Russischer Überläufer in Spanien getötet – Er machte wohl entscheidenden Fehler

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Russischer Mi-8: Mit so einem Helikopter gelang dem russischen Überläufer Maxim Kuzminow im Jahr 2023 die Flucht (Archivfotos) © IMAGO / ABACAPRESS / SNA

Maxim Kuzminow lief im vergangenen Jahr in einer spektakulären Flucht in die Ukraine über. Nun wurde der russische Helikopterpilot ermordet. Moskau war es offenbar ein Leichtes, ihn zu finden.

Cala Alta – Dem russischen Überläufer Maxim Kuzminow gelang ein öffentlichkeitswirksamer Coup, der schlecht in das Narrativ der Kreml-Propaganda passte: Der 28-Jährige floh im vergangenen Jahr mit einem modernen Mi-8-Hubschrauber in die Ukraine, weil er Putins Krieg nicht unterstützen wollte. Nun wurde der Hubschrauberpilot in Spanien ermordet. Der russische Geheimdienst reagierte mit Spott, womöglich unterlief dem Deserteur ein entscheidender Fehler.

Russischer Überläufer aus Ukraine-Krieg in Spanien ermordet – Auslandsgeheimdienst Russlands spottet

Nach der Flucht hatte die Ukraine den russischen Überläufer für den erbeuteten Helikopter reich belohnt: Eine halbe Million US-Dollar (rund 463.000 Euro) bekam Kuzminow, ebenso wie Sicherheitsgarantien für sich und seine Familie. Nun ist er offenbar tot. Spanische Regionalmedien berichteten zunächst, dass am 13. Februar im Küstenort Villajoyosa an der Costa Blanca nahe Alicante ein Mann in einer Garage von Unbekannten erschossen wurde. Zu Beginn war die lokale Polizei von einem Gangverbrechen ausgegangen, dann jedoch habe man die wahre Identität des Toten festgestellt. Maxim Kuzminow hatte wohl unter falscher Identität gelebt.

Die Ukraine hat den Tod Kuzminows bereits verifiziert. „Wir können diese Tatsache bestätigen“, sagte der Sprecher des Militärgeheimdienstes, Andrij Jussow. Sechs Kugeln sollen den Überläufer laut Polizeibericht getroffen haben. Es werde keine Hypothese ausgeschlossen, sagte ein Polizeisprecher auf Anfrage der Deutschen Presse Agentur. Ein Kommentar des russischen Geheimdienstes ist indes vielsagend: „Dieser Verräter und Verbrecher ist in dem Moment zu einer moralischen Leiche geworden, als er sein schmutziges und schreckliches Verbrechen plante“, sagte der Chef des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR, Sergej Naryschkin, in der vergangenen Woche laut staatliche Nachrichtenagentur Tass. 

Überläufer Maxim Kuzminow gelang spektakuläre Flucht, dann machte er wohl entscheidende Fehler

Der russische Geheimdienst hätte in der Ukraine nicht so leichtes Spiel gehabt wie in Spanien, kommentierte Olexij Danilow, Sekretär des nationalen Sicherheitsrats der Ukraine. Kiew habe dem Piloten vorgeschlagen, im Land zu bleiben. „Hier wäre er auf jeden Fall in Sicherheit gewesen.“ Ursprünglichen Berichten zufolge hatte der Überläufer nach seiner Flucht zunächst vorgehabt, sich den ukrainischen Luftstreitkräften anzuschließen. Ukrainischen Geheimdienstquellen zufolge könnte sich Kuzminow womöglich selbst verraten haben. Offenbar hatte er eine frühere Freundin aus Russland zu sich eingeladen, hieß es.

Zudem sei der 28-Jährige in dem spanischen Urlaubsort ausgerechnet in eine Wohnanlage in Cala Alta gezogen, in der auch viele Russen und Ukrainer leben. Das berichtete die spanischen Zeitung El Pais unter Berufung auf Ermittlerkreise. Oftmals nutze Moskau russische Landsleute im Ausland als Informationsquelle. Laut dem Bericht waren die Angreifer offenbar mit den täglichen Routinen des früheren Hubschrauberpiloten vertraut, was darauf hindeute, dass sie ihr Opfer vor der Tat längere Zeit beobachtet hatten.

Mordauftrag aus Moskau? „Wahrscheinlich“ vom FSB angeordnet und von Putin genehmigt

Aus spanischen Ermittlerkreisen hieß es, dass der Mordauftrag wohl aus Moskau kam. Unklar sei laut El Pais lediglich, ob „die Operation das Werk des Auslandsgeheimdienstes (SVR) war, [...] des Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB) [...] oder des Militärischen Nachrichtendienstes (GRU)“ war. Beweise dafür liegen dem Bericht zufolge jedoch nicht vor und seien schwer zu finden. Der russische Präsident Wladimir Putin, selbst ein ehemaliger Geheimagent, ist bekannt für seine harte Haltung gegenüber Menschen, die er für Verräter hält. Diesen „blüht meist ein böses Ende; entweder im Suff oder in der Drogenabhängigkeit hinter irgendeinem Gartenzaun“, sagte der Kremlchef einmal. Kritiker Putins sterben regelmäßig, zuletzt etwa der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny, der frühere Chef der Wagner-Gruppe Jewgeni Prigoschin oder zahlreiche Oligarchen.

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