Früher in Rente gehen: Diese Krankheiten werden anerkannt
Menschen mit chronischen Krankheiten können teilweise bis zu zwei Jahre früher in Rente gehen – und das ohne Abzüge. Ein Überblick.
Berlin – Etwa 18 Millionen Deutsche sind im Rentenalter. Wann genau man dabei ohne Abschläge in die Rente gehen kann, hängt nicht nur vom Alter ab, sondern auch von den geleisteten Beitragsjahren an die Rentenversicherung – 45 Jahre sind dabei Pflicht. Aber gerade für Menschen mit chronischen Krankheiten ist wichtig zu wissen: Unter besonderen Bedingungen können sie bis zu zwei Jahre früher in die Rente gehen.
Menschen mit schwerer Behinderung können nicht immer bis zum normalen Rentenalter arbeiten. Laut dem Statistischen Bundesamt sind 7,8 Millionen Menschen schwerbehindert. Dennoch waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2021 etwa 57 Prozent davon in den Arbeitsalltag integriert. Für diese Fälle gibt es in Bezug auf die Rente und dem Renteneintritt Ausnahmen. Es gilt: Wer mindestens 35 Jahre versichert war, ein gewisses Alter erreicht hat und als schwerbehindert gilt, ist laut der Deutschen Rentenversicherung befugt, zwei Jahre früher in die Rente zu gehen.
Früher in Rente gehen durch chronische Erkrankung: Grad der Behinderung entscheidend
Unter Behinderung versteht man nach Sozialgesetzbuch eine Einschränkung an der Teilhabe an der Gesellschaft für einen längeren Zeitraum als sechs Monate. Die chronische Krankheit ist die Ursache der Behinderung. Chronisch krank heißt jedoch nicht gleich schwerbehindert. Die Schwere der Erkrankung wird durch den Grad der Behinderung (GdB) angegeben; ab einem GdB von 50 gilt man als schwerbehindert. Mit einem GdB von 50 kann ein Schwerbehindertenausweis beim Versorgungsamt beantragt werden. Dieser Grad ist für eine frühzeitige Rente mindestens vorgeschrieben. Die Bandbreite reicht insgesamt von 20 bis 100. Dabei gehe es laut Sozialverband VdK bei der Bestimmung des GdB weniger um die Art der Erkrankung und mehr um die Dauer der Einschränkung. Bestimmt werden müsse der GdB am Ende von einem Arzt.
Welche Krankheiten als chronisch anerkannt werden können, unterschätzen viele jedoch. Als chronisch krank gilt eine Person dann, wenn sie mindestens einmal im Quartal wegen einer spezifischen Erkrankung auf ärztliche Hilfe angewiesen ist, so der Gemeinsame Bundesausschuss von Kassen und Ärzten. Die folgenden Erkrankungen ermöglichen es laut einer Liste der Main Post, früher in die Rente zu gehen:
- Asthma
- Diabetes
- Rheuma
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Rückenleiden
- Multiple Sklerose
- Parkinson
- Krebs
- Migräne
- Depressionen
- Angststörungen
- Folgen eines Schlaganfalls
Mit einem Schwerbehindertenausweis bereits zwei Jahre früher in die Rente gehen
Der Schwerbehindertenausweis kann viele Vorteile mit sich bringen – aber vor allem ist er notwendig, um früher in die Rente gehen zu können. Bei einer Einzahlung in die Rentenkasse von mindestens 35 Jahren, können Personen mit schwerer Behinderung bereits zwei Jahre früher ohne Abschläge in die Rente gehen. Während das allgemeine Rentenalter gerade schrittweise von 65 Jahre auf 67 Jahre erhöht wird, wurde das Rentenalter für Schwerbehinderte von 63 Jahren auf 65 Jahre erhöht. Versicherte des Jahrgangs 1964 sind dabei laut Stiftung Warentest die ersten, die dann erst mit 65 Jahren in die Rente gehen können. In der folgenden Tabelle der Verbraucherorganisation ist zu entnehmen, wann schwerbehinderte Personen früher in die Rente gehen können:
Jahrgang | Alter (Jahre + Monate) | Rentenstart zwischen (Monat/Jahr) |
---|---|---|
1959 | 64 + 2 | 03/2023–03/2024 |
1960 | 64 + 4 | 05/2024–05/2025 |
1961 | 64 + 6 | 07/2025–07/2026 |
1962 | 64 + 8 | 09/2026–09/2027 |
1963 | 64 + 10 | 11/2027–11/2028 |
Ab 1964 | 65 | Ab 1/2029; immer nach Vollendung des 65. Lebensjahres |
Wenn man noch früher in die Rente gehen will
Wer nicht so lange warten möchte, kann auch früher in Rente gehen und dabei Rentenabschläge in Kauf nehmen. Für jeden Monat, den man früher in Rente geht, werden laut Deutscher Rentenversicherung 0,3 Prozent von der Rente abgezogen. Ein Beispiel: Möchte man mit 63 Jahren in Rente gehen und hat bereits 35 Beitragsjahre geleistet, wird die Rente um 3,6 Prozent gekürzt.
Meine news
Bei gesundheitlichen Gründen, die es unmöglich machen, weiterhin zu arbeiten, greift die Erwerbsminderungsrente. Diese Rente dient als Einkommensersatz oder Ausgleich, wenn das Rentenalter noch nicht erreicht ist und wird nach einigen Jahren an Rehabilitationsmaßnahmen genehmigt.
Reicht der Rentenbeitrag nicht aus und besteht keine gesundheitliche Einschränkung, gibt es noch die Möglichkeit, erst später in die Rente zu gehen und dadurch einen höheren Prozentsatz zu erhalten. Ein Jahr später in Rente zu gehen bedeutet 6 Prozent mehr Rente plus zusätzlich den Betrag, der weiter eingezahlt worden ist.