Land unter in den Schongauer Schrebergärten – „Es sind Zigtausende an Schaden entstanden“
Die Regenmenge der vergangenen Tage macht Kleingärtnern im Schongauer Norden zu schaffen. Die Fläche am Faulen Graben wurde überflutet. Muss das Gewässer ausgegraben werden?
Schongau – „Land unter“ heißt es nach den jüngsten ergiebigen Regenfällen in vielen Schongauer Schrebergärten am Faulen Graben zwischen Adalbert-Keis-Straße und Bahnlinie. „In die Gärten kommt keiner mehr“, so Jürgen Müntefering, einer der Anwohner und Kleingartenbesitzer. Dabei ist sein Gartenhaus in der Anlage des Kleingartenvereins, der Diözese und einer Erbengemeinschaft, die die ehemaligen Bahngärten übernommen hat, sogar weniger betroffen als andere. Die wurden vom vielen Wasser nicht nur eingeschlossen, sondern regelrecht überflutet. „Da steht das Wasser 30 Zentimeter hoch. Es sind Zigtausende an Schaden entstanden – wieder einmal“, sagt Müntefering.
Gerade bei Starkregen sammele sich das Wasser sehr schnell im zwischen Wohnbebauung und Gärten befindlichen Faulen Graben, ein kümmerlicher Rest des Urlechs. Dazu käme dann noch das Hangwasser – dort entsprängen auch einige Quellen. Im Faulen Graben fließe das viele Wasser aber nur ganz langsam nach Süden in Richtung Lech ab. Vor etwa 30 Jahren sei versucht worden, Richtung nordwestlich gelegenem Areal bei der Gärtnerei Engler ein Biotop anzulegen. Der Rückstau habe aber nicht funktioniert, erinnert sich der Anwohner. Daher seien zwei Pumphäuschen gebaut worden – nördlich des V-Markts und weiter südlich auf Höhe Enzensberger Keramik Richtung Bahnlinie. „Aber der Kreislauf funktioniert nicht“, so Müntefering. Er denkt: „Da muss nachgearbeitet werden, damit das Wasser nicht in die Gärten fließt.“
Von Pumpen am Fließgewässer Faulen Graben weiß Rainer Engler von der Gärtnerei Blumenschule nichts, das Problem liege an anderer Stelle: „Der Faule Graben ist größtenteils zugewachsen, er müsste ausgegraben werden.“ Genau mit diesem Anliegen habe er sich gerade via E-Mail an Stadtbaumeister Sebastian Dietrich gewandt. „Mein Oberflächenwasser läuft gesammelt in einem Rohr in den Faulen Graben, bei so einem Regenereignis gibt es aber einen Rückstau.“
Auf seinem Grund sei das Wasser rasch wieder abgeflossen, aber die Schrebergärten lägen unterhalb. Diese Mengen Wasser könnten von der Natur gar nicht mehr bewältigt werden, die Heftigkeit der Regenfälle nehme zu bei immer kürzeren Abständen. „Der Faule Graben ist in Schongau in vielen Bereichen verrohrt worden“, so Engler. Solange der Faule Graben offen gelegen habe, hätten sich die Anlieger jedes Jahr abgewechselt und abgesprochen, wer diesen räumt. Dies geschehe nun an den offenen Stellen leider nicht mehr. Engler: „Jetzt war ich frech und habe geschriebenen, dass man sich vielleicht vom Computer wegbewegen und mal eine Schaufel in die Hand nehmen muss.“
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Sebastian Dietrich kann derzeit nicht die eine große Antwort geben, warum die Fläche überschwemmt ist, das Problem sei bisher gar nicht bekannt gewesen. Die Antwort liefert vielleicht dann eine Untersuchung, und zwar für den Bebauungsplan, der für das Bauvorhaben an der Blumenschule derzeit erstellt wird. „Die Thematik soll von einem Fachplanungsbüro tiefergehend untersucht werden. Wir sind gerade dabei, alle Informationen zusammenzutragen aus den verschiedenen Abteilungen“, so Dietrich.
Arbeiten am Bebauungsplan gehen weiter
Nicht nur das Bauamt sei involviert, auch die Stadtwerke. „Nach unserem Kenntnisstand gab es aber zuletzt keine Probleme“, beschreibt es Dietrich, es gebe daher keinerlei Erfahrungswerte. Er geht davon aus, dass bereits in rund zwei Monaten Ergebnisse vorliegen könnten. Und die Arbeiten am Bebauungsplan würden weiterlaufen, auch wenn das gesamte Projekt derzeit in der Schwebe ist, da es zum großen Teil durch die insolvente Wohnbaugenossenschaft Maro entwickelt werden soll (siehe Kasten).
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Eingezeichnet ist der Verlauf des Fließgewässers Fauler Graben zunächst entlang des gleichnamigen Weges ab dem Schongauer Stadtweiher westlich der Marktoberdorfer Straße Richtung Norden. Er verlaufe durchgängig entlang des ehemaligen historischen Lechumlaufs, beschreibt es Dietrich. Ab der Altenstadter Straße verläuft der Faule Graben erst westlich, dann nördlich der Wilhelm-Köhler-Straße oberhalb der Berufsschule zur Augsburger Straße, läuft im Süden des Blumenschulen-Areals entlang und knickt dann südlich ab Richtung V-Markt, quert die Eisenbahnlinie nördlich des Bahnhofs. Der Faule Graben mündet dann im verlandeten Kuisl-Weiher an der Perlachstraße. „Von dort fließt der Lederbach dann in den Lech“, so Dietrich. Bei Fließgewässern Dritter Ordnung ist die Kommune für den Unterhalt zuständig.
Engler: Es soll weitergehen mit der Maro
Auch Rainer Engler treibt die Insolvenz der Wohnbaugenossenschaft Maro um. „Es ist die Frage, ob es gelingt, genügend Kapital aufzutreiben“, so der Besitzer der Blumenschule, dessen Areal von der Maro entwickelt werden soll. „Gelingt es, könnte es weitergehen mit der Maro, vielleicht in etwas abgespeckter Form“, so Engler. Die Planung sei absolut auf die Maro abgestimmt, „die Planung ist fertig, das Konzept sehr stimmig.“ Er hoffe nicht für sich, sondern für die Wohnbaugenossenschaft, dass Überbrückungsgelder möglich werden. Für ihn persönlich trete a erst mal kein Schaden ein, notfalls müsse der Erbbaurechtsvertrag wieder gelöst werden. Aber das seien alles Fragen der Zukunft, damit beschäftige er sich nicht. Er denkt also positiv? „Es so auszudrücken ist mir zu wenig“, sagt Engler. „Ich habe Vertrauen.“ Auf den Flächen der Gärtnerei soll eine autofreie Siedlung entstehen, auf Flächen im Osten von weiteren Grundbesitzern ist eine klassische Reihenhausbebauung vorgesehen.