Bei Hegeschau auf Gut Kaltenbrunn: Ein deutliches Ja zur Wildfütterung

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Lebhafte Diskussion statt der gewohnten Vorträge: (v.l.) Wolfgang Mayr, Wolfgang Morlang, Alexander Mayr, Brigitta Regauer, Lasse Weicht und Korbinian Wolf. © Max Kalup

Bei der Hegeschau auf Gut Kaltenbrunn standen heuer zwei brisante Themen zur Diskussion: die Wildfütterung und der Aiwanger-Vorstoß zur Abschussplanung. Das Interesse war groß.

Landkreis/Gmund - Die Hegeschau der Kreisgruppe Miesbach im Bayerischen Jagdverband (BJV) am Samstag (5. April) auf Gut Kaltenbrunn geriet erneut zu einer bewegenden Rückschau und aktuellen Standortbestimmung der Hege und des Naturschutzes im Landkreis. Im Mittelpunkt: der Aiwanger-Vorstoß zur Abschussplanung und das Ende der Wildfütterung außerhalb von Notzeiten, wie sie in Rottach-Egern derzeit für Wirbel sorgt.

Rund 450 Interessierte bei Hegeschau auf Gut Kaltenbrunn

Wald und Wild machen mobil: Rund 450 Interessierte kamen heuer zur traditionellen Hegeschau. Neben den Bezirksvorständen des BJV, Vertretern der Staatsforsten, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen, der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen, des Bauernverbands sowie des Tierschutzes waren auch Herzogin Helene, selbst passionierte Jägerin, Landrat Olaf von Löwis und sein Stellvertreter Jens Zangenfeind, die Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer (Schliersee), Gerhard Braunmiller (Miesbach), Christoph Schmid (Holzkirchen) sowie die Bürgermeister-Stellvertreter Franz Demmelmeier (Weyarn) und Herbert Kozemko (Gmund) vor Ort.

Trophäen bei der Hegeschau in Kaltenbrunn
Die Trophäen wurden mit Interesse begutachtet. © Max Kalup

In Personalunion als Gastgeber und Jäger begrüßte Kozemko die Gäste und bat die Teilnehmer um ein offenes Ohr für die objektiven Beiträge. Für etwaige ideologisch gefärbte Vorträge wünschte er den Teilnehmern nonchalant eine „volle Blase oder einen gesunden Durchzug“, um sich nicht den immer gleichen Argumenten aussetzen zu müssen. Kozemko selbst prangerte die „Freimachung“ von einem Hektar Wald der Staatsforsten an seiner Reviergrenze am geschichtsträchtigen Streitmoos an, wo jetzt eine Bepflanzung „mit 2500 kunstdüngersüchtigen Tannen-Pflanzlingen“ stattgefunden habe: „Das ist eine reine Monokultur.“

Zangenfeind: Die Hegeschau als Beitrag zum Tierschutz

Löwis machte deutlich, dass es trotz umstrittener Themen wie dem Aiwanger-Vorstoß oder der fehlenden Wildfütterung auch positive Entwicklungen gebe. So arbeite man an neuen Zeitlinien für das Jagen. Zangenfeind erinnerte alle Anwesenden an ihre Verantwortung bei der Schaffung des Klimawaldes und lobte die Hegeschau als Ort des Netzwerkens und einen Beitrag zum Tierschutz. Er bat darum, andere Meinungen zu respektieren.

In diesem Sinne holte Wolfgang Mayr, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe, die Teilnehmer der Podiumsdiskussion auf die Bühne, die heuer erstmals die Vorträge ersetzen sollte. Der Schlierseer Forstbetriebsleiter Lasse Weicht bekannte sich im Namen der Bayerischen Staatsforsten zur Wildfütterung „für einen lebensraumangepassten Bestand“. Den wünsche er sich von den Hegegemeinschaften. Weicht bat alle, hier an einem Strang zu ziehen.

Interessensvertreter bekennen sich klar zur Fütterung

Bei einer Abfrage bekannten sich mit einem klaren Ja und unter Applaus auch der BJV-Bezirksvorsitzende Wolfgang Morlang, Kreisbäuerin Brigitta Regauer, Korbinian Wolf vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie Alexander Mayr, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen, zur grundsätzlichen Wildfütterung unabhängig von der gesetzlichen Notzeit. Alexander Mayr unterstrich, wie wichtig dieses Ablenkungsfutter sei, um den Verbiss zu vermeiden. Und Wolfgang Mayr legte nach, dass im Landkreis Miesbach die Fütterung dem Tierschutz und dem Schutzwald diene. Würden die Fütterungen aufgelassen, käme zur Gams noch das Rotwild hinzu, das Druck auf den Wald ausübe. „So ein Szenario absichtlich hervorzurufen, ist verantwortungslos und naiv“, sagte er nachdrücklich.

Aiwanger-Vorstoß wird kritisch gesehen

Neben der neuerdings zur Jagd auf Schwarzwild erlaubten Nachtschießtechnik und der Forderung nach einem „Aktionsplan Wolf“ wurde auch die Initiative von Jagdminister Hubert Aiwanger diskutiert, den Jägern und Jagdgenossen mehr Eigenverantwortung bei der Abschussplanung zu geben. Hier plädierte Korbinian Wolf für die behördliche Beteiligung, damit sich stabile Mischwälder entwickeln können und damit in Gemeinschaftsjagdgebieten jeder seine betrieblichen Ziele verfolgen könne. Mehr Eigenentscheid der Jäger sei bei sogenannten grünen Hegegemeinschaften denkbar. In den anderen Revieren indes laufe die Zeit davon. Da müsse man beim Abschussplan bleiben. Dem folgten im Grundsatz alle Interessensvertreter.

ak

Die Abschusszahlen

Kreisjagdberater Wolfgang Kuhn verlas die Abschusszahlen für 2024. Sie umfassen auch die im Straßenverkehr zu Tode gekommenen oder erlösten Tiere wie den „Hungerhirsch“ von Rottach-Egern. Im Großen und Ganzen haben die Jäger ihr Soll gut erfüllt. Bei der Drei-Jahres-Abschussrate für Rehwild sprach Kuhn von einer Punktlandung von 100,5 Prozent. In den zurückliegenden drei Jahren wurden in den vier Hegegemeinschaften 9372 Rehe erlegt. Insgesamt waren es 859 Rehböcke, davon 51 Prozent ein bis zwei Jahre alte Tiere und neun Prozent ältere Tiere. In 2024 allein wurden 3119 Stück Rehwild erlegt. Beim Gamswild waren es 643 Tiere bei einem Soll von 710 Stück (Quote: 91 Prozent). Beim Rotwild mit 982 Tieren (Soll: 1131) kam man auf 87 Prozent. Wobei hier die gute Nachricht sei, dass die Hirsche wieder älter geworden seien. Die Liste umfasste des Weiteren ein Stück Schwarzwild (Wildschwein), 35 Hasen, 86 Stockenten, vier Waldschnepfen, zehn Baummarder und 1001 Füchse sowie 229 Dachse. Bei Letzteren habe man einen deutlichen Trend nach oben verbucht – besonders im Bereich der im Straßenverkehr getöteten Tiere.

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