Energieverbrauch der Firmen ist immens
„Die Pfade des Schönrechnens sind verbaut“: Das sagt Andreas Scharli von der Energiewende Oberland (EWO). Der Energienutzungsplan (ENP) gibt Einblicke in den Strom- und Wärmeverbrauch der großen Industriebetriebe Schongaus. Hilfreich sind die Daten des ENP auch für die Wärmeplanung.
Der Energienutzungsplan der Stadt Schongau unterteilt sich in fünf Kapitel. Die Mitarbeiter des EWO-Kompetenzzentrums haben als Grundlage zunächst einmal alle Bestandsdaten erfasst. Dazu zählt etwa die Flächenaufteilung: Jeweils knapp 30 Prozent sind als Landwirtschafts- und Waldfläche genutzt sowie 27,5 Prozent als Siedlungs- bzw. Verkehrsfläche. Hinzu kommen noch rund zwölf Prozent Wasserfläche. Auf Datenbasis des Jahres 2021 wurden in Schongau 49 Prozent der Endenergie für die Bereitstellung von Wärme benötigt, 45,2 Prozent wurden für Strom und 5,8 Prozent für den motorisierten Individualverkehr verbraucht. 1858 Gigawattstunden kamen insgesamt zusammen, wovon die privaten Haushalte 4,2 Prozent Energie verbrauchten, kommunale Liegenschaften 0,6 Prozent und der Verkehr wiederum 5,8 Prozent.
Sektor Gewerbe verbraucht am meisten
Der Sektor Gewerbe verbraucht am meisten, insgesamt 89,4 Prozent der Endenergie. „Die großen Firmen haben uns ihre Werte für Wärme und Strom zur Verfügung gestellt“, lobt EWO-Energiemanager Andreas Scharli. Teilweise habe es auch Ortstermine gegeben. „Sie kümmern sich alle drum, das war sehr erfreulich.“ Stadtbaumeister Sebastian Dietrich hat ähnlich gute Erfahrungen gemacht.
„Das große Erwachen kam bei der Energiekrise, das hat die Zusammenarbeit intensiviert“, sagt Scharli. „Gerade im Bereich der Automobilzulieferer braucht man einen grünen Fußabdruck. Die Pfade des Schönrechnens, etwar durch das Pflanzen von Bäumen in Südamerika, sind verbaut.“
Betrachtet man die Zahlen ohne die großen ortsansässigen Industriebetriebe (verarbeitendes Gewerbe mit mehr als 20 Beschäftigten), verbraucht das Gewerbe noch immer knapp 55 Prozent der Energie. 18 Prozent entfällt auf Privathaushalte, rund ein Viertel auf den Verkehr. Mit Stand Januar 2023 waren in der Stadt Schongau insgesamt 8040 PKW und LKW gemeldet, die 108 070 Megawattstunden Energie verbrauchten. „Neben der Verkehrsvermeidung ist E-Mobilität derzeit eine vielversprechende Option, den verkehrsbedingten Ausstoß von Treibhausgasen, Stickoxiden und Feinstaub zu reduzieren – vorausgesetzt, der Strom für die E-Fahrzeuge wird aus erneuerbaren Energien erzeugt“, heißt es im ENP.
90 Prozent des Schongauer Stroms verbraucht Papierfabrik
Die Stromnutzung von Großverbrauchern (Stromkunden mit mehr als 100 000 kWh Strom pro Jahr) in Schongau wie UPM, Hochland, Hoerbiger oder Hirschvogel ist riesig, sie lag im Jahr 2021 bei 97,14 Prozent von insgesamt 842 160 MWh. Das wirkte sich auch auf die Klimabilanz des gesamten Landkreises aus, weiß Scharli. 90 Prozent des Gesamtabsatzes in Schongau beim Strom hat die Papierfabrik. Rechnet man sie einmal heraus, entfallen noch immer 67,5 Prozent des Stroms auf die anderen Großverbraucher.

Grundlage für Wärmeplanung
An zweiter Stelle liegen die privaten Haushalte (18,7 Prozent) gefolgt vom Gewerbe (9,6 Prozent). Gleichzeitig konnten 2021 in Schongau 182 825 MWh regenerativ erzeugter Strom ins Netz eingespeist werden. „In Relation zum Gesamtstromverbrauch entspricht dies lediglich einer Deckung von 21,7 Prozent“, heißt es im Energienutzungsplan. Der Großteil hiervon – mehr als 90 Prozent – wird in den Wasserkraftanlagen am Lech generiert, der zweitgrößte Anteil durch PV-Module auf Wohngebäuden und bis dato zwei Freiflächen-PV-Anlagen.
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„Das nächste große Thema für Schongau wird die kommunale Wärmeplanung“, weiß Scharli. Hierfür biete der Energienutzungsplan den Einstieg. Und auch eine Entscheidungshilfe, etwa, was die künftige Wärmeversorgung von Gebäuden in Schongau-West anbelangt. „Da stimmen wir uns ganz eng ab, die Federführung liegt im Bauamt“, erläutert Klimamanagerin Julia Kurnoth. Noch warte man auf die bayerische Rechtsverordnung, auch die Finanzierung sei noch nicht gänzlich geklärt. Bis zum 30. Juni 2028 soll die kommunale Wärmeplanung vorliegen.
Kommunale Wärmeplanung soll bis Juni 2028 vorliegen
Ein paar Zahlen hierzu aus dem Energienutzungsplan, immer bezogen auf das Jahr 2021: Zur Deckung des Wärmebedarfs (Raum- und Prozesswärme) in Schongau wurden pro Jahr rund 909 598 MWh Endenergie benötigt. Es konnten lediglich 2,6 Prozent des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien bereitgestellt werden. Den größten Anteil mit rund 6966 MWh machte Holz aus, dann folgten Wärmepumpen sowie Solarthermie. Von den 6,3 Prozent Fernwärme stammten 2021 knapp 19 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Über 90 Prozent des gesamten Wärmebedarfs wurden jedoch durch fossile Energieträger gedeckt. Den Großteil hiervon machte der Energieträger Erdgas mit insgesamt 37,5 Prozent aus, dazu kamen etwa 28 Prozent KWK-Wärme (ebenfalls Erdgas-betrieben) sowie 27 Prozent Heizöl.
Unabhängig davon seien die Stadtwerke dabei, einen Transformationsplan zu erstellen, ergänzt Florian Hiemer, technischer Leiter der Stadtwerke Schongau. Zeit verlieren darf man dabei nicht: Man müsse einen Fahrplan entwickeln, um im Jahr 2045 komplett autark zu sein von fossilen Energieträgern bei der Fernwärme. „Ich halte das für absolut realistisch, das zu schaffen, die CO2-Kostenanteile steigen ja auch immer weiter, allein dadurch entsteht ein wirtschaftliches Interesse.“
Der Energienutzungsplan der Stadt Schongau ist abrufbar auf der Internetseite der Stadt Schongau unter dem Reiter „Mein Schongau“ und dem Unterpunkt „Wohnen und Bauen“ oder direkt unter www.schongau.de/klimaschutz.de.