Heiraten auf türkisblauem Wasser: Gibt es Trauungen auf dem Lechfloß bald auch in Schongau?

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Mit der Hochzeitsgesellschaft auf dem Lechfloß: Warum nicht auch am Lido? In Lechbruck sind diese Trauungen sehr beliebt und sogar direkt auf dem Wasser möglich. © Hans-Helmut Herold

Viele Ehepaare suchen nach einem besonderen Ort, um sich das Ja-Wort zu geben. Trauungen sind in Schongau etwa unter freiem Himmel im Serenadenhof möglich. Aber was ist eigentlich aus der Idee geworden, auf dem Lechfloß zu heiraten?

Schongau – Erst jüngst befasste sich der Schongauer Stadtrat mit der neuen Gebührenordnung fürs Standesamt. Wer nicht im Trauungszimmer im Rathaus heiraten möchte, sondern sich einen besonderen Rahmen wünscht wie im Ballenhaus oder im Serenadenhof, muss nun etwas mehr bezahlen. Am aufwändigsten sei die Vorbereitung der Hochzeitszeremonie im Sitzungssaal, hatte Daniel Felsmann dem Gremium erläutert, Leiter von Standesamt und Friedhofsverwaltung der Stadt Schongau. Nicht mit in der Liste: das Lechfloß, das man ebenfalls für Trauungen am Schongauer Lido widmen könnte.

Felsmann erinnert sich noch an Gespräche mit Ursula Diesch, der damaligen Leiterin der Tourist Information. Das Thema sei in Schongau dann aber nicht weiter verfolgt worden, es gebe da zu viele organisatorische Hürden. Zum einen müsse das Lechfloß für die Eheschließung anlegen, oder die Zeremonie im Vorfeld vorgenommen werden. „Dann muss aber auch das Wetter mitspielen“, kommt Felsmann zum nächsten Thema, „und das Floß ist ja nicht überdacht“.

Wie bei Trauungen im Serenadenhof auch, müsse es für Floßhochzeiten eine Ausweich-Möglichkeit geben. Denn was tun, wenn das Wetter plötzlich umschlägt? „Was macht man dann mit 60 Mann am Floß?“, fragt Felsmann. Es sei schon etwas anderes, wenn man ein geschlossenes Boot habe wie an Starnberger- oder Ammersee. In Tutzing beispielsweise können Trauungen auf dem Museumsschiff stattfinden, in Dießen kann man an Bord des gleichnamigen Raddampfers buchstäblich in den Hafen der Ehe einlaufen.

„Es dürfte auch keine Musik gespielt werden“, zählt Felsmann weiter auf, dies sei wegen des Naturschutzgebietes am Lido nicht möglich. Dabei würden sich die Ehepaare gerne ihre eigenen Lieder für ihre Trauung aussuchen, die sie per Handy oder USB-Stick mitbrächten. „Gerade die Musik gehört einfach mit dazu“, ist Felsmann überzeugt. „Das macht also alles keinen Sinn“, so das Fazit von Felsmann. Deshalb habe man die Idee organisatorisch verworfen. „Wenn aber die Tourist Information einen Versuch unternehmen wollen würden, sind wir offen“, macht er deutlich. „Wenn der Wunsch und die Nachfrage da ist, kriegen wir das hin.“

Maximilian Geiger, Nachfolger von Ursula Diesch als Leiter der Tourist Information, winkt erst einmal ab. Er habe zwar bereits ein Tür- und Angel-Gespräch zum Thema geführt, sehe aber noch keine Kapazitäten. Das neue Floß sei zwar fertiggebaut und im Wasser. Aber zunächst einmal bereite man in Schongau den Umzug der Tourist Information ins benachbarte Gebäude vor.

Musik am Lido nicht erlaubt

Heiraten auf dem Lechbrucker Lechsee ist seit vielen Jahren möglich, der Gemeinderat hatte bereits 2012 beschlossen, das Floß als weiteren Trauungsort zu widmen – für die Zeit zwischen 15. Juni bis 30. September. Man brauche einen festen Ort für die Trauung, liege dieser unter freiem Himmel, müsse er auch genau beschrieben und mit dem Boden verbunden sein, erklärt Brigitte De Smedt von der Gemeinde Lechbruck. Für die Trauungen auf dem Lechbrucker Lechsee gehe das Floß dann einfach an einer bestimmten Stelle vor Anker, Trauungen seien somit auch auf dem Wasser möglich.

Bedenken wegen der Witterung sieht De Smedt nicht. Das Floß sei baugleich mit dem Schongauer Floß. „Es gibt große Schirme, die auch ein bisschen Nieselregen abhalten. Und die Flößer haben einen Friesennerz, die halten das schon aus. Schade ist es nur um die Frisur der Braut.“ Daher halte man immer eine Ausgleichsfläche parat und dekoriere neben dem Floß parallel auch den Sitzungssaal. Im Gegensatz zu Schongau seien es in Lechbruck aber alles kurze Wege. „Wenn die Bürgermeister zum Aufbruch blasen, sind es keine fünf Minuten bis ins Rathaus.“

Heiraten auf dem Lech: In Lechbruck hat man Musikfrage unkompliziert gelöst

Vor allem während Corona sei das Heiraten auf dem Floß sehr beliebt gewesen. Auch für Hundebesitzer sei das ein Gewinn, denn die Vierbeiner dürften selbstverständlich auch mit an Bord. Im Schnitt seien es nun 20 Floßhochzeiten im Jahr. Ganz günstig ist das aber nicht. 800 Euro plus Wochenendzuschlag fallen in jedem Fall an. Weil die Gemeinde das gar nicht leisten könne, gibt es außerdem externe Helfer. So sei etwa eine Dame mit der Dekoration beauftragt. „Wir haben extra Deko-Boxen, die am Bootshaus lagern, ohne Aufwand ist das nicht“, weiß De Smedt.

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Weil es am Floß keinen Strom gibt, hat man die Musikfrage in Lechbruck ganz unkompliziert gelöst: Gespielt werden könne nur unplugged – also auf Instrumenten ohne Verstärkung. Gerne dürfe etwa eine Gitarre mitgebracht werden. „Die Schwäne stört das, glaube ich, nicht.“ Was allerdings zum Schutz von Flora und Fauna im Naturschutzgebiet ungern gesehen werde, ist das Fotografieren oder Filmen per Drohne. Ebenfalls untersagt ist das Streuen von Reis. „Der quillt in den Ritzen auf und bleibt dort hängen“, weiß De Smedt. „Wenn allerdings ein Blütenblatt als Symbol der Fruchtbarkeit den Lech hinunterfließt, ist das kein Problem.“

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