derweil forderten der Vorsitzende der puerto-ricanischen Republikaner sowie der katholische Erzbischof Roberto González Nieves eine persönliche Entschuldigung von Trump.
Doch an eine Entschuldigung denkt Donald Trump gar nicht; der republikanische Präsidentschaftskandidat sieht die kontroverse Veranstaltung kurz vor der US-Wahl viel mehr als sein persönliches Woodstock. „Es war wie ein Fest der Liebe, ein absolutes Fest der Liebe, und es war mir eine Ehre, ein Teil davon zu sein“, sagte Trump bei einer Rede in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Florida. Im Madison Square Garden habe es schon viele politische Events gegeben. Ein so schönes Ereignis habe es dort aber „noch nie“ gegeben, sagte Trump. Den Comedian Hinchcliffe habe er nicht gekannt.
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Kurz vor US-Wahl: Haley kritisiert Trump für „Bromance- und Männlichkeits-Zeug“
Doch nicht nur Menschen mit puerto-ricanischen Wurzeln könnten von Trumps Gehabe abgeschreckt werden, sagte Nikki Haley gegenüber Fox News. „Dieses Bromance- und Männlichkeits-Zeug grenzt an einem Punkt, an dem es für Frauen unangenehm wird“, sagte die 52-Jährige. Dabei verwies Haley auf Werbespots von republikanischen Lobbygruppen, in denen Harris als „C-Wort“ („Cunt“) bezeichnet wird. Außerdem habe es im Madison Square Garden Redner gegeben, über Harris „und ihre ‚Zuhälter‘“ sprachen. „Das ist kein Weg, um Frauen für sich zu gewinnen“, sagte sie mit Blick auf die US-Wahl am 5. November.
Es war nicht das erste Mal, dass Haley die Wahlkampfrhetorik Trumps kritisiert hatte. Anfang November warnte die ehemalige Botschafterin – ebenfalls bei Fox News – Donald Trump müsse seine Worte sorgfältiger wählen. „Das Beste“, was der Ex-Präsident machen könne, wäre den Wählerinnen und Wählern ein Gefühl von Sicherheit zu geben. „Doch wenn sie [die Republikaner] darüber reden, ob Kamala dumm ist, wenn sie darüber reden, dass Haitianer Katzen essen – dann verlieren sie sie“, so Haley.
Umfragen zur US-Wahl sehen Trump und Harris praktisch gleichauf
Trotz aller Kritik an Donald Trump und der republikanischen Wahlkampfrhetorik zeigen die Umfragen zur US-Wahl allerdings nach wie vor ein ausgeglichenes Bild. In den entscheidenden Swing States führt Trump den jüngsten Erhebungen zufolge sogar in drei von sieben Staaten; Harris hat derweil in Michigan die Nase vorn, während die Demokratin und der Republikaner in Pennsylvania, Wisconsin und Nevada gleichauf liegen.
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Doch in all diesen Staaten liegen Harris und Trump aktuell höchstens rund zwei Prozentpunkte auseinander. Ein ehemaliger Stratege der Republikaner erwartet in einer Prognose dennoch einen klaren Harris-Sieg bei der US-Wahl. Nächste Woche wird sich zeigen, ob er damit richtig liegt.